Sicherheitssysteme im Test: Was schreckt Einbrecher am meisten ab?
Wenn es draußen kälter und abends früher dunkel wird, verbringen viele Menschen gerne Zeit zu Hause. Dorthin lockt es in der herbstlichen Jahreszeit auch ungebetene Gäste, wie Einbrecher. Im vergangenen Jahr dokumentierte die Kriminalpolizei bundesweit 78.436 Einbrüche und Einbruchsversuche. Um von bösen Überraschungen verschont zu bleiben, können Maßnahmen getroffen werden. Welche Sicherungen an Fenstern und Türen standhalten und welche Überwachungskameras abschrecken, hat Stiftung Warentest getestet.
Wie sicher ist mein Haus?
Bevor Geld in die Hand genommen wird, sollte sich mit der eigenen Wohnsituation und den damit verbundenen Risiken vertraut gemacht werden. Um herauszufinden, ob Ihre Fenster sicher sind, betätigen Sie bei geöffnetem Fenster den Griff. Sind im Flügelrahmen kleine Zylinder, sogenannte Pilzkopfverriegelungen, zu sehen, handelt es sich um ein Fenster mit einbruchshemmendem Sicherheitsbeschlag.

Die Kriminalpolizei weist darauf hin, dass in Einfamilienhäusern meistens über Balkon- und Terrassentüren sowie durch Fenster eingebrochen wird. In Mehrfamilienhäusern kommen ungebetene Gäste meist durch die Wohnungstüre, besonders vom ersten Stockwerk an. Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf mögliche Einstiegshilfen unter Fenstern und Türen zu werfen: Stehen dort beispielsweise Mülltonnen, vor Blicken der Nachbarn geschützt? Um solche Schwachstellen herauszufinden, kann die Vorstellung helfen, ausgesperrt zu sein: Wie würden Sie versuchen in Ihre Wohnung zu kommen, ohne den teuren Schlüsseldienst zu holen? Diese Wege könnten auch Einbrecher nutzen.
Wertsachen dokumentieren
Darüber hinaus sollte Klarheit über die eigenen Besitztümer und Wertsachen herrschen. Im Optimalfall sind diese fotografisch dokumentiert. Dies erleichtert nach einem Einbruch die Schadenseinschätzung für Polizei und Versicherung. Von wichtigen Dokumenten sollten digitale Back-ups erstellt werden oder Zweitausführungen an einem anderen Ort gelagert werden.
Kostenfreie Möglichkeiten nutzen
Sind die Schwachstellen bekannt, können weitere Maßnahmen ergriffen werden: Sofern nicht zwingend benötigt, sollten Türschnapper in Wohnungs- oder Haustürrahmen entfernt werden. Durch das Umlegen der kleinen Häkchen können Fremde, die unter einem Vorwand das Gebäude betreten, zu einem späteren Zeitpunkt zurückkommen.
Fenster- und Türgriffe, die dauerhaft ungenutzt sind, sollten abmontiert werden. So können sie auch bei eingeschlagener Scheibe nicht von außen geöffnet werden. Generell sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, Tore und Türen zu verschließen. Dies scheint vielleicht überflüssig, hilft jedoch den Eindringling abzuschrecken oder die Aufmerksamkeit des Umfeldes auf ihn zu lenken. Darüber hinaus sollten Standardverstecke für Wertsachen wie Dosen, Vasen, Schubladen, Bilderrahmenrückseiten oder Matratzen vermieden werden. Große Mengen an Bargeld sollten allgemein nicht zu Hause lagern.
Nachbarschaft einbeziehen
Neben der Sicherheit innen sollte auch auf die Wahrnehmung von außen geachtet werden: Lampen mit Zeitschaltuhren suggerieren Anwesenheit, Außenbeleuchtung und Bewegungsmelder vermeiden dunkle Ecken, in denen der Einbrecher in Ruhe einsteigen kann.
Bei längeren Abwesenheiten sollten insbesondere Häuser nicht verlassen aussehen. Unaufgeräumte Eingangsbereiche und Gärten „beleben“ das Grundstück. Auch Hundespielzeug kann so manchen Eindringling abschrecken.
Darüber hinaus sollte auf den Onlineauftritt geachtet werden: Für Unbekannte darf durch leichtsinnige Postings auf Social Media nicht zu erkennen sein, dass das traute Heim derzeit unbewohnt ist. Ein enger Kontakt mit der Nachbarschaft kann eine gute Ergänzung für die Einbruchssicherheit sein: Regelmäßige Leerung des Briefkastens, Mitbenutzung der Mülltonnen und ein wachsames Auge können helfen, die Wohnräume nicht zu einsam wirken zu lassen.
Fenster und Türen zusätzlich sichern
Wer das eigene Sicherheitssystem dennoch aufrüsten möchte, ist mit Fenster- und Türensicherungen sowie Überwachungskameras gut beraten. Dazu hat Stiftung Warentest unterschiedliche Modelle und Anbieter getestet. Insgesamt 17 Sicherungen für Fenster, Balkon- und Terassentüren mussten sich gegen Testeindringlinge behaupten. 22 Überwachungskameras kamen zusätzlich zum Einsatz.
Für Fenstersicherungen empfiehlt Stiftung Warentest eine beidseitige Sicherung, das heißt sowohl an der Griff- als auch an der Scharnierseite. Für größere Fensterfronten gilt die Faustregel: für jeden Meter eine Sicherung. Als Testsieger für Fenstersicherungen setzte sich das Modell „WinSafe WS 11“ von „Burg-Wächter“ für 31 Euro mit der Note sehr gut (1,1) durch. Der Anbieter kann allgemein als verlässliche Wahl angesehen werden, die drei besten Produkte kamen alle vom gleichen Anbieter. Die Sicherung kann – bis auf die Scharnierseite – auf allen Seiten des Fensters angebracht werden, ist abschließbar und überzeugt durch eine einfache Montage.
Zur Sicherung von Türen sollte auf eine Stangensicherung gesetzt werden. Diese Vorrichtung wird entweder in den seitlichen Wänden oder in Decke und Boden verankert. Eine horizontale Stangensicherung benötigt jedoch eine gewisse Stabilität der Seitenwände. Sollte die Wand dies nicht hergeben oder der Platz für eine Montage nicht ausreichen, ist die vertikale Stange eine gute Alternative. Die beste Note hat Stiftung Warentest an das Modell „FOS650“ von Abus mit einem 75-cm-Stangenset vergeben (1,9). Die Sicherung ist griffseitig anzubringen und abschließbar. Neben einem höheren Montageaufwand und benötigten handwerklichen Fähigkeiten muss mit 225 Euro auch tiefer in die Tasche gegriffen werden.
Das sind die besten Überwachungskameras
Überwachungskameras können laut Stiftung Warentest eine gute Ergänzung darstellen. Dabei sollte vorher überlegt werden, was wirklich benötigt wird: Sollen die Aufnahmen lediglich als Livebild auf dem Smartphone angeschaut oder zusätzlich gespeichert werden? Im letzteren Fall bedarf es entweder einer kostenpflichtigen Speicherkarte oder einer Cloud. Die lokale Speicherung birgt das Risiko des Verlustes durch Raub oder Vernichtung. Wer sich für die Cloud-Variante entscheidet, muss wissen, dass die Aufnahmen der Privaträume auf externen Servern gespeichert werden. Zudem wird eine WLAN-Verbindung benötigt, die von Einbrechern jedoch gezielt gestört werden kann. Beide Speichermöglichkeiten bietet das Modell „Tapo C216“ von TP-Link, welches Stiftung Warentest als günstige, aber gute Alternative zum Testsieger aufführt. Es kostet 40 Euro.
Beratungsangebote der Polizei wahrnehmen
Trotz Überwachung und Sicherheitssystem ist ein Einbruch nie vollkommen vermeidbar. Sollte es dennoch dazu kommen, ist die Polizei zu informieren. Der Tatort sollte möglichst unverändert bleiben, um die Ermittlungsarbeiten nicht zu behindern. Zudem sollte kontrolliert werden, ob noch alle Schlüssel da sind. Nicht selten werden diese unbemerkt mitgenommen, um später für einen weiteren Raubzug zurückzukehren. In der Regel wollen Einbrecher die Wohnungs- oder Hausbewohner nicht antreffen. Sollte unglücklicherweise jemand zu Hause sein, gilt es, eine direkte Konfrontation zu vermeiden. Dennoch können Sie sich durch Geräusche bemerkbar machen, um den Eindringling zur Flucht zu bewegen.
Bei der Planung der Sicherheit der eigenen vier Wände kann man sich an die Polizei wenden. Die bietet individuelle Beratungsangebote an. Auch bei der Investition lohnt sich ein Blick auf die Kfw-Förderprogramme. Welche Sicherheitsvorkehrungen für welche Situation infrage kommen, muss schlussendlich individuell entschieden werden. Nur so kann die dunkle Jahreszeit entspannt und sicher sowohl zu Hause als auch unterwegs genossen werden.