„Pukpuk-Vertrag“: Australien und Papua-Neuguinea schließen Militärpakt

Vor dem Hintergrund von Chinas wachsender Einflussnahme im Südpazifik baut Canberra seine Sicherheitskooperation in der Region stark aus. So haben Australien und Papua-Neuguinea am Montag eine umfassende militärische Allianz geschlossen. Der Verteidigungspakt sieht unter anderem vor, dass beide im Fall eines bewaffneten Angriffs auf eines der Länder gemeinsam handeln, „um der Gefahr gemeinsam zu begegnen“. Australien bekommt außerdem Zugang zu den Militäreinrichtungen des Nachbarlands, während bis zu 10.000 Papua-Neuguineer in der australischen Armee dienen können.
Eine Klausel des Vertrags sieht dem von Australiens Verteidigungsministerium veröffentlichten Text zufolge vor, dass Aktivitäten mit Dritten „die Ziele dieses Vertrags nicht beeinträchtigen“. Damit soll offenbar verhindert werden, dass Papua-Neuguinea auch ein Sicherheitsabkommen mit China eingeht. Peking hatte zuvor kritisch auf die Ankündigung des Abkommens reagiert. Im September hatte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums erklärt, Peking begrüße eine engere Zusammenarbeit zwischen den pazifischen Inselstaaten und anderen Ländern. Jedoch sollten mit dieser Zusammenarbeit „keine Dritten ins Visier genommen werden“.
Gegen den chinesischen Einfluss
Tatsächlich geht es vielmehr darum, eine Ausweitung der chinesischen Einflusszone zu verhindern. Australien fürchtet unter anderem, dass Chinas Marine sich in seiner Nachbarschaft im Südpazifik eine eigene Marinebasis aufbauen könnte. Ein Weckruf war in dieser Hinsicht das Sicherheitsabkommen, das China und die Salomonen im Jahr 2022 unterzeichnet hatten. Die genauen Vereinbarungen sind bis heute geheim. Einem durchgestochenen Entwurf zufolge gibt das Abkommen chinesischen Marineschiffen Zugang zu den Häfen des Inselstaats und ermöglicht chinesischen Sicherheits- und Streitkräften im Krisenfall den Einsatz auf dem Territorium der Salomonen.
Australien und Neuseeland hatten danach die Sorge geäußert, dass der Pakt zu einer Militarisierung des Südpazifiks führen könnte. Seither bemüht sich Australien um mehr Kooperation in dem Gebiet. Es wurden bereits Vereinbarungen mit Tuvalu und Nauru abgeschlossen, ein Abkommen mit Vanuatu war kurz vor der Unterschrift, wurde kurzfristig aber verschoben. Auch ein Abkommen mit Fidschi ist in Arbeit.
Das Abkommen mit Papua-Neuguinea bezeichnete Australiens Ministerpräsident Anthony Albanese bei der Pressekonferenz am Montag als „historisch“. Der sogenannte Pukpuk-Vertrag, der seinen Namen von der in Papua-Neuguinea gebräuchlichen Bezeichnung für „Krokodil“ hat, muss noch von den Parlamenten der beiden Länder ratifiziert werden. Albanese zufolge ist es die erste neue Allianz seines Landes in mehr als 70 Jahren und erst die dritte nach den Bündnissen seines Landes mit den USA und Neuseeland. Für Papua-Neuguinea ist es die erste Militärallianz überhaupt. Sie baut auf einer langen gemeinsamen Geschichte der Kooperation auf, die bis auf den Zweiten Weltkrieg zurückgeht.
Source: faz.net