Sexueller Missbrauch: US-Zivilprozess gegen Roman Polański nachdem Einigung plumpsen gelassen

Der für das kommende Jahr in den USA angesetzte Zivilprozess gegen den französisch-polnischen Filmemacher Roman Polański wegen mutmaßlicher Vergewaltigung einer Minderjährigen im Jahr 1973 wurde fallen gelassen. Wie der Anwalt des Oscarpreisträgers, Alexander Rufus-Isaacs, in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP mitteilte, wurde der Fall „im Sommer zur beiderseitigen Zufriedenheit der Parteien beigelegt und ist nun formell“ abgesagt worden.

Laut im Juli im US-Bundesstaat Kalifornien eingereichten Gerichtsdokumenten wurde eine Einigung „unter Vorbehalt“ erzielt. Die Anwältin der Klägerin antwortete zunächst nicht auf eine AFP-Anfrage nach einer Stellungnahme. 

Das mutmaßliche Opfer hatte Polański im vergangenen Jahr verklagt. Die Frau wirft dem Filmemacher vor, sie 1973 als Minderjährige zum Abendessen in ein Restaurant in Los Angeles ausgeführt zu haben. Er soll ihr dort Tequila gegeben und sie, als ihr daraufhin schwindelig wurde, zu sich nach Hause gefahren und dort vergewaltigt haben.

Berufung im Verleumdungsprozess

Am heutigen Mittwoch muss sich Polański erneut in einem anderen Fall vor Gericht verantworten. In dem Prozess in Paris geht es um den Vorwurf der Verleumdung. Polański war in erster Instanz freigesprochen worden, die britische Schauspielerin Charlotte Lewis war in Berufung gegangen.

Lewis wirft Polański vor, sie zu Unrecht der Lüge bezichtigt zu haben. Polański hatte Lewis 2019 in einem Interview „abscheuliche Lügen“ vorgeworfen. Er hatte darauf verwiesen, dass die Schauspielerin sich selbst in einem Klatschblatt damit gerühmt habe, den Regisseur verführt zu haben. 

Lewis erklärte während des Prozesses, falsch zitiert worden zu sein. Sie hatte Polański zuvor öffentlich vorgeworfen, sie in den Achtzigerjahren sexuell missbraucht zu haben, als sie 16 Jahre alt war und in Polańskis Film Piraten mitwirkte. Auf eine Anklage deswegen hatte sie verzichtet, weil sie nach eigener Aussage davon ausging, dass der Fall verjährt sei.

Mehrere Frauen werfen Polański sexuellen Missbrauch vor. Eine französische Fotografin gab im Jahr 2019 an, dass Polański sie im Jahr 1975 geschlagen und vergewaltigt habe. Zur Tatzeit sei sie 18 Jahre alt gewesen. Eine deutsche Ex-Schauspielerin warf dem Regisseur im Jahr 2017 vor, sie in den Siebzigerjahren als 15-Jährige vergewaltigt zu haben. Polański hatte sich 1977 in einem anderen Fall in den USA des Missbrauchs einer Minderjährigen schuldig bekannt. Im folgenden Jahr floh er aus den USA, weil er ein neues Verfahren und eine höhere Strafe fürchtete. Seither kehrte Polański nicht in die USA zurück.