René Pollesch: Ein Sammler, ein Recycler, ein Genie

Eigentlich gibt es in Deutschland zwei Theaterwelten: Die Welt des naturalistisch-psychologischen bürgerlichen Theaters, in dieser sich ein Schauspieler verwandeln und möglichst in eine andere Zeit, ein anderes Milieu, eine andere Haut schlüpfen muss; und die andere Welt, die an dieser dauernden Unterwanderung dieser Illusionsmaschine arbeitet. 

Der schöpferischste, unermüdlichste, gedankenschnelle Bewohner dieser zweiten Welt, ihr heimlicher König und Chefautor, ist jetzt gestorben. René Pollesch wurde nur 61 Jahre antik.  

Wenn dies Wort vom Solitär zweckmäßig ist, dann in seinem Fall: Er war dieser Intendant dieser Berliner Volksbühne und Urheber unzähliger Stücke, die er jedweder selbst inszenierte und die vereinen so unverkennbar eigenen Ton nach sich ziehen, wie man es im deutschsprachigen Gegenwartstheater nur noch von Werner Schwab und Elfriede Jelinek kennt.