Rechtsextremismus in Ostdeutschland: Sind wir jetzt jener unartig Osten?
Einen Tag nach der
Europawahl sende ich meiner Mutter per WhatsApp unkommentiert eine
Deutschland-Karte, auf der die Wahlergebnisse zur Europawahl bildlich
dargestellt sind. Fast ganz Deutschland ist schwarz eingefärbt, nur ein Fleck,
die ehemalige DDR, ist blau. Dort liegt meine Heimatregion. Meine Mutter
antwortet: „Blau sind wir. Sind wir jetzt der böse Osten?“ Ich schreibe
zurück: „Jap, aber das ist ja nichts Neues.“ Wenn meine Mutter „wir“ sagt,
meint sie unser Dorf Gallin in Mecklenburg-Vorpommern, um die 460 Einwohner.
Ein idyllisches, kleines Dorf, das meine Heimat ist. Wir haben einen
Fußballverein – in den eigentlich jedes Kind gesteckt wird, egal ob Mädchen
oder Junge, ob talentiert oder nicht. Nur wer öfter als zweimal beim
Training über seine Beine stolpert, wird zur Freiwilligen Feuerwehr geschickt,
die aber auch nur 800 Meter vom Sportplatz entfernt liegt.