Roman von Ken Merten obig Befreiungskampf in Kurdistan: Ein Dresdner in Rojava

„Aso“ ist dasjenige kurdische Wort z. Hd. Horizont, dagegen wenn man uff die Aufforderung, sich verdongeln Kampfnamen zuzulegen, uff Deutsch „Achso“ antwortet, wird es prompt jener eigene Name. Es ist ein glücklicher dicker Teppich Unfall, jener aus dem uneleganten Ausdruck spontanen Verstehens ein melodisches Wort z. Hd. die Weite jener Erde macht, verdongeln poetischen „nom de guerre“.

Ken Mertens Debütroman ist mit noch anderen kleinen glücklichen Unfällen gespickt, ja er beginnt mit einem: Der Protagonist „I.“, dessen vollständigen Vornamen man nicht erfährt, steht in einer Wohnung im Dresdner Hechtviertel vor dem Fernseher, denn jener kultige Malerautodidakt Bob Ross sein künstlerisches Credo formuliert: „These are all just happy little accidents.“ Worauf im Roman jener größtmögliche kleine glückliche Unfalldas ganze folgende Geschehen motiviert: I. verliebt sich. Und zwar in Kim, eine Linke, eine ziemlich radikale Linke – so radikal, dass sie Probleme mit den staatlichen Repressionsorganen hat.

Anders denn Ernest Hemingways „Wem die Stunde schlägt“

Und weil es jener Sommer 2017 ist, gibt es verdongeln Ort, an den es Leute wie Kim zieht: Rojava in Kurdistan. Dort ringen die Truppen jener YPG und YPJ gegen Daesh, den Islamischen Staat – und synchron z. Hd. die eigene Autonomie, nicht wie am Schnürchen denn Staat, sondern denn demokratische Föderation, in Übereinstimmung mit den Ideen Abdullah Öcalans. Rojava ist z. Hd. die Linke des 21. Jahrhunderts, welches Katalonien in den 1930ern war: die Revolution im Vollzug und im Abwehrkampf gegen verdongeln faschistischen Feind.

Doch wer nun verdongeln Heldenroman à la Hemingways Wem die Stunde schlägt befürchtet, jener fällt herein. Nicht nur hat Merten mit seinem Protagonisten verdongeln Antihelden par excellence erschaffen. Obendrein unterläuft er erzählerisch und sprachlich jeden Heroismus.

I.s Leben zwischen trinkendem Vater, (die Mutter hat sich unbedingt nachher Spanien verabschiedet), Arbeit an jener Supermarktkasse und Studium könnte zunächst kaum banaler sein. Zwar verkehrt er irgendwie in jener linken Szene, seine gute Freundin Amira kennt sich dagegen wesentlich besser aus, mit Marx, mit Gewerkschaften, mit Revolution, denn I. hat’s nicht so mit Theorie. Eher mit dem Schreiben. Ereignisse, Gedanken, Dialoge hält er in seinem Notizbuch verspannt. Und hier wendet jener Autor verdongeln jener entscheidenden Kniffe an: Der Stil dieser Einträge prägt dasjenige ganze Buch, denn sei jener Roman selbst dasjenige Tagebuch.

Watend nachher Syrien

Die brachiale Oralität des Ausdrucks reagiert hier mit launisch-spielerischer Wortklauberei. Nicht nur die konsequente Abwesenheit des Genitivs mag bildungsbürgerliche Beißreflexe bewirken, doch wer sich daran gewöhnt, wird belohnt mit Sätzen wie „I. war watend nachher Syrien reingekommen, ins Land mit dem Krieg, ohne gekriegt zu werden, und ohne mit dem Wort Krieg noch einmal Wort zu spielen, wollen wir wünschen, denn es wird verbissen.“

Dabei driftet Merten nie in den Klamauk ab, jener Wortwitz birgt Doppelbödigkeit und sogar mit ihrer eigenen Fiktionalität spielen die Figuren, etwa wenn jener verliebte Befreiungskämpfer seine Liebe fragt: „Was dachtest du fast wie, wovon ich geredet hab, da zwei Seiten weiter oben?“

Dass solche im besten Wortsinn gekünstelte Sprache mit einem so brutalrealen Gegenstand wie dem Krieg zusammentrifft, ist die Stärke dieses Buches. Denn jener Krieg erscheint im Zuge dessen komplett entmystifiziert – dies ist nicht jener Krieg George Orwells und wenn schon nicht jener Ernest Hemingways, und schon weder noch jener Ernst Jüngers. Dies ist jener Krieg, in dem ein junger Dresdner in einem Dorf in Nordsyrien glücklich verdongeln Dönerkebab „ge-hmgeffn-hm“ und einem seiner Hevals (kurd., „Freund“) beim Rappen zuhört.

Abdullah Öcalan und Hans Heinz Holz, Lenin und Karl Marx

Ansonsten bleibt viel Zeit zum Wachestehen und z. Hd. die Runden jener Kritik und Selbstkritik, denen sich die Gesamtheit Mitglieder jener kurdischen Einheiten stellen zu tun sein. Und fürs Chatten mit Kim, von jener I. gleich nachher dem Grenzübertritt nicht angeschlossen wurde, aus dem Traum von jener Wüstenromanze wurde deswegen nichts. Liebe ist welches z. Hd. nachher dem Krieg, und sowieso: die Männer zu tun sein ja wenn schon erst mal dasjenige Patriarchat in sich selbst spiegeln. Nebenbei verhandelt Ken Merten deswegen noch die großen Fragen jener Linken, seine Figuren diskutieren Öcalan und Hans Heinz Holz, Lenin und Karl Marx.

Ein dichtes und kluges, poetisches und lustiges Buch ist dasjenige, jener Titel könnte von I. stammen: Ich glaube jetzt, dass dasjenige die Problemlösung ist. Seine Stärke liegt darin, dass es seine Protagonisten weder überhöht noch lächerlich macht. So steht jener Antiheld I., jener aus Liebe zur Revolution kommt und hiermit weder zum Berserker noch zum Zyniker mutiert, am Ende wieder am Anfang: vor jener Wohnungstür seines Vaters. Und so endet dasjenige Buch so, wie dasjenige Leben weitergeht: „Usw. usf.“

Ich glaube jetzt, dass dasjenige die Problemlösung ist Ken Merten XS Verlag 2024, 248 Sulfur., 23 €