Sexuelle Übergriffe uff dem Oktoberfest: Die Bayern und ihr Gewaltproblem

Wo das Bier fließt, häuft sich die Gewalt: Das Oktoberfest ist kein sicherer Ort für Frauen. So berichten drei von vier Kellnerinnen von sexuellen Übergriffen


Mit Bierhelmen auf dem Kopf lässt es sich einfach schlechter denken

Foto: Wolfgang Maria Weber/Imago


Dieser Artikel ist für Sie kostenlos.
Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir
freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine
vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt
bei Ihnen!

Share Icon


Jetzt kostenlos testen

Nach den wiedereingeführten Kontrollen an der Westgrenze wurden innerhalb weniger Tage über 100 Menschen an einer Einreise nach Deutschland gehindert. Und in Brandenburg darf der Spitzenpolitiker eines gesichert rechtsextremen Landesverbands von Volksfesten ohne Ausländer träumen. Wie der sich freuen würde, wenn er wüsste, dass es in Bayern ein Volksfest gibt, das seine feuchtbraunen Träume nahezu verwirklicht hat.

Seine Geistesfreunde jedenfalls feiern die Wiesn als eine der letzten „talahonfreien Zonen“. Der Begriff „Talahon“ beschreibt einen Tiktok-Trend, der vor allem arabischstämmige, männliche Jugendliche bezeichnet. Fast ohne diese „Ausländer“ sollte es auf dem Oktoberfest doch friedlich zugehen, oder?

2023 wurden im Rahmen der Wiesn insgesamt 1.093 Straftaten erfasst. Teile davon sind so urbayrisch, dass CSU-Chef Markus Söder sie gleich zur Leitkultur erklären möchte: In 29 der 268 Körperverletzungsdelikte prügelten sich die Bayern in ihren Lederhosen-Cosplays der „guten alten Zeit“ kulturtypisch mit Maßkrügen. Ist also nur bayrischer Kampfsport.

Dazu kommen 494 Trunkenheitsfahrten (Grüße gehen raus an Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann, dem nach dem Besuch des Oktoberfests am vergangenen Wochenende der Führerschein entzogen wurde) und 73 Sexualdelikte, darunter sechs Vergewaltigungen. Das alles binnen zwei Wochen. Gewagte Frage: Hat das deutscheste aller Volksfeste vielleicht ein Gewaltproblem? Könnte es sein, dass deutsche Männer ihren übertriebenen Alkoholkonsum als Entschuldigung benutzen, um sich zu prügeln und Frauen zu belästigen?

Bei fünf bis sechs sexuellen Übergriffen pro Tag auf einer Fläche, die das Wort „Wiese“ im Namen trägt, ist das Oktoberfest für Frauen eigentlich eine No-go-Area. Und bevor wieder irgendein Günther jenseits der 60, der nicht einen Tag erlebt hat, was es bedeutet, als Frau in der Öffentlichkeit unterwegs zu sein, behauptet, die Zahlen seien „doch gar nicht so hoch“ und das wäre Panikmache: Bei Sexualdelikten ist die Dunkelziffer besonders hoch. Deshalb hat die Münchner Polizei im letzten Jahr aktiv Frauen ermutigt, Übergriffe zu melden, und die Safe-Space-Bereiche erweitert. Tadaaa: Die Zahl der Anzeigen stieg in nur einem Jahr von 47 auf 73. Denn die wenigsten Frauen gehen zur Polizei, wenn sie von einem Mann ungewollt angefasst werden. Gerade, weil es die Norm zu sein scheint, erst recht in einer Freiwildzone wie der Wiesn. Den Eindruck einer riesigen Dunkelziffer verstärken Umfragen unter Kellnerinnen: drei von vier gaben an, auf der Wiesn sexuell belästigt worden zu sein.

Meine Eltern sind, als ich zehn war, mit mir aus Bayern geflohen, um mich vor diesen triebgesteuerten Männern zu retten.

Damit ich mich weiterhin sicher fühle, wenn ich beim Bäcker um die Ecke Menemen und Simit frühstücke, müssen bayrische Männer konsequent an der innerdeutschen Grenze an der Einreise gehindert werden. Damit ließen sich auch die Zahlen der Zurückgewiesenen deutlich aufbessern und die Grenzkontrollen tatsächlich rechtfertigen – anders als mit den paar Hundert an der Westgrenze. Männer, zu deren Kultur Gewaltexzess-Gaudis gehören, die Frauen belästigen und betrunken die Sicherheit auf unseren Straßen gefährden, haben hier nichts verloren.

Gut integrierte Bayern dürfen natürlich bleiben. Außer, sie fahren zum Urlaub nach Bayern, dann haben sie ihr Aufenthaltsrecht hier verwirkt.

Placeholder image-1

Super Safe Space

Alina Saha ist Online-Redakteurin des Freitag. Neben Umwelttthemen schreibt sie abwechselnd mit Dorian Baganz, Özge İnan, Elsa Koester und Tadzio Müller die Kolumne „Super Safe Space“.

Placeholder image-1

Super Safe Space

Alina Saha ist Online-Redakteurin des Freitag. Neben Umwelttthemen schreibt sie abwechselnd mit Dorian Baganz, Özge İnan, Elsa Koester und Tadzio Müller die Kolumne „Super Safe Space“.