Rekord z. Hd. Luxusmieten: So teuer sind die beliebtesten Einkaufsstraßen

Wer ein Weihnachtsgeschenk für ein paar Tausend oder zehntausend Pfund sucht, wird hier fündig. Die Bond Street bietet alle Luxusmarken der Welt. Am Eingang der Straße baut gerade ein Ferrari-Händler einen neuen Ausstellungsraum, der nächstes Jahr eröffnet. Es folgen Diamanten von De Beers, Schmuck von Cartier und Tiffany, Modegeschäfte von Chanel, Dior, Prada und Yves Saint Laurent, Uhrenläden von Rolex und Patek Philippe. In der Vorweihnachtszeit sind viele Schaufenster mit goldenen Kugeln geschmückt.

Cartier hat die ganze Hausfassade mit riesigen Geschenkpaketen beklebt. Ganz oben sitzt ein Panther. Hier scheut keiner die Kosten. Im leichten Nieselregen schiebt sich das Publikum durch die Straße, nicht wenige tragen dicke Tüten.

Britischer Einkaufsbummel: Londons New Bond Street leuchtet zur Weihnachtszeit.
Britischer Einkaufsbummel: Londons New Bond Street leuchtet zur Weihnachtszeit.Philip Plickert

Mehr Luxus geht nicht. Jetzt hält die New Bond Street erstmals den Weltrekord: Seit diesem Jahr ist sie die Einkaufsstraße mit den höchsten Quadratmetermieten der Welt, die teuerste der teuren Straßen. Auf umgerechnet 1707 Euro im Monat je Quadratmeter sind die Ladenmieten in einem bestimmten Abschnitt gestiegen, ein Plus um gut 20 Prozent zum Vorjahr. Das ergab die Analyse der Gewerbeimmobilienfirma Cushman & Wakefield, die 141 erstklassige Standorte für Geschäfte in Europa, Amerika, Aus­tralien und Asien untersucht.

Die New Bond Street liegt damit erstmals an der Spitze der globalen Rangliste, vor der Via Monte Napoleone (1667 Euro je Quadratmeter) im Zentrum von Mailand und der Upper Fifth Avenue in New York (1530 Euro je Quadratmeter). Diese drei sind mit Abstand die teuersten Straßen der Welt. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch andere Makler wie Savills. Während die Mieten in London, in der Bond Street, aber auch in der Regent Street und Oxford Street stark stiegen, stagnierten sie in vielen anderen Nobeleinkaufstraßen, ergab die Analyse von Cushman & Wakefield, die seit drei Jahrzehnten Mietverträge auf der ganzen Welt auswertet.

New York an der Upper Fifth Avenue: Die Schaufenster sind weihnachtlich dekoriert.
New York an der Upper Fifth Avenue: Die Schaufenster sind weihnachtlich dekoriert.Evan Agostini/Invision/AP

Vierstellige Quadratmetermieten zahlen Händler auch für Geschäfte in der Hauptstraße des Hongkonger Ausgeh- und Touristenviertels Tsim Sha Tsui (1159 Eu­ro) und in der Avenue des Champs Élysées in Paris (1043 Euro). Laut dem französischen Maklerunternehmen BNP Paribas Real Estate kommen auch Läden in der Via Condotti in Rom fast in diese Preisklasse. Ebenfalls in den Top Ten des Weltrankings liegen die Mieten im Einkaufsviertel Ginza in Tokio (962 Euro), in der Bahnhofstraße in Zürich (804 Euro), in der Pitt Street Mall von Sydney (608 Eu­ro), im Viertel Myeong-dong der südkoreanischen Hauptstadt Seoul (500 Euro) sowie am Kohlmarkt in Wien (406 Euro) zwischen Hofburg und Graben.

Die höchsten Mieten für Läden sind in Deutschland laut Cushman & Wakefield für Geschäfte in München an der Kaufingerstraße und Neuhauser Straße zu zahlen, die vom Marienplatz zum Stachus führt. An dieser belebten Fußgängerzone kosten Ladengeschäfte durchschnittlich 320 Euro Miete je Quadratmeter im Monat. Die exklusivere Maximilianstraße in München oder die Goethestraße in Frankfurt, wo sich Luxusgeschäfte vergleichbar der Bond Street in London finden, liegen knapp dahinter. Laut Cushman & Wakefield sta­gnierte die Monatsmiete in der Maximilianstraße bei 280 Euro je Quadratmeter. Auf der Frankfurter Zeil zahlen Händler demnach pro Monat 250 Euro je Quadratmeter, ebenso viel in der Düsseldorfer Königsallee oder der Berliner Tauentzienstraße, die fünfhundert Meter lange Einkaufsstraße zwischen Charlottenburg und Schöneberg, die den Kurfürstendamm fortsetzt.

Geschäfte in Mailand: Die Mieten in der Via Monte Napoleone lagen vor einem Jahr noch oben.
Geschäfte in Mailand: Die Mieten in der Via Monte Napoleone lagen vor einem Jahr noch oben.Picture Alliance

Der riesige Abstand zu den Londoner Spitzenlage ist frappierend. Für den teuersten Laden in der New Bond Street nannte die BNP-Immobilientochtergesellschaft sogar eine Spitzenmiete von 33.627 Euro im Jahr je Quadratmeter. Das ist fast neunmal so viel wie für Läden auf der Maximilianstraße oder der Goethestraße. Alle Statistiken zeigen: Londons Luxuslagen in Mayfair oder Knightsbridge bewegen sich in einer eigenen Preis­galaxie.

Nicht nur die Mieten, auch die Kaufpreise sind „eyewatering“, wie die Briten sagen: so hoch, dass sie Tränen ins Auge treiben. 230 Millionen Pfund (265 Millionen Euro) bezahlte der amerikanische Privat-Equity-Investor Blackstone im vergangenen Jahr für das Haus New Bond Street 130-134, ein Gebäude aus der viktoria­nischen Zeit. An dieser Adresse sitzen ein Schuhhändler namens Church’s sowie Geschäfte der Uhrenmarken Breitling und Audemars Piguet. Andere Häuser in der Straße werden derzeit tiefgreifend renoviert und umgebaut. Das Architekturbüro von Norman Foster hat dazu die Entwürfe geliefert.

Trotz der aberwitzig hohen Preise ist die New Bond derzeit so beliebt und gefragt wie noch nie. Laut Daten von Savills sank die Leerstandsquote in der Straße von 13 Prozent (2021) auf nur 7 Prozent im vergangenen Jahr. Der englische Uhrenhändler Watches of Switzerland hat einen Megashop für Rolex eröffnet, gleich drei Stockwerke umfasst er.

Noch einmal London: Die Luxusmarken leisten sich hohe Mieten.
Noch einmal London: Die Luxusmarken leisten sich hohe Mieten.Philip Plickert

Auch wenn einige Luxusmarken nach dem Post-Corona-Boom etwas zurückgefallen sind, machen die meisten doch wieder gute Geschäfte. Einige der größten Namen wie LVMH und Kering, der Eigen­tümer von Gucci, meldeten zuletzt starke Ergebnisse. Richemont, der Eigentümer der Schmuckmarken Cartier und Van Cleef, hat die Analystenerwartungen übertroffen. Ihre Geschäfte glänzen vorweihnachtlich geschmückt.

In der Bond Street treffen starke Nachfrage und begrenztes Angebot an Ladenflächen aufeinander, das habe die Mieten weiter kräftig in die Höhe getrieben, sagt Duncan Gilliard, Leiter des Bereichs Central London Retail bei Cushman & Wakefield. „Insbesondere der erstklassige Schmuckbereich zwischen Clifford Street und Burlington Gardens hat sich zu einem der umkämpftesten Standorte im globalen Einzelhandel entwickelt.“ Viele Mieter wollten sich hier langfristige Verträge sichern. Dafür müssen die Unternehmen viel zahlen – die Kunden im Geschäft dann auch.