Reisen im Wohnmobil: So finden Camper spontan vereinen Stellplatz – WELT

Wer im Wohnmobil übernachten möchte, braucht einen dafür zugelassenen Stellplatz. Der ist kurzfristig nicht immer leicht zu finden, besonders in den Hauptreisezeiten. Ein Schweizer Start-up verspricht mit seiner Camper-App Abhilfe – und das europaweit.

Die Idee des Schweizer Start-ups Parkn’Sleep klingt so einfach wie genial: Auf der gleichnamigen App sehen Camper in Echtzeit, wo gerade ein Stellplatz verfügbar ist und können diesen spontan anfahren. Vor Ort bezahlt der Camper den Stellplatz mittels QR-Codes eigenständig wie an einer Parkuhr. Als Stellplatz-Vermieter wiederum kann jeder Landbesitzer fungieren; man muss nur ein Schild mit QR-Code aufstellen – und der Rubel rollt. Oder gibt es doch noch einen Haken? Darüber sprachen wir mit dem Geschäftsführer Lukas Imhof.

‍WELT: Die Funktionsweise Ihrer Parkn’Sleep-App Camper ähnelt einer klassischen Parking-App. Müssen Camper, die sich nicht einchecken und umsonst parken wollen, mit einem Knöllchen rechnen?

Lukas Imhof: Ja, das ist schon möglich. Unter unseren Stellplatz-Anbietern sind etliche Gemeinden, die Stichprobenkontrollen machen wie in der normalen Parkplatzbewirtschaftung. Andere Gastgeber, etwa Bauern oder Landbesitzer, bemerken die Anwesenheit von Campern ohnehin früher oder später, insofern ist Schwarzparken kaum möglich.

‍WELT: Nehmen Sie auf die Preisgestaltung der Stellplatz-Vermieter Einfluss?

Imhof: Nein, aber wir geben Tipps. So empfehlen wir für Stellplätze ohne jegliche Infrastruktur einen Übernachtungspreis von 15 bis 20 Euro pro Fahrzeug. Wenn es hingegen vor Ort Toiletten, Duschen und andere Dienstleistungen gibt, kann der Gastgeber auch mehr verlangen.

‍WELT: Was sich für Camper, deren Fahrzeuge weitgehend autark sind, dann aber nicht unbedingt rechnet.

Imhof: Das mag in einigen Fällen stimmen. Nutzer unserer App haben aber noch eine dritte Option – die Camper Card Unlimited. Das ist eine Jahreskarte für 480 Euro, deren Besitzer alle Parkn‘ Sleep-Stellplätze europaweit und ganzjährig kostenlos nutzen können. Wer das in vollem Umfang macht, also theoretisch 365 Tage im Jahr, kommt auf einen Übernachtungspreis von 1,31 Euro.

‍WELT: Das kommt allenfalls für digitale Nomaden infrage, die im Camper leben, vielleicht noch für Aussteiger und Rentner.

Imhof: Man kann die Camper Card Unlimited mit einem Skipass vergleichen: Die einen nutzen sie mehr, die anderen weniger – und über die verkaufte Kartenmenge passt das am Ende gut.

‍WELT: Wie viele Stellplätze in welchen Ländern kann man mit Ihrer Camper Card Unlimited nutzen?

Imhof: Wir sind aktuell in 23 europäischen Ländern vertreten. Es ist also möglich, mit der Jahreskarte von Lappland bis nach Portugal zu fahren und jede Nacht spontan auf einem unserer Gastgeberplätze zu übernachten. In Deutschland beispielsweise gibt es gegenwärtig rund 180 Plätze, in Spanien 100, in der Schweiz 230 und in Frankreich 80 Plätze. Insgesamt haben wir derzeit europaweit 871 Standorte zum Übernachten gelistet.

‍WELT: Sie sind selbst ein erfahrener Camper; welche App nutzten Sie, bevor Sie Parkn‘ Sleep entwickelten?

Imhof: Ich habe vor allem Park4Night genutzt. Das ist eine Empfehlungs-App für Stellplätze, auf der jeder Nutzer Plätze eintragen kann, die er mit anderen teilen will. Dabei sind öffentliche Stell- und Campingplätze genauso vertreten wie von den Nutzern selbst gefundene Orte in der Natur. Doch genau darin liegt ein Problem: Weil die auf Park4Night eingetragenen Plätze zum Teil auf persönlichen Empfehlungen von Nutzern basieren, kann es sein, dass die Stellplätze zwar schön, aber nicht legal sind. Daher habe ich nach einer Lösung gesucht, mit der legale Stellplätze spontan angefahren werden können.

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‍WELT: Hat Ihre Start-up-Idee schon Nachahmer gefunden?

Imhof: Unser Konzept wurde bisher nicht kopiert. Wäre das der Fall, hätte ich aber kein Problem damit. Mitbewerber machen den Markt interessant.

‍WELT: Auf Ihrer App sind die Stellplätze samt der dort geltenden Parkregeln genau beschrieben. Wie sollte das perfekte Camper-Fahrzeug ausgestattet sein, um möglichst viele Stellplatz-Attribute Ihrer Gastgeber zu erfüllen?

Imhof: Um möglichst viele Parkn’Sleep-Plätze nutzen zu können, fährt man am besten einen kompakten Camper mit maximal sechs Metern Länge – und ganz wichtig: Man braucht eine Toilette an Bord.

‍WELT: Der Haken ist also die Toilette?

Imhof: So ungefähr, allerdings ist das Problem dank der sogenannten Trockentrenntoiletten auch in kleinen Fahrzeugen leicht lösbar.

‍WELT: Gibt es, was die Präferenzen für Stellplätze angeht, nationale Besonderheiten, stehen beispielsweise deutsche Camper bevorzugt auf Waldplätzen und niederländische Camper lieber an Seen?

Imhof: Tatsächlich gibt es nationale Unterschiede, aber weniger aufseiten der Camper als vielmehr bei den Gastgebern. So sind Schweizer Parkn’Sleep-Gastgeber oft Gemeinden und Bergbahnbetreiber. Das hat für die Camper den Vorteil, sie kommen abends an und sind am nächsten Morgen die Ersten auf dem Berg.

In Holland wiederum nutzen reguläre Campingplatz-Betreiber unsere App, um Stellplätze für Kurzzeitgäste als Parkn’Sleep anzubieten. In Deutschland und Frankreich sind es oft Landwirte oder Gastronomen, die sich mit ungenutzten Wiesen oder freien Restaurant-Parkplätzen etwas dazuverdienen.

Source: welt.de