Sri Lanka: Linkskandidat Dissanayaka gewinnt Präsidentschaftswahl in Sri Lanka

In Sri Lanka hat der Linkskandidat Anura Kumara Dissanayaka die Präsidentschaftswahl gewonnen. Die Wahlkommission des südasiatischen Inselstaats teilte mit, der linksgerichtete Politiker habe 42,3 Prozent der Stimmen erhalten. „Dieser Sieg gehört uns allen“, schrieb Dissanayaka in einem Post auf der Onlineplattform X.

Dissanayaka setzte sich laut der Wahlkommission gegen den zweitplatzierten Oppositionsführer Sajith Premadasa durch, der 32 Prozentpunkte erhielt. Der seit zwei Jahren amtierende Übergangspräsident Ranil Wickremesinghe landete abgeschlagen auf dem dritten Platz – mit 17 Prozent der Stimmen.

Die Wahl in Sri Lanka war de facto eine Abstimmung über den strikten Sparkurs, der dem Land vom Internationalen Währungsfonds (IWF) im Gegenzug für Hilfen auferlegt worden ist. Dissanayaka werde den Deal mit dem IWF nicht aufkündigen, aber nachverhandeln, sagte ein Sprecher seiner Partei Volksbefreiungsfront vor der Verkündung der Wahlergebnisse. Dissanayaka will demnach die Einkommensteuer sowie die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und Medikamente senken.

IWF-Maßnahmen stabilisierten Wirtschaftslage

Dissanayakas marxistische Partei hatte in den Siebziger- und Achtzigerjahren zwei gescheiterte Aufstände angeführt, bei denen mehr als 80.000 Menschen starben. Bei der Parlamentswahl im Jahr 2020 erhielt sie weniger als vier Prozent der Stimmen.

Die nun durchgeführte Präsidentschaftswahl war die erste seit den Massenprotesten auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zwei Jahren. Der damalige Staatschef Gotabaya Rajapaksa flüchtete damals aus dem Land, nachdem Tausende Menschen seinen Amtssitz gestürmt hatten.

Unter seinem vom Parlament eingesetzten Nachfolger Wickremesinghe stabilisierte sich die Lage im Land seither. Gemäß dem IWF-Rettungspaket erlassene Maßnahmen, beispielsweise Steuererhöhungen, belasten weiterhin die Bevölkerung. Die Präsidentschaftswahl verlief nach Angaben der Behörden allerdings friedlich.