Quartalszahlen: Commerzbank besser qua erwartet

Nach dem Rekordjahr 2023 ist der Commerzbank auch der Start in das Jahr 2024 gut gelungen. Das Kreditinstitut übertraf mit seinen am Mittwochmorgen veröffentlichten Quartalszahlen die Gewinnerwartungen der Analysten und steckte sich noch höhere Ziele für dieses Jahr. Der Vorstandsvorsitzende Manfred Knof teilte mit: „Wir sind mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet. Es ist unser Ziel, den Gewinn im Jahr 2024 weiter zu steigern.“

2023 hatte die Commerzbank nach Steuern 2,2 Milliarden Euro verdient, so viel wie nie zuvor in ihrer mehr als 150 Jahre langen Firmengeschichte. Das gute Ergebnis lag vor allem an den seit Sommer 2022 von der Europäischen Zentralbank kräftig angehobenen Zinsen und Kostensenkungen durch Stellenabbau und Filialschließungen in den Vorjahren. Für dieses Jahr hatte der Vorstand im Februar einen weiteren Gewinnanstieg angekündigt. Allerdings rechnete Finanzchefin Bettina Orlopp noch vor wenigen Wochen mit einem sinkenden Zinsüberschuss. Am Mittwoch sah sich die Commerzbank in der Lage, ihre Jahresprognose für diese wichtigste Einnahmequelle um 200 Millionen Euro auf 8,1 Milliarden Euro heraufsetzen. Die Anleger reagierten erfreut: Die Aktie kletterte am Mittwochmorgen um 2 Prozent und erreichte mit 14,60 Euro den höchsten Kurs seit 2012.

Wie die Commerzbank mitteilte, erzielte sie im ersten Quartal 2024 einen Nettogewinn von 747 (Vorjahresquartal: 580) Millionen Euro. Analysten hatten zuvor im Durchschnitt („Konsens“) mit etwa 100 Millionen Euro weniger gerechnet. Nach Angaben der Bank war das Konzernergebnis das letzte Mal im ersten Quartal 2011 höher. Die Eigenkapitalrendite („RoTE“) verbesserte sich von 8,3 auf 10,5 Prozent und übertraf wie schon im Jahr 2023 die Rentabilität des größeren Konkurrenten Deutsche Bank.

Was die Zinsmarge treibt

Der Zinsüberschuss, der sich vereinfacht gesagt aus hohen Kreditzinsen als Einnahmen und niedrigen Sparzinsen als Ausgaben speist, stieg im ersten Quartal 2024 um 9 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro und lag damit nahe am Rekordwert des dritten Quartals 2023. Die Aktienanalysten von Goldman Sachs hatten dies trotz der niedrigeren Prognose des Vorstandes schon in etwa so erwartet und führen den stabilen Zinsüberschuss auf den geringen Wettbewerb unter deutschen Banken um Sparer zurück. Die Commerzbank habe nur etwa 35 Prozent der Leitzinserhöhungen der EZB an ihre Sparkunden weitergegeben und verdiene deshalb im Zinsgeschäft so gut.

Dennoch flossen der Commerzbank nach eigenen Angaben allein von Privatkunden im ersten Quartal 2024 rund 9 Milliarden Euro an Einlagen zu – die Bank muss ihren Sparern also nicht unbedingt mehr Zinsen bieten. Außerdem erhält das Kreditinstitut von der EZB auf seine Einlagen dort wieder Zinsen.

Darüber hinaus berichtete die Commerzbank von einem anziehenden Baufinanzierungsgeschäft, das im Jahr 2023 wegen der höheren Zinsen noch darniederlag. Durch diese positiven Effekte im Zinsgeschäft konnte die Commerzbank die gestiegenen Belastungen ihrer polnischen Tochtergesellschaft M-Bank, die für Franken-Kreditnehmer eine Vorsorge für Rechtsrisiken von 318 (Vorjahresquartal: 173) Millionen Euro vornehmen musste, mehr als ausgleichen.

Provisionsüberschuss leicht verbessert

Eigentlich sollte der Provisionsüberschuss als zweite Einnahmequelle nach dem Zinsüberschuss nach Planung des Vorstandes in diesem Jahr an Bedeutung gewinnen. Allerdings waren die Gebühreneinnahmen der Commerzbank im Jahr 2023 gesunken und die Erwartungen der Analysten deshalb gedämpft. Doch die Commerzbank schaffte es im ersten Quartal 2024, den Provisionsüberschuss auf 920 (915) Millionen Euro leicht zu steigern – trotz Belastungen durch die konzerneigene Fondsgesellschaft Commerz Real, die an der Projektgesellschaft des Hochhauses „Elbtower“ beteiligt ist, das wegen der Insolvenz von Signa nicht wie geplant gebaut werden kann.

Manfred Knof
Manfred KnofReuters

Ein Grund für den gewachsenen Provisionsüberschuss sei ein saisonal starkes Wertpapiergeschäft, hieß es von der Commerzbank. Vorstandschef Knof kündigte an, dass sich die jüngsten Zukäufe, etwa des Vermögensverwalters Aquila, und im Zahlungsverkehr die erweiterte Kooperation mit Worldline und das Gemeinschaftsunternehmen mit Global Payments schon „im weiteren Jahresverlauf in den Provisionserträgen bemerkbar machen“. Ziel bleibe, den Provisionsüberschuss in diesem Jahr um 4 Prozent zu steigern.

Fast keine Bankenabgabe

Die Kosten sanken im ersten Quartal um 8 Prozent auf 1588 Millionen Euro. Das liegt vor allem daran, dass ein dreistelliger Millionenbetrag wegfiel, weil die europäischen Banken nicht länger eine Abgabe an den inzwischen gefüllten Abwicklungsfonds leisten müssen. Dadurch sank das Verhältnis von Erträgen zu Kosten auf 58 Prozent und damit unter die selbst gesteckte Zielmarke von 60 Prozent. Vor einem Jahr hatte die Commerzbank noch 65 Cent aufwenden müssen, um einen Euro Ertrag zu erlösen.

Bettina Orlopp
Bettina Orloppdpa

Trotz der schwachen Konjunktur halten sich die Kreditausfälle im Rahmen. Es habe „Einzelfälle“ gegeben, gab die Commerzbank zu. Es sei jedoch auch möglich gewesen, zuvor zurückgestellte Risikovorsorge wieder aufzulösen. Alles in allem stellte das Kreditinstitut für Kreditrisiken 76 (68) Millionen Euro zurück – unauffällig wenig.

Die hohe Eigenkapitalbasis, die sich an einer Kernkapitalquote von 14,9 (14,7 Prozent) zeigt, will der Vorstand reduzieren, indem er eigene Aktien zurückkauft und den im Jahresvergleich um 40 Prozent gekletterten Aktienkurs stützt. Durch Aktienrückkäufe steigt tendenziell auch die Eigenkapitalrentabilität, da der Gewinn auf weniger Aktien bezogen wird. Finanzchefin Orlopp kündigte an, wenn alles wie geplant laufe, werde die Commerzbank ein weiteres Aktienrückkaufprogramm nach dem zweiten Quartal beantragen.

Manche Mitarbeiter wünschen sich allerdings höhere Gehälter und mehr Investitionen. Und selbst Aktionärsvertreter Klaus Nieding hatte auf der Hauptversammlung Anfang Mai den Vorstand mit den Worten „halten Sie ihr Pulver trocken“ zur Zurückhaltung beim Rückkauf eigener Aktien aufgefordert. Orlopp allerdings will mit höheren Dividenden und Aktienrückkäufen neue Aktionäre anlocken.

Source: faz.net