Roberto Saviano: „Ich stehe für alles, wovor sie Angst haben“

Italien ist in diesem Jahr Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse, Roberto Saviano gehörte aber nicht zur offiziellen italienischen Delegation. Saviano, der seit seinem Mafia-Enthüllungsbuch Gomorrha zu den bekanntesten zeitgenössischen italienischen Autoren zählt, gilt als einer der lautesten Kritiker der italienischen Regierung um Giorgia Meloni. Zur Buchmesse kam er auf Einladung
seines deutschen Verlags. „Das war ein politisches Programm“, sagte Saviano. Die italienische Regierung wolle damit die Botschaft senden: „Wer bestimmte Positionen einnimmt, gehört nicht zu diesem Land. Ich stehe für alles, wovor sie Angst haben.“ 

In Frankfurt sprach der Schriftsteller mit Salvatore Viola, dem leitendem Redakteur bei Adesso (ZEIT Sprachen), über sein Leben unter Polizeischutz und seinen neuen Roman Falcone. Darin erzählt Saviano vom Leben des Richters Giovanni Falcone – der große Bekämpfer der Mafia in Italien wurde am 23. Mai 1992 bei einem Sprengstoffanschlag auf Sizilien ermordet. Dieser Mord habe „einen Paradigmenwechsel“ ausgelöst, sagte Saviano, weil die Weltöffentlichkeit zum ersten Mal auf die Brutalität der Mafia aufmerksam geworden sei.

Giovanni Falcone stehe für „eine Hartnäckigkeit und ein Vertrauen in die eigenen Werte, die ich bei keinem anderen Menschen bisher gesehen habe“, sagte der Schriftsteller. Falcone habe seine Arbeit fortgesetzt, obwohl ihm die Institutionen immer vorgeworfen hätten, er würde scheitern.

Der italienische Titel seines Romans Solo è il coraggio (Einsam ist der Mut) passe auch auf sein eigenes Leben, sagte Saviano, der seit der Veröffentlichung von Gomorrha unter Polizeischutz steht. Er habe keine Ahnung gehabt, was es bedeutet, die Aufmerksamkeit einer kriminellen Organisation zu erregen. Anfangs habe ihm niemand eine Wohnung vermieten wollen aus Angst vor der Camorra. Über seinen Roman Falcone sagte Saviano: „Es ist eine Erzählung des Muts.“