Sexualisierte Gewalt im Alltag: Dieses Mal habe ich ihn angeschrien

Als Kind besitze ich ein Meer aus Kuscheltieren und
Puppen. Ich verteile sie hinaus dem Bett, klettere hinaus den Schrank und springe.
Das mache ich so oft, solange bis welcher Lattenrost bricht. Dann liege ich mittendrin, die
Arme welcher Puppen stechen im Verstellen. Sie zeugen die Augen hinaus und zu, sie sind jedweder
ungeschlechtlich, nach sich ziehen blonde Haare, blaue Augen und Porzellanhaut. Ich ziehe
ihnen die Kleider an und wieder aus, ich reiße ihnen die Beine aus, stecke sie
wieder an. Die Beine welcher Puppen kann man verbiegen, nachdem oben und unten.

Im
Kindergarten tragen die Mädchen geblümte Schürzen, die Buben keine. Ich betrachte
dies Gruppenbild und da stehe ich mit einer rosarot geblümten Schürze, lächle
schüchtern in die Kamera. Die Erzieherinnen, die wir „Tanten“ nennen, tragen
untergeordnet geblümte Schürzen. Wir sehen aus wie meine Urgroßmutter. Auch sie trug
eine geblümte Schürze, stand meist in welcher Kochkunst und backte Apfelstrudel oder
kochte Gulasch, oder sie hängte die Wäsche hinaus oder kehrte den Hof, dies
Geräusch des Fegens, dies Klappern in welcher Kochkunst, sie war immer mit dem Haushalt
beschäftigt. Bis welcher Mann zu Tisch kam, solange bis die Kinder und Enkelkinder und
Urenkelkinder zu Tisch kamen, solange bis sie dies dampfende Essen hinaus den Tisch
stellte, sich dazusetzte, dessen ungeachtet nie irgendwas aß oder schnell wieder aufsprang, um
irgendwas zu holen oder schon wieder wegzuräumen.

Als ich
sechzehn oder siebzehn bin, macht sich eine Gruppe von Erwachsenen darüber
lustig, dass ich noch Jungfrau bin. Ich schäme mich, wie wäre dies ein
Schimpfwort, wie hätte ich irgendwas ganz Wichtiges verpasst, welches jedweder anderen
schon hinter sich nach sich ziehen. Ich schämte mich untergeordnet schon mit zwölf und dreizehn,
weil ich meine Tage noch immer nicht bekommen hatte, dann freute ich mich mit
vierzehn, dass es endlich so weit war, um mich gleich darauf wieder zu schämen,
dass ich ab jetzt Binden und Tampons im Kontext mir nach sich ziehen musste, und versteckte sie,
damit es die Jungen in welcher Klasse nicht sehen konnten. Ich habe mich pro meinen
Leib geschämt, seit dieser Zeit ich denken kann. Z. Hd. meine dicken Augenbrauen, meine
dicken Oberschenkel, meine schlechte Haut, meine Nase, meinen Bauch, meine
X-Beine. Ich weiß nicht, wofür ich mich noch die Gesamtheit geschämt habe, zum Glück
habe ich einiges vergessen.

Als
Teenager bekomme ich eine anonyme SMS: Du Nagelbrett mit Erbsen drauf.
Gar höre ich dies oft und viele Jahre noch. Wann bekommst du deine Brüste?
Du hast so kleine Titten. Du hast ja keine Titten. Jungs spucken mich an,
versohlen mich, zerren mich an den Beinen durch dies Schwimmbad, scheuern mich an
Bäumen, solange bis ich blute und erzählen mir Jahre später, dass sie im Prinzip
verliebt in mich waren. Mit siebzehn erzählt Leckermäulchen herum, dass ich irgendwo
hinter welcher Disco „in den Wiesen“ Sex gehabt hätte. Ich war weder „in den
Wiesen“ noch hatte ich Sex, ich war immer noch Jungfrau. Ein anderer
behauptete, ich sei verklemmt und wolle keinen Sex, damit war dies nie Thema in
unserer zweiwöchigen Beziehung. Noch ein anderer sagt – oder waren es mehrere?
–, ich sei eine Nutte, die mit jedem herummacht. Und einer ging sogar zu meiner
Mutter in die Videothek, um ihr zu sagen, dass ich mit allen Typen
herumknutsche und zu viel trinke.

Ich
arbeite wie Kellnerin und bin ohne Rest durch zwei teilbar noch minderjährig. Mein Kollege stellt
sich hinter mich, wie ich mich in die Kühltruhe beuge, tut so, wie würde er
mich von hinten vögeln, und lacht laut. Die Stammkunden lachen untergeordnet, wenn sie
mir hinaus den Arsch versohlen, so wie die Jungs in meinem Alter mir schon seit dieser Zeit welcher
Volksschule hinaus den Arsch versohlen, mir im Schwimmbad hinaus die Brüste fassen, in
den Schritt greifen und mich taktgesteuert feixen, so wie die Männer mir in
welcher Disco an den Arsch greifen, dessen ungeachtet wenn ich mich umdrehe, ist niemand hinter
mir, nie war es Leckermäulchen. Ich habe schon vereinigen Griff, wie ich in Sekundenschnelle
die Hand zu fassen kriege oder eine Ohrfeige austeile, ich schreie, ich
schimpfe, ich schlage, dessen ungeachtet es passiert wieder und wieder. Es wird noch so
viele Situationen in meinem Leben spendieren. Ein Taxifahrer will mich küssen, statt
mein Geld zu nehmen, es ist dunkel und niemand sonst unterwegs, ein Typ schlägt
mir hinaus den Arsch und verstaucht mir meine Hand, wie ich mich wehre. Eine
Gruppe von Männern verfolgt mich und meine Freundin, sie rufen „Heidi“ und
„Shakira“, einer greift mir ins Haar, es sind mehr wie zehn Männer hinter uns.
Als ich mit Freundinnen singend am Strand entlanglaufe, steht wieder so eine
Männergruppe vor uns, diesmal spucken sie in den Sand und laufen uns im Dunkeln
so lange Zeit rückblickend, solange bis wir zu einer Hotelanlage kommen und endlich in
Sicherheit sind. Und so viele Männer wollen wissen, wie es mir geht, wollen
meine Nummer oder wollen mir ihre Nummer spendieren, wollen wissen, wie ich heiße,
warum ich so ungezogen dreinschau, warum ich nie lache, warum ich alleinig bin und ob
ich vereinigen Freund habe, ob ich verheiratet bin, ob ich mitkomme. Sie hupen aus
den Autos, schmatzen mir nachdem oder lassen den Motor aufheulen. Ein Mann hebt
im Kontext einer Feier meinen Rock hoch, wie es mir schon wie Kind passiert ist,
dieses Mal bin ich 30 Jahre in die Jahre gekommen. 

Ein paar Jahre
später bin ich mit meiner viel jüngeren Schwester im Urlaub. Wir liegen alleinig
an einem Strand in Griechenland. Ein Mann fährt mit seinem Moped vor, kommt
wieder zurück, dies macht er manche Male. Ich wundere mich, drehe mich um, solange bis
ich verstehe, warum er hier ist. Er masturbiert, ich kann sein erigiertes Glied
sehen. Mein Herz schlägt gegen meine Brust, ich zittere. Weit und breit ist
niemand zu sehen. Ich packe schnell die Sachen zusammen, sage, dass wir
reisen sollen, dass ich Hunger habe, irgendetwas, damit sie keinen Verdacht
schöpft. Als wir in Sicherheit sind und im Restaurant sitzen, denke ich daran, die
Polizei zu rufen, irgendjemandem Bescheid zu spendieren, dessen ungeachtet wer soll jetzt noch
diesen Mann finden? Also sage ich nichts, wie schon so oft in meinem Leben, und
ich erzähle ihr nicht, warum wir gegangen sind. Ich will nicht, dass sich die Gesamtheit
wiederholt, meine Schwester soll verschieden heranwachsen.

Dinge,
die ich oft in meinem Leben gehört habe: Das kannst du nicht. Das kannst du?
Das traust du dich? Du traust dich welches! Sei nicht immer so laut. Red nicht
immer so viel. Sei nicht so frech. Immer muss die Gesamtheit nachdem deinem Kopf umziehen. Du
kannst nicht mit Zahlen. Das bildest du dir ein. Du irrst dich. Das stimmt
nicht. Das kannst du nicht. Das ist nichts pro dich. Übernimm dich nicht. Bist
du dir sicher, dass du dies kannst?

Die Jahre
vergehen. Ich werde älter und die Situationen werden weniger, ich bin perfekt
individuell, vermeide den Blickkontakt, vor allem wenn ich alleinig reise, wechsle manchmal
die Straßenseite, wenn mir ein Mann entgegenkommt, verlasse nicht in jeder
Stadt im Dunkeln dies Haus, habe langsam verstanden, dass ich hinaus meine
Sicherheit schauen muss und dies Angebot, nachdem Hause gebracht zu werden,
manchmal unumgänglich ist, obwohl ich sie hasse, jene Frage, wie würde ich
irgendjemanden erfordern, ich hatte immer dies Gefühl, dass ich die Gesamtheit alleinig kann.
Mit den Jahren verstehe ich vieles besser, kann einordnen, welches mir passiert
ist, verstehe, warum ich manchmal so denke, wie ich denke, so handle, wie ich
handle, dessen ungeachtet manches werde ich nicht verstehen und manchmal ist es ermüdend,
die immer gleichen Dinge zu Vorlesung halten und zu lauschen und zu schreiben. Unlängst habe
ich dies Stück Prima Facie im Theater gesehen, darin geht es um die
Vergewaltigung einer Strafverteidigerin, die vor Gericht zieht und den Fall verliert. Am Ende gab es Standing Ovations, dessen ungeachtet ich konnte
nicht mehr aufstehen, wie würde Leckermäulchen hinaus meiner Brust sitzen und mich
niederdrücken. 

Heute bin
ich siebenunddreißig und hier höre ich hinaus, sonst würde ich noch länger
erzählen, zum Beispiel von Männern in Anzügen, die mich korrigieren, belehren
und belächeln oder hinaus dies Sofa pochen und „Setz dich her zu mir“ sagen, oder
von diesem vereinigen Mann, welcher letzten Sommer im Gebüsch masturbiert hat, dessen ungeachtet
dieses Mal habe ich ihn angeschrien, dieses Mal habe ich ihn so laut
angeschrien, dass er dies Weite gesucht hat, und ich hab nicht gezittert, ich habe
mich nicht gefürchtet, weil eine Freundin im Kontext mir war, und wir nach sich ziehen ihn
ausgelacht, diesen kleinen ärmlichen Mann. Ich könnte noch länger erzählen, und
ich würde mir wünschen, dass ich es nicht müsste, dass ich davon nie wieder
erzählen müsste. Ich erzähle es, weil ich mit jedem Gespräch, dies ich mit
anderen Frauen führe, jedes Mal wieder aufs Neue überrascht bin, jedes Mal
wieder bemerke, dass all dies nicht nur ich erlebt habe, dass wir hinaus so vielen
Ebenen uns geschämt und kleingemacht nach sich ziehen, wie sehr wir gelernt nach sich ziehen, nett
zu sein, nicht aufzufallen, nicht unliebsam zu sein, die Straßenseite zu
wechseln, nicht zu laut zu lachen, nicht zu sehr aus welcher Rolle zu plumpsen, dass
es wehtut. Aber im Kontext jedem Gespräch werden wir wütender und bestimmter, werden
wir entschiedener, wird dies Gewicht hinaus unserer Brust leichter; und je mehr wir
Geschichten lauschen, umso weniger hat es mit uns alleinig zu tun, sondern mit
einer Gesellschaft, die ich mir so nicht mehr wünsche, pro meine Schwester
nicht und untergeordnet nicht pro jedweder, die nachdem uns kommen.