Sieben Sommerrodelbahnen: Rügen, Garmisch-Partenkirchen, Loreley und mehr – WELT
Der Winter ist vorbei, doch aufs Rodeln muss trotzdem niemand nicht verzichten. Im Gegenteil: Mehr als 100 Sommerrodelbahnen verteilen sich in Deutschland. Vor allem natürlich in den Mittelgebirgen von Harz bis Schwarzwald und im Alpenraum – aber nicht nur. Diese sieben Anlagen zeigen die Vielfalt dessen, was geboten wird.
Wettkampf auf der Wasserkuppe
Auf Hessens höchstem Berg steht eine Anlage, die aus zwei Gründen heraussticht. Erstens: Die 1975 in Betrieb genommene Wannenbahn auf der Wasserkuppe zählt zu den ältesten ihrer Art in Deutschland. Zweitens: 1989 kam eine zweite Bahn dazu, die parallel verläuft. Man kann also Wettrennen gegeneinander fahren.
Kreisel mal drei in Garmisch-Partenkirchen
Keine andere Bahn startet wilder: Nach einer harmlos erscheinenden Linkskurve geht es in der Wannenbahn in Garmisch-Partenkirchen erstmal nur noch rechtsherum – in einem aus drei Etagen bestehenden Kreisel. Nach der zweiten 360-Grad-Kurve geht es noch weitere 650 Meter in Richtung Tal.
Genug Zeit, um auch ein wenig das Bergpanorama zu genießen. Die Bahn liegt unmittelbar neben der Olympia-Skisprungschanze.
In Laufweite zur Loreley
Es mag spektakulärere Bahnen in Deutschland geben. Doch der Ausblick vom Loreley-Plateau auf das obere Mittelrheintal ist schwer zu toppen. Die Aussichtspunkte sind vom Loreley-Bob aus in wenigen Minuten zu erreichen. Rasant bergab geht es auf der 700 Meter langen Wannenbahn natürlich auch – eine willkommene Abwechslung während eines Wandertags entlang des berühmten Felsens.
Rodeln auf Rügen
Auch an der Ostsee gibt es Sommerrodelbahnen. Eine davon liegt am Rand von Bergen auf Rügen und kommt auf 700 Meter Länge bei 27 Metern Höhenunterschied zwischen Start und Ziel. Besonderheit: Die Anlage auf der größten Insel des Landes ist nach Betreiber-Angaben die nördlichste Sommer- und Winterrodelbahn Deutschlands. Moment, Winter? Richtig. Die Alpine-Coaster-Bahn ist ganzjährig geöffnet.
Strecke machen im Schwarzwald
Im Südschwarzwald steht eine der längsten Sommerrodelbahnen Deutschlands. Ein Sessellift führt hinauf zum Start der 2,9 Kilometer langen Hasenhorn-Coaster in Todtnau.
Geht es noch länger? In jedem Fall ähnlich lang: Der Alpsee Coaster in Immenstadt im Allgäu wird von dessen Betreibern als längste Ganzjahresrodelbahn in Deutschland bezeichnet. Er ist mehr als 2,8 Kilometer lang. Am Ende sind es nur wenige Meter Unterschied. Sicher ist: Langer Fahrspaß ist bei beiden Bahnen garantiert.
Bald wieder Bobs in Berlin
Im Osten der Hauptstadt gibt es eine Schienen-Bobbahn. Sie führt in den Gärten der Welt rund 500 Meter talwärts. Die Bahn wurde 2017 zur Internationalen Gartenausstellung gebaut, 2022 zerstörte ein Feuer Gebäude und viele Bobs – Brandstiftung.
Diesen Sommer aber soll die Bahn voraussichtlich wieder öffnen, teilte die Grün Berlin GmbH Ende März mit. So sei der Wiederaufbau angelaufen, die Anlage bekommt ein neues Schienensystem und einen weiteren Kreisel, hieß es.
Rodeln, Achterbahn und ein Skywalk in Franken
Wem eine Bahn nicht genug ist, der ist in Pottenstein im Norden Bayerns richtig. Hier warten mit dem Frankenrodel und dem Frankenbob gleich zwei mehr als 1000 Meter lange Anlagen. Der Rodel ist eine Wannenbahn, während der Bob auf Schienen gleitet.
Über die Sommerrodelbahnen verlaufen zudem eine Achterbahn und ein Skywalk. Dieser führt in luftiger Höhe zwischen Baumkronen hindurch und endet an einem Felsvorsprung mit Blick ins Tal. Erlebnisfelsen ist der treffende Name für dieses Ausflugsziel.
So geht‘s schnell und sicher bergab
Der Fahrtwind zersaust die Haare, die Fliehkraft drückt einen in der Kurve nach außen. Auf der Strecke zieht man den Bremshebel gern auf den letzten Drücker. Aber eine andere Fahrweise ist cleverer.
Rasant, aber nicht riskant: Wenn etwas auf den Strecken passiere, seien es meist Auffahrunfälle, so der Tüv-Verband. Weil Rodlerinnen und Rodler den Sicherheitsabstand zum Vordermann nicht einhielten. Oder weil sie auf der Strecke an Stellen stoppten, an denen der Hintermann nicht damit rechnet.
Gering ist das Risiko, aus der Fahrrinne zu fliegen. Das sei bei Wannenbahnen zwar durch überhöhte Geschwindigkeiten oder anderes Fehlverhalten der Fahrenden in seltenen Fällen möglich, so Tüv-Fachmann André Siegl. Aber an Streckenabschnitten, wo dies vorkommen könnte, müsse der Bahnbetreiber deshalb Maßnahmen ergreifen, um das Verletzungsrisiko zu senken. Etwa, indem er Polsterungen anbringt. „Schienengeführte Coaster können normalerweise nicht aus der Bahn geschleudert werden“, so Siegl weiter.
Nach heutigem Stand der Technik seien die Gefährte auf beiden Bahn-Typen mit Fliehkraftbremsen an den Rollen ausgestattet. Diese bremsen bei einer bestimmten Geschwindigkeit automatisch ab und halten das voreingestellte Höchsttempo. Das senkt das Risiko zusätzlich.
Nicht zu schnell in die Kurve
Dennoch tut man gut daran, nicht zu schwungvoll in Kurven zu fahren und lieber einmal mehr die Handbremse am Gefährt zu ziehen. Gerade dort, wo zusätzlich Schilder darauf hinweisen, Tempo herauszunehmen.
Wer schnittig unterwegs sein will, sollte in den Kurven den Körper nach innen lehnen und sich generell möglichst klein machen, um den Wind weniger Angriffsfläche zu geben.
Häufiger leicht abbremsen ist ratsamer, als selten aber dafür abrupter den Bremshebel zu ziehen. Gleichmäßigkeit ist ein Schlüssel zu einer schnellen und zugleich kontrollierten Fahrt den Hang hinunter.
Tabu ist, sich während der Fahrt herauszulehnen oder gar aufzustehen. Unterwegs Videos mit dem Smartphone machen? Aus Sicherheitsaspekten ein No-Go! Der Fokus sollte auf der Strecke sein, die Hände stets an der Bremse und die Füße auf dem Schlittenboden.
Ein weiteres Risiko sind lose Kleidung und lange Schals – sie können sich bei der Fahrt im Gefährt verheddern und dadurch Stürze auslösen. Übrigens: Kinder unter drei Jahren dürfen nicht auf die Bahnen. Und allein fahren dürfen sie je nach Anlagentyp erst ab acht Jahren oder noch später.
Source: welt.de