Protestforscher Rucht: „Der Höhepunkt jener Demowelle liegt wohl hinter uns“

Herr Rucht, Sie nach sich ziehen jahrzehntelang Proteste in jener Bundesrepublik untersucht. Wie ordnen Sie die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus ein?

Lukas Fuhr

Redakteur in jener Politik.

Das ist wohl die größte Protestwelle in jener Geschichte jener Bundesrepublik. Normalerweise bin ich mit solchen Superlativen sparsam. Aber welches die Quantität angeht, kann man dies hier so sagen. Es gab in den letzten vier Wochen hoch 1000 Demonstrationen mit mehr qua 3,2 Millionen Teilnehmern.

Sind dies Zahlen jener Polizei oder jener Veranstalter?

Das sind hauptsächlich Zahlen jener Veranstalter. Da muss man notfalls ein Drittel übers Ohr hauen – hingegen dann sind dies immer noch zwei Millionen.

Wer sind jene zwei Millionen?

Wir wissen dies nur durch den Augenschein. Es gibt noch keine wissenschaftliche Untersuchung. Es wirkt so, qua ob dies ein Querschnitt jener Gesellschaft ist – ohne dies rechtsextreme Lager natürlich. Aber solche Eindrücke können täuschen. Bei den Demonstrationen gegen den Irakkrieg im Jahr 2003 hieß es in den Medien unisono, da sei ein Querschnitt jener Bevölkerung hinaus die Straße gegangen. Unsere Untersuchungen nach sich ziehen dann vertrauenswürdig, dass es hauptsächlich dies linke Spektrum war.

Dieter Rucht ist Soziologe. Er war Leiter der Forschungsgruppe „Zivilgesellschaft, Citizenship und politische Mobilisierung in Europa“ am Wissenschaftszentrum Berlin.

Dieter Rucht ist Soziologe. Er war Leiter jener Forschungsgruppe „Zivilgesellschaft, Citizenship und politische Mobilisierung in Europa“ am Wissenschaftszentrum Berlin. : Bild: dpa

Aber nun gibt es nicht zuletzt Demonstrationen, für denen Konservative-Politiker entstehen, manchmal sogar qua Veranstalter. Das spräche doch zumindest in einigen Fällen zu Gunsten von zusammensetzen lagerübergreifenden Protest.

Es scheint so. Aber wir können nicht von Einzelfiguren hinaus die Gesamtheit schließen. Doch es stimmt, viele Veranstalter zeugen lichtvoll, dass sie keine genuin linke Veranstaltung wollen. In anderen Fällen hat hingegen dies linke Spektrum solange bis hin zur Antifa dies Geschehen dominiert, und dies geprägt dann nicht zuletzt die Sprechchöre hinaus so einer Veranstaltung. Wobei wir nicht zuletzt für solchen Veranstaltungen etwa in Berlin oder München gesehen nach sich ziehen, dass dort nicht zuletzt Leute teilnahmen, die sich wohl kaum im linken Lager verorten.

Haben die Demonstrationen ein einheitliches Ziel?

Es gibt schon zusammensetzen kleinsten gemeinsamen Nenner. Die Leute sagen: „Wir sind gegen Rechtsextremismus oder Rechtsradikalismus – nicht gegen rechts – und wir sind zu Gunsten von Demokratie.“ Wenn es zusammensetzen weiteren Nenner gibt, ist dies: „Wir sind gegen die AfD.“ Aber dieser zweite Aspekt ist schon spürbar schwächer ausgeprägt.

Zu Händen die Demokratie sind viele schon lange Zeit, warum vormachen die Leute ohne Rest durch zwei teilbar jetzt?

Ich habe mich schon im Herbst gefragt, warum vor dem Hintergrund jener Werte jener AfD in Umfragen nichts passiert. Nun ist offenbar ein Knoten geplatzt und die Leute in Betracht kommen in Scharen hinaus die Straße. Der vordergründige Auslöser ist die Correctiv-Recherche zu dem Treffen in Potsdam. Aber quasi hat dies zu wenig Erklärungskraft. Wer zum Beispiel dies hinaus Gesprächen basierende Buch mit Herrn Höcke aus dem Jahr 2018 gelesen hat, konnte schon genau wissen, wovon wir für jener AfD sind. Auch solche Treffen wie in Potsdam gab es schon zuvor. Die Leute waren offenbar in einer Warteposition und wussten nicht, zu welcher Zeit sie irgendwas tun sollten und welches genau sie tun sollten. Durch die ersten Demonstrationen gab es dann hinaus einmal ein Handlungsmuster, dies andere übernommen nach sich ziehen. Dann folgte ein Effekt jener wechselseitigen Verstärkung. Das funktioniert wie ein grippaler Infekt.

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Der offenbar viele erfasst hat – viele Demonstranten sagen sogar, sie hätten zum ersten Mal schier demonstriert.

Das scheint mir vor dem Hintergrund jener großen Zahlen plausibel. Ich glaube, dies trifft hinaus kleinere und mittlere Städte noch mehr zu. Da gibt es divergent qua in Großstädten kaum Demonstrationsroutinen. Da geht es um ganz praktische Dinge: Wer fungiert qua Veranstalter? Wer kennt die Leute vom Ordnungsamt? Woher bekommen wir eine Lautsprecheranlage?

Ist es dann nicht umso erstaunlicher, dass jener Protest nicht zuletzt in jener Fläche stattfindet?

Ja, dies ist erstaunlich! Zumal dies keine Eintagsfliegen sind. Ich habe mir zum Beispiel meinen Geburtsort Kempten angeschaut. Da gab es schon drei Demonstrationen. Allerdings würde ich vermuten, dass jener Höhepunkt jener Demonstrationswelle schon hinter uns liegt.

Warum?

Um zu vormachen, gilt es immer Hürden zu besiegen: jener Regen, die Anfahrt, man braucht die Zeit hierfür. Viele wollten vielleicht einmal ein Signal setzen. Das nach sich ziehen sie mittlerweile getan. Außerdem ist jener gemeinsame Nenner des Gemeinsam-gegen-Rechtsextremismus zu unscharf. Bisher war noch gar keine Zeit, hinaus den Demonstrationen oder andernorts darüber zu sprechen, welches dies zu Gunsten von konkrete politische Maßnahmen bedeutet, etwa in jener Migrationspolitik. Wenn es konkreter wird, geht es politisch nicht zuletzt wieder entzwei.

Was wird dann bleiben von den Demonstrationen?

Ein Teil jener Protestierenden ist sicher so hoch motiviert, dass er sich kontinuierlich politisch engagiert. Wie viele dies sind, ist zu Gunsten von die Wehrhaftigkeit jener Demokratie entscheidender qua die Zahl jener Demonstrierenden.

Haben Sie selbst qua Bewohner an einer dieser Demonstrationen teilgenommen?

Meine Frau und ich waren hinaus einer Berliner Veranstaltung. Aber wir sind demnächst wieder gegangen, weil wir hoch die Lautsprecher dazu aufgefordert wurden, „Ganz Berlin hasst die AfD“ zu skandieren. Mir fällt es generell schwergewichtig, irgendwas im Chor zu rufen. Hier kam dazu, dass ich jene Aussage nicht teilen wollte. Das ist ja nicht zuletzt widersprüchlich – viele hatten Schilder unterdies, hinaus denen stand „Gegen Hass und Hetze“. Dann kann man doch so irgendwas nicht skandieren.

Source: faz.net