„Schreiben in finsteren Zeiten“ von Helmuth Kiesel: „Ich war Deutsch und ich war Ich“

Man kommt über diesem Buch des emeritierten Heidelberger Germanisten Helmuth Kiesel aus dem Staunen, der Überraschung, dem Finderglück und der Beklemmung nicht heraus. Und ganz besonders nicht aus der Bewunderung: Wie kann jemand über die deutsche Literatur zwischen 1933 und 1945 gut 1.300 eng bedruckte und oft gar klein gedruckte Seiten so makelloser germanistischer Wissenschaftsprosa schreiben, dass keine der üblichen Befürchtungen je wahr wird. Wie vollbringt Kiesel das im zarten Alter von 78, nachdem er vor acht Jahren schon einmal 1.200 ebenso enorme Seiten über die deutsche Literatur der Weimarer Republik veröffentlicht hat?