Scherbaums Umschlagplatz: Der leise Rivale macht Nvidia Konkurrenz

Wenn es um KI-Chips geht, hatte der amerikanische Konzern Nvidia bislang kaum ernst zu nehmende Konkurrenz. Zwar mischt auch AMD mit, doch spielte der Spezialist für Grafikprozessoren bislang in einer ganz anderen Liga. Nicht zuletzt weil Nvidia-Konzernchef Jensen Huang regelmäßig in den Medien präsent ist und gewissermaßen als KI-Guru gilt.
Kunden wie Alphabet, Amazon oder Meta Platforms wünschen sich seit geraumer Zeit mehr Wettbewerb, um wohl auch der Preissetzungsmacht eines einzelnen Anbieters zu entgehen. Spätestens seit dem jüngsten Quartalsbericht scheint der Broadcom-Konzern nun bei Anlegern deutlich an Ansehen zu gewinnen – mit dem Potential, selbst Nvidia gefährlich zu werden.
Starke Kursentwicklung seit Jahresbeginn
Die Broadcom-Aktie liegt seit Jahresbeginn 2025 rund 45 Prozent im Plus. Die jüngste Zahlenvorlage sorgte kurzfristig für weitere Kurssprünge und neue Höchststände. Das Unternehmen präsentierte im dritten Quartal bessere Ergebnisse als erwartet: Die Erlöse beliefen sich auf 15,95 Milliarden Dollar gegenüber Konsensschätzungen von 15,84 Milliarden US-Dollar.
Der bereinigte Gewinn je Aktie erreichte 1,69 Dollar – auch hier wurden die Erwartungen (1,67 Dollar) leicht übertroffen. Doch es war weniger der solide Ist-Zustand als vielmehr die optimistische Prognose des Managements, die Begeisterung entfachte. Für Phantasie sorgt insbesondere ein bislang nicht näher benannter vierter Kunde.
Analysten sehen Aufholpotential
Die Märkte reagierten sehr positiv auf die Meldungen. Vivek Arya, Analyst bei der Bank of America, hob sein Kursziel für Broadcom von 300 auf 400 Dollar an – ein Aufwärtspotential von rund 20 Prozent. Gleichzeitig bestätigte er das „Buy“-Rating. Arya sieht für das KI-Geschäft im kommenden Geschäftsjahr ein Wachstum von 110 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, nachdem zuvor lediglich 55 bis 60 Prozent prognostiziert worden waren. Auch für das Geschäftsjahr 2026/27 rechnet er mit weiterem Aufwärtspotential – unter anderem durch neue Kunden und zusätzliche Programme.
Barclays-Analyst Tom O’Malley betont derweil, dass auch die drei bisherigen ASIC-Kunden (anwendungsspezifische integrierte Schaltkreise) besser als erwartet performen. Broadcom arbeite „auf Hochtouren“ und verfüge über einen umfangreichen Auftragsbestand mit klaren Wachstumsperspektiven. J.P.-Morgan-Analyst Harlan Sur lobt hingegen die besser als erwarteten Juli-Zahlen und hebt den positiven Ausblick für das Oktober-Quartal hervor. Neben der wachsenden KI-Nachfrage profitiere Broadcom auch von einer Stabilisierung im Nicht-KI-Halbleitergeschäft sowie von der anhaltend starken Dynamik bei VMware.
Auch Morgan-Stanley-Analyst Joseph Moore hebt die Bedeutung des vierten Kunden hervor, der die Prognose um überraschende 10 Milliarden Dollar nach oben getrieben habe. James Schneider von Goldman Sachs rechnet mit einem „erheblichen“ Anstieg gegenüber den bisherigen Erwartungen für das KI-Halbleiterwachstum im Geschäftsjahr 2025/26. UBS-Analyst Timothy Arcuri bleibt ebenfalls optimistisch und sieht Broadcom auf dem Weg zu einem Gewinn je Aktie von 10 Dollar für 2025/26 und sogar 11,50 Dollar im darauffolgenden Jahr. Er hob das Kursziel für Broadcom von 345 auf 365 Dollar an.
Ein langfristiger Überflieger
Langjährige Aktionäre von Broadcom fühlen sich bei solchen Analystenstimmen bestätigt. Allein in den vergangenen drei Jahren legte der Aktienkurs des Halbleiterkonzerns um beeindruckende 490 Prozent zu.
Auf Sicht einer Dekade ist das Ergebnis noch gewaltiger: Ein Wertzuwachs von mehr fast 1900 Prozent, was einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von mehr als 34 Prozent entspricht. Wer also vor zehn Jahren 10.000 Euro investierte, hätte heute ein Vermögen von knapp 200.000 Euro aufgebaut.
Source: faz.net