Springer Nature gelingt Börsendebüt
Der Berliner Wissenschaftsverlag Springer Nature hat in Frankfurt einen erfolgreichen Börsenstart hingelegt. Als am Freitagmorgen um 9.18 Uhr der erste Kurs der Aktie festgelegt wurde, notierte das Papier mit 24 Euro fast sieben Prozent über dem Zuteilungspreis von 22,50 Euro. Im späteren Handelsverlauf lag die Aktie zeitweise sogar neun Prozent im Plus. Damit kommt das Unternehmen jetzt auf einen Börsenwert von rund 4,9 Milliarden Euro. Der Vorstandsvorsitzende des Verlages, Frank Vrancken Peeters, zeigte sich zum Börsenstart überaus zufrieden. Das gelungene Börsendebüt sei ein „starker Vertrauensbeweis unserer Investoren“.
Insgesamt brachte der Börsengang Springer Nature und dem Finanzinvestor BC Partners rund 522 Millionen Euro ein. Die Aktien für den Börsengang kamen einerseits aus einer Kapitalerhöhung in Höhe von 200 Millionen Euro, die der Verlag für den Schuldenabbau verwenden will, andererseits verkaufte BC Partners bestehende Aktien aus seinem Bestand. Bislang war der Finanzinvestor, der im Jahr 2013 eingestiegen war und jetzt Kasse macht, mit 47 Prozent an Springer Nature beteiligt. Nach dem Börsengang sind es noch 36 Prozent. Haupteigentümer von Springer Nature bleibt die Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck mit einem Anteil von etwas mehr als 50 Prozent der Aktien. Rund 13 Prozent der Aktien befinden sich nun in Streubesitz.
Globale Koordinatoren des Börsengangs waren die Deutsche Bank, J.P. Morgan und Morgan Stanley. Der Zeitpunkt kam „mit ausreichend Puffer zu den US-Wahlen“, befand Thomas Schweigl, Geschäftsführender Direktor in der Kapitalmarktsparte der Deutschen Bank. „Gleichzeitig profitierte der Börsengang von mehreren Aktienindizes auf Allzeithoch.“ Außerdem beginne die amerikanische Notenbank Fed die Zinsen zu senken und aus China kämen Konjunkturimpulse.
Rund 500 Millionen Euro Gewinn
Der Wissenschaftsverlag Springer Nature beschäftigt mehr als 9000 Menschen auf der ganzen Welt. In seiner heutigen Form ist das Unternehmen im Jahr 2015 entstanden, als der Verlag Springer Science mit der Holtzbrinck-Tochtergesellschaft Macmillan Science & Education fusionierte. Heute gehören zu dem Unternehmen rund 3000 wissenschaftliche Fachzeitschriften – zu den bekanntesten gehören „Nature“ und „Scientific American“. Im vergangenen Jahr hat Springer Nature einen Umsatz von 1,85 Milliarden Euro erzielt und dabei ein bereinigtes Betriebsergebnis von 511 Millionen Euro erwirtschaftet. Springer Nature hatte in den vergangenen Jahren schon zweimal den Sprung an die Börse versucht, zunächst im Jahr 2018, dann im Jahr 2020. In beiden Fällen wurde der Börsengang aber wegen eines schwachen Marktumfeldes wieder abgesagt.
Der Börsengang von Springer Nature ist erst der dritte größere in diesem Jahr in Deutschland. In der ersten Jahreshälfte waren der Panzergetriebehersteller Renk und die Parfümeriekette Douglas an die Börse gegangen.
Der erfolgreiche Start der Springer-Nature-Aktie könnte dem bisher eher flauen Markt Auftrieb geben. Die Aktien von Douglas haben seit dem Börsendebüt fast ein Viertel ihres Wertes verloren. Im Sommer sollte offiziell auch noch der Rollstuhlhersteller Sunrise Medical an die Börse gehen. Am Ende reichte ihn der Eigentümer Nordic Capital aber doch in einem Direktverkauf weiter, nämlich an den Private-Equity-Konkurrenten Platinum Equity.
Der Börsengang von Springer Nature gilt als Gradmesser für die Stimmung am Markt für Neuemissionen. Mit dem Neuling erreicht das Emissionsvolumen aller Börsengänge in Deutschland in diesem Jahr knapp zwei Milliarden Euro – und damit zumindest das Niveau des Vorjahres, das allerdings auch schwach ausfiel.
„Eine Durststrecke mit zwei Quartalen in Folge ohne Erstnotiz hatte es zuletzt zwischen Ende 2019 und Anfang 2020 zu Beginn der Coronapandemie gegeben“, bilanziert die Beratungsgesellschaft PwC. Ein wenig beachteter Mini-IPO kam diese Woche noch am Feiertags-Donnerstag hinzu: Pentixapharm , ein Anbieter von Radiopharmazeutika, ging als Abspaltung des S-Dax-Unternehmens Eckert & Ziegler an die Börse – mit mäßigem Erfolg. Der erste Kurs glich mit 5,10 Euro dem Referenzpreis, der in der unteren Hälfte der angekündigten Spanne festgelegt worden war. Im Tagesverlauf verlor das Papier an Wert, am Freitag notierte es bei knapp 4,80 Euro. Pentixapharm ist der einzige Börsenneuling in diesem Jahr, der aus einem Konzern abgespalten wird. Die drei anderen kommen alle aus dem Eigentum von Finanzinvestoren. Weitere IPOs sind für 2024 nicht mehr zu erwarten. Fachleute hoffen nun darauf, dass der Markt Anfang 2025 wieder anzieht.
Source: faz.net