Rekrutierung für ICE: Repression qua Karrierechance

Christian Gläßel arbeitet am Centre for International Security der Hertie School in Berlin, Adam Scharpf ist Professor an der Universität Kopenhagen. Anfang 2026 veröffentlichen die beiden Politikwissenschaftler ihr Buch „Making a Career in Dictatorship: The Secret Logic behind Repression and Coups“ (Oxford University Press).

Täglich werden in den USA derzeit Menschen von vermummten Beamten auf offener Straße in unmarkierte SUVs gezerrt, inhaftiert oder direkt außer Landes gebracht – so genau weiß man das oft nicht. Viele dieser Agenten tragen keinerlei Erkennungszeichen, dafür tief in die Stirn gezogene Baseballcaps, dunkle Sonnenbrillen und Tücher über Mund und Nase. 
Die Einsatzkräfte gehören zur US-Einwanderungsbehörde ICE (Immigration and Customs Enforcement). Für den ehemaligen Bundesrichter William Glover Young markiert das Verhalten der Agenten eine historische Zäsur. Der einst von Präsident Ronald Reagan ernannte Jurist sagt: „Niemals in unserer gesamten Geschichte haben wir eine bewaffnete, maskierte Geheimpolizei toleriert.“