Stefan Zweig: „Er identifiziert den Hass als politische Kraft“

DIE ZEIT: Herr Renoldner, Sie haben mehrere Jahre lang an einer neuen Ausgabe des erzählerischen Werkes von Stefan Zweig gearbeitet. Warum sollte man diesen 1942 verstorbenen Schriftsteller heute noch lesen?

Klemens Renoldner: Er ist vor allem wegen seiner Aufsätze und seiner politischen Publizistik aktuell, aber auch durch das späte Erinnerungsbuch Die Welt von Gestern. Dieses Werk wird immer als Blick zurück auf die Monarchie gelesen. Das war auch die Entstehungsidee. Das Buch sollte zuerst 1914 und dann mit dem Ersten Weltkrieg enden. Doch Zweig hat weitergeschrieben und damit den Aspekt der Habsburger-Nostalgie, unter dem es gerne rezipiert wurde und wird, ad absurdum geführt.