Rendite dank Sondervermögen

CDU-Chef Friedrich Merz hat etwas geschafft, was vor ihm nur wenigen gelungen ist. Noch bevor er Bundeskanzler ist, hat seine Ankündigung, mit dem potentiellen Koalitionspartner SPD zwei Sondervermögen – besser gesagt neue Schuldentöpfe – zu schaffen, die Märkte bewegt. Die Rendite der Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit, in Bankkreisen auch „Bund“ genannt, stieg von 2,4 Prozent kurz nach der Bundestagswahl auf zuletzt 2,8 Prozent. 40 Basispunkte in so kurzer Zeit sind eher selten zu beobachten, weiß Tomasz Wieladek, der bei T. Rowe Price Chefökonom für den Euroraum und Großbritannien ist. Sorgen macht sich der gebürtige Pole allerdings nicht. „Deutschland hat die Zeichen der Zeit erkannt und alles richtig gemacht“, urteilt er im Gespräch mit der F.A.Z. Noch seien letzte politische Hürden zu nehmen, aber wenn das Sondervermögen Realität werde, müsse Deutschland entschieden mehr Anleihen begeben, das aber sei für den Markt verkraftbar. „Es wird eine Überlastung der Märkte geben, aber nicht für Deutschland. Bundesanleihen waren knapp. Dabei sind sie als nahezu ausfallsichere Anleihe hoch begehrt“, sagt der Chefökonom.

Verteidigungsfähigkeit bedeutet Zahlungssicherheit

Was ihm gefällt ist auch, dass sich Deutschland verschuldet, um in die eigene Verteidigung zu investieren. „Das spricht auch für US-Staatsanleihen, die USA können sich verteidigen. Deshalb gelten ihre Papiere als sicher“, argumentiert Wieladek. Für andere Staaten innerhalb der Eurozone und auch Großbritannien stellt der er keine so gute Prognose. „Die Spreads könnten sich ausweiten“, nimmt er an. Die neuen Schulden werden sich für Deutschland in jedem Fall lohnen, ist Wieladek überzeugt, denn sie kurbeln das Wachstum an. Ein Risiko sieht der Ökonom lediglich, wenn Deutschland in einen Handelskrieg mit den USA verstrickt wird, ehe das Wachstum sich materialisiert. Deswegen rät Wieladek schlussendlich dazu, Bundesanleihen mit 30 Jahren Laufzeit zu verkaufen und stattdessen durch deutsche Anleihen mit fünfjähriger Laufzeit zu ersetzen. Die zehnjährige Bundesanleihe sieht er aber auch nach dem Renditeanstieg der vergangenen Wochen fair bepreist. In den kommenden Jahren hält er beim Bund nicht zuletzt ob seiner Sicherheit und Knappheit sogar eine Rendite zwischen 3,5 und 3,75 Prozent für realistisch.

Kaum einer habe den politischen Schwenk von Merz in dieser Größenordnung erwartet, meint auch Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege beim international operierenden Fondsmanager Fidelity .„Freilich hat die konservative Fiskalpolitik der vergangenen Jahre auch dazu beigetragen, dass die Märkte die neue Anleihenflut auch gut aufnehmen werden“, fügte Roemheld hinzu. Der Anleihemarkt sei attraktiv, für Privatanleger aber vielfach zu komplex. Anders als die Aktienmärkte seien die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere nach wie vor relativ intransparent. Darüber hinaus ist der Anteil außerbörslicher Transaktionen, sogenannter Over-the-Counter-Geschäfte, hoch. Auch seien die Informationen über die Emittenten häufig begrenzt, sagt Roemheld.

Das ermögliche zwar aktiven Managern, überdurchschnittliche Renditen zu erzielen, lässt passive indexnachbildende Anleihe-ETF aber im Nachteil. Gerade was die kommende Marktphase angeht, könnten aktive Anleihe-ETF, die wettbewerbsfähige Kosten passiver Lösungen mit dem Potential und den Risikoerwägungen aktiver Fonds kombinieren, interessant werden – auch gerade für vermögende Privatanleger, meint ­Roemheld.

Source: faz.net