Raubkatzen denn Haustiere: In den USA leben mehr Tiger denn in Indien – WELT

Eine Studie bringt zutage: In den USA leben mehr Tiger als Haustiere als in Indien in freier Wildbahn. Offenbar kommen die privaten Tigerfreunde auf insgesamt 5000 Exemplare. Dabei gibt es einen großen Unterschied zu den Tigern in den Zoos.

Die Liebe zu den Riesenkatzen ist wohl ein wenig außer Kontrolle geraten: Ein neues Gesetz in den USA verpflichtet die Besitzer von Großkatzen, die Tiere zu registrieren. Dadurch wird nun klar: Im Land leben 5000 Tiger – fast doppelt so viele wie derzeit in Indien in freier Wildbahn.

Nun untersuchten Forscher der Stanford University einen Teil der Raubkatzen genetisch, auch um herauszufinden, von wo die Tiere in die USA geschmuggelt werden. „Wir führten erst eine große Studie über wilde Tigerpopulationen durch, dann setzten wir das mit den privat gehaltenen Tieren in den Vereinigten Staaten fort“, erzählt die Evolutionsbiologin Ellie Armstrong in einer Pressemitteilung der Universität. Wie viele Tiger außerhalb von Zoos und Zirkussen leben, also in Privathaushalten, als reine Liebhaberobjekte, habe sie überrascht.

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Die Arbeit erschien in der Fachzeitschrift „PNAS“. Eingesammelt wurden DNA-Proben von 154 gefangenen und 100 wilden Tigern. Aus der ersten Studie war bekannt, dass es sechs Unterarten von Tigern gibt. Die berühmteste: Der Königstiger (Panthera tigris tigris), auch Bengal-Tiger genannt, das Nationaltier Indiens und Bangladeschs. Mit beiden Datensätzen entstand ein genetisches Referenzsystem, mit dem Strafverfolgungsbehörden in Zukunft beschlagnahmte Tiere bestimmten Herkunftsregionen zuordnen können.

Die Tiger von Siegfried und Roy waren krank

Außerdem fragte sich Armstrong, ob man mithilfe der gefangenen Tiger, etwa mit ihrem Sperma, die wilde Population genetisch auffrischen könnte. Vor allem US-Prominente machten immer wieder mit ihren Raubkatzen Schlagzeilen – und setzten wohl den Trend. Zu den illustren Tigerbesitzern gehörten und gehören der „King of Pop“ Michael Jackson, Boxlegende Mike Tyson und Tarzan-Darsteller Steve Sipek.

Die genetische Zusammensetzung der privat gehaltenen Käfig-Tiger war bisher ein großes Rätsel, es gab dazu nicht mehr als Gerüchte. Eine Hypothese war, die Tiere seien genetisch verarmt, stammten aus Inzucht. Ein Beispiel dafür sind die wohl berühmtesten Showbusiness-Raubkatzen, die weißen Tiger der deutsch-amerikanischen Magier Siegfried und Roy. Sie sind keine Unterart, wie von den beiden zeitlebens behauptet, vielmehr fehlt ihnen die gelbe Fellfarbe, weil sie eine Erbkrankheit haben, sie sind insgesamt gesundheitlich angeschlagen.

Eine andere These dagegen ist, dass privat gehaltene Tiger grundsätzlich genetisch sehr vielfältig sind – eben weil sie für die Besitzer in der freien Wildbahn gefangen wurden. „Es ist wichtig, zu wissen, was nun stimmt“, sagt Armstrong. „Es gibt nur noch so wenige Tiger.“ Das führe zu genetischer Verarmung, was die Art zusätzlich gefährde.

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Armstrongs Daten zufolge finden sich bei den privat gehaltenen Raubkatzen tatsächlich weder Zeichen von Inzucht noch Hinweise darauf, dass sie alle von einer einzigen Unterart abstammen. Sie gehören offenbar zu allen sechs bekannten Subspezies. Tiger, die in Zoos gezüchtet werden, gehen dagegen alle auf eine einzige Unterart zurück.

Gleichwohl ist es auch um die genetische Vielfalt der häuslichen Tiger keineswegs gut bestellt: Sie wurden gefangen, als die Gesamtpopulation der Raubkatzen bereits dezimiert war – mit entsprechender Verarmung des Genpools. „Das bedeutet, dass es keine ‚genetische Rettung‘ von wilden Tigern geben wird“, kommentiert Armstrongs Kollegin Elizabeth Hadly. Die Gene der wilden Tiger in Indien sei alles, was noch übrig ist. 1947 durchstreiften dort etwa 40.000 der majestätischen Katzen die Wälder, heute sind es rund 3000. „Damit muss die Evolution in Zukunft auskommen.“

Source: welt.de