Rentenvorteil mit Lehre?: Gute Rentenbeiträge, schlechte Rentenbeiträge

Vor der Rente sind alle prinzipiell gleich – zumindest die, die im System stecken. Ob Starkstromtechniker oder Volkswirt, ob Versicherungsmathematiker oder Koch, jeder bekommt ein Äquivalent zu dem heraus, was er eingezahlt hat. Auch die Lebenserwartung spielt keine Rolle. Ob hinter der Versichertennummer ein Mann oder eine Frau steckt, ob es jemand ist, für den das Leben ein einziger Rausch war oder ob es ein Fitnessapostel ist – das ist egal. Wer einzahlt, erwirbt Rentenpunkte – abhängig allein von der Höhe der Einzahlungen. Wann einer damit begonnen hat, spielt keine Rolle. Ob jemand zum Durchschnittslohn 25 Jahre voll gearbeitet hat oder 50 Jahre halbtags, ist der gesetzlichen Rentenversicherung gleichgültig. Die so erworbenen Punkte sind gleich viel wert. Und das ist gut so.
Ist das Studium einfacher als der frühe Berufseinstieg
Weil die Rente Teil der Sozialversicherung ist, gibt es soziale Regeln (bei Erwerbsunfähigkeit, für Mütter, für besonders langjährig Versicherte), aber Kern des Systems ist das Äquivalenzprinzip. Nun kommt aus der SPD-Ecke ein Vorstoß, der fein unterscheiden will: Wer früh anfängt zu arbeiten, soll besser behandelt werden als jemand, der länger zur Schule geht und dann studiert. Dabei verdient er schneller erstes Geld, er zahlt damit früher in die Rentenversicherung ein, er hat damit schon Ansprüche erworben, wenn andere damit erst anfangen. Viele Akademiker können das mit höherem Gehalt und höheren Beitragszahlungen im Laufe ihres Berufslebens ausgleichen. Das ist systemgerecht. Bei dem, was der Ökonom Jens Südekum vorschlägt und Arbeitsministerin Bärbel Bas sympathisch findet, ist ein anderer Punkt wichtig: Beide stecken Menschen mit unterschiedlichen Lebenswegen in unterschiedliche Schubladen. Sind denn Schule und Studium stets einfacher als der frühe Berufseinstieg? Bestimmt nicht. Ist es immer schwerer? Auch nicht.
Wer so anfängt zu differenzieren, kann als Nächstes die Lebenserwartung berücksichtigen – mit der Konsequenz, dass Männer früher in Rente gehen dürften als Frauen. Wer so etwas nicht will, darf die gesetzliche Rente nicht wie eine Autoversicherung konstruieren, sondern sollte grundsätzlich alle Menschen mit ihren Beiträgen gleich behandeln, so ungleich sie sonst sind.