Rüstungskonzern: Die große Wette jener Rheinmetall-Aktionäre

Während über eine Waffenruhe in der Ukraine verhandelt wird, ist der Aktienkurs von Rheinmetall auf ein Rekordhoch gestiegen. Wieder einmal. Allein seit Jahresbeginn hat sich der Wert der Aktie verdoppelt, seit Kriegsausbruch in der Ukraine fast verfünfzehnfacht. „Phänomenal“ sei die Kursentwicklung, sagte der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger am Mittwoch auf der Jahresbilanzpressekonferenz des Düsseldorfer Rüstungskonzerns.
Sie sei jedoch nicht allein Ausdruck der veränderten Sicherheitslage und der politischen Entscheidungen in Europa, sondern auch in der Leistung der Mitarbeiter begründet. Sie hätten schließlich in den vergangenen Jahren geliefert und die Ziele getroffen. Die Verteidigungssparte des Dax-Konzerns ist um 50 Prozent im Umsatz gewachsen, der operative Konzerngewinn hat fast um zwei Drittel zugelegt. Anhaltendes Wachstum prognostiziert der Vorstand: Angesichts steigender Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten kalkuliert Rheinmetall mit einem Auftragspotential von bis zu 400 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030. Das muss erst einmal abgearbeitet werden. Rheinmetall will kräftig investieren, Tausende Mitarbeiter einstellen und neue Fabriken bauen.
Die Krise des einen ist die Chance des anderen: Wie andere Rüstungskonzerne auch schaut sich Rheinmetall die Standorte der angeschlagenen Autokonzerne und ihrer Zulieferer genau an. Allerdings braucht es dafür eben langfristige Aufträge, damit sich eine Übernahme lohnt. Stand jetzt seien die meisten Werke noch gar nicht ausgelastet, heißt es von Rheinmetall. Es besteht ein großes Delta zwischen Erwartung und Realität: Zwar ist Rheinmetall stark gewachsen, doch müssen die Aufträge noch deutlich steigen, wenn die Bundesrepublik und die Bundeswehr wieder voll verteidigungsfähig werden wollen. Die Erwartungen der Aktionäre an Rheinmetall sind in jedem Fall gewaltig: In dem Kurs-Gewinn-Verhältnis von mehr als 100 spiegelt sich die Hoffnung auf weiteres Wachstum für Deutschlands größten Rüstungskonzern. Diese Gewinnerwartung muss das Unternehmen erst einmal erfüllen.