Quartalsbericht: Nvidia wird zur Supercomputer-Firma – WELT

Börsenliebling Nvidia hat es geschafft, die hohen Erwartungen der Analysten noch einmal zu übertreffen: Mit einem Rekordumsatz von 26 Milliarden Dollar im vergangenen Quartal konnte die Chipfirma ihre Einnahmen gegenüber dem Vorjahr knapp verdreifachen, der Gewinn fällt gut sechsmal höher aus als noch vor einem Jahr. Getrieben wird die Umsatzexplosion von der Rechenzentrumssparte, die ihren Umsatz verfünffachte.

„Die nächste industrielle Revolution hat begonnen – Unternehmen und Länder arbeiten mit Nvidia zusammen, um die traditionellen Rechenzentren auf beschleunigtes Computing umzustellen und eine neue Art von Rechenzentren – KI-Fabriken – zu bauen, um ein neues Gut zu produzieren: künstliche Intelligenz“, sagte Jensen Huang, Gründer und CEO von Nvidia.

Angesichts der Kursexplosion der vergangenen Monate kündigte Huang einen Aktiensplit im Verhältnis 10:1 an und erhöhte die Dividende 4 auf 10 Cent im Quartal. Die Aktie sprang nachbörslich prompt erstmals in ihrer Geschichte über 1000 Dollar.

Nvidias neue Rolle im Rechner-Rennen

Huang gab sich im Call mit den Analysten um Mitternacht deutscher Zeit zuversichtlich, dass dieses Wachstum kein Strohfeuer ist, im Gegenteil: Die Einnahmen aus dem Verkauf ganzer Computer für KI-Rechenzentren sollen in den kommenden Quartalen nochmals steigen. „Die Kunden beginnen gerade erst mit dem Ausbau ihrer Rechenzentren“, so Huang. Er wiederholte auf skeptische Nachfrage der Analysten, dass in der Branche ein tief greifender Paradigmenwechsel im Gange ist, vielleicht die dramatischste Revolution aller Zeiten – dies wird die Nachfrage für eine lange Zeit antreiben, so Huang.

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Angesichts dieser Nachfrage wandelt sich Nvidia mit jedem Quartal mehr weg von der reinen Chip-Firma, hin zu einer Supercomputer-Firma. Noch vor wenigen Jahren verkaufte Nvidia den Großteil seiner Chips als Massenware an Systemintegratoren, die diese in Beschleuniger-Karten einbauten und weiter verkauften.

Doch inzwischen hat Nvidia ein einzigartiges Wissen darüber aufgebaut, wie mehrere Chips möglichst effizient in einem Server zusammengeschaltet werden können. Zudem konzentriert sich die Firma aktuell auf die Entwicklung neuer Netzwerk-Standards, mittels derer die eigens entwickelten Server wiederum zu Supercomputern zusammen geschaltet werden können.

Huang betonte im Analystengespräch, dass die dafür notwendigen Netzwerktechnik eine Eigenentwicklung ist, die Nvidia einen deutlichen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz bringt. Huang liefert nicht nur die Server, sondern auch die dazu passenden Netzwerkswitche, die Speichersysteme, die Kühl-Technologie.

Wer sich jetzt entscheidet, bindet sich an den Chip-Riesen

Aus Sicht der Anleger hat Nvidia damit eine fast einzigartige Marktposition: Die Firma beherrscht eine Schlüsseltechnologie, die sie selber erfunden hat, mit einem Marktanteil von etwa 80 Prozent.

Zudem legen sich die Kunden fest, die jetzt Nvidia-Server kaufen: Dank der proprietären Technologie hat Nvidia ein eigenes Ökosystem aus Chips, Servertechnik, Netzwerk-Standard und Software für den Betrieb geschaffen, in das kein Konkurrent eindringen kann. Kunden, die ihre Rechenzentren künftig weiter ausbauen wollen, müssen weiter bei Nvidia einkaufen.

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Mit den Milliardeneinnahmen will Nvidia zudem sein Innovationstempo steigern und den Abstand zur Konkurrenz halten: Huang kündigte im Call an, dass man künftig neue Chipgenerationen im Jahresrhythmus herausbringen möchte. Der Nachfolger des gerade erst vorgestellten „Blackwell“-Chips stehe bereits in den Startlöchern. Auch die Netzwerktechnik soll in schnellen Schritten weiter entwickelt werden, Huang kündigte eine weitere Ausbaustufe seines Infiniband-Standards an.

Nvidia geht davon aus, das künftig nicht nur KI-Firmen, Internet-Konzerne und Hyperscaler diese Server kaufen, sondern auch Unternehmen anderer Branchen sich wieder eigene Rechenzentren und KI-Supercomputer einkaufen werden – Jensen Huang sprach vom kommenden KI-Fabriken.

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Insbesondere kleinere Unternehmen könnten künftig ihre Daten per KI selbst auswerten und dafür passende Maschinen einkaufen.

Dafür geht Nvidia neue Partnerschaften ein: Huang betonte etwa die Partnerschaft mit Dell, mit denen man KI-Rechner für den Einsatz in kleineren Firmen bauen will, die nicht gleich ein ganzes Rechenzentrum benötigen. Auch Forschungseinrichtungen und staatliche Institutionen könnten zum künftigen Kundenkreis gehören.

Analysten zeigten sich begeistert. Goldman behielt die Aktie auf ihrer Conviction List und empfiehlt die Aktie mit 1100 Dollar zum Kauf. Gemessen an den neuen Schätzungen sei die Aktie mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 27 nicht zu teuer.

Source: welt.de