Premiere: Frauen sind leicht seltsam – WELT

Bei einer Gala im Schmidts Tivoli weckten Komikerinnen und Komödiantinnen Lust auf die Solo- und Duo-Programme, die bis zum 3. November beim „Festival der komischen Frauen“ in den Schmidt Theatern präsentiert werden. Ein Einblick die geballte Kraft weiblicher Comedy.

Hausherr Corny Littmann begrüßte seine Gäste am Montagabend im Schmidts Tivoli zur rundum gelungenen Eröffnungsgala des „Festivals der komischen Frauen“ und stellte als Schirmherrin die Kabarettistin und Komödiantin Daphne de Luxe vor, die auch als Schirmdame durchgegangen wäre. Sie moderierte den Abend von Beginn an herzlich und gewinnend, lief allerdings erst nach der Pause zu großer komischer Form auf, als sie über „Speed-Dating für Senioren“ referierte und von ihrer Schwiegermutter erzählte, die mit ihren Schrullen gelegentlich ihren Alltag bereichert. Doch auch in der ersten Hälfte gab es Funfacts: So verzeichne die Website „Sisters of Comedy“ 653 professionelle Komikerinnen in Deutschland, verriet Daphne, die hauptberuflich Humor schaffen und anschließend davon leben können.

Vier Hauptacts und fünf Unterstützerinnen

Das „Festival der komischen Frauen“ trägt das Motto „Frauen sind komisch“ und verweist damit auf die Anklänge, die das Adjektiv hervorruft und die von merkwürdig („Tot zu sein ist komisch“, Tanz der Vampire) über vorwitzig und gewitzt bis irre witzig reichen. Einen ganzen Monat lang, also noch bis zum 3. November, währt die göttlich-weibliche Komödie, wobei die vier sogenannten Hauptacts, also die Oberkomikerinnen, im Schmidtchen auftreten, während fünf Einzelabende auch im Schmidt Theater und im Schmidts Tivoli von anderen Künstlerinnen gestaltet werden.

So tritt zum Beispiel Frida Braun am 14. Oktober mit ihrem Programm „Auf ganzer Linie“ vor das Publikum im Tivoli, während Kathi Wolf sich im Schmidtchen am 30. Oktober als „Klapsenbeste“ vorstellt. Zum Abschluss des Festivals spielt Coremy im Schmidtchen „Rasiert“, mittendrin füllen die Frauen des hidden-shakespeare-Ensembles am 15. Oktober das Schmidt Theater während parallel Kristina Bogansky eine Sonderausgabe des „Hamburger Comedy Slam“ präsentiert.

Marie Diot und Fabi begeistern mit ihren Hits

Den Auftakt zur Gala machte die musikclowneske Marie Diot am Mini-Keyboard, begleitet von Fabi an der Gitarre. Sie bewiesen, dass Klappern zum Handwerk gehört, denn sie legten mit ihrem „Lied über Mühlen“ los, dessen erste Strophe von „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ inspiriert ist, wobei die Mühle im Lied nicht „Klipp, klapp“ macht, sondern eher klapprig ist und die Angebetete des Müllersohnes nicht begeistern kann, was in der Zeile „Deine Mühle kann mich nicht begeistern“ punktgenau zum Ausdruck gebracht wird. Damit der Refrain auch in Strophe zwei und drei passt, werden auch deren Protagonisten eher durch die Mühle gedreht und machen unfrohe Erfahrungen.

Anschließend präsentierte das musikalische Duo zwei seiner Klassiker und gab nach dem Song „Verzicht“ auch noch den „Heizkörper“ zum Besten, in welchem der Oktober sich auf Zinnober reimt, laut Marie Diot ein „hochgestochenes Wort für Rot“. Im Schmidtchen gastiert Marie Diot vom 23. bis 26. Oktober.

Alicja Heldt springt für Teresa Reichl ein

Auf den sehr komischen Einstieg folge Tamika Campbell, die Amerikanerin aus New York City, die als schwarze Drama Queen Ausschnitte aus ihrem Programm „Drama Magnet“ zum Besten gab, sich unpolitisch überzeugend gegen Donald Trump aussprach und von ihrem Verhältnis zu ihrer pubertierenden Tochter berichtete „sie hasst mich, weil ich atme“.

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Nach der Pause sprang die Hamburgerin Alicja Heldt für die erkrankte Münchnerin Teresa Reichl ein, die beim Festival dennoch vom 31. Oktober bis 2. November mit „Bis jetzt“ vertreten sein wird. Heldt machte das heldtenhaft und entzückte mit Erzählungen aus ihrer glücklichen Ehe mit einem offenbar namenlosen Polen, in breitem Hamburgisch vorgetragenen dussligen Anmerkungen anderer zu eben dieser Ehe und vielerlei zum Lachen zwingender interkultureller wie intergeschlechtlicher Erfahrungen. Sie tritt am 17. und 18. Januar 2025 mit „Alicja im Wunderland“ im Schmidtchen auf.

Überwältigend: Stimmungskanone Woody Feldtmann

Den Vogel ab schoss zum Abschluss des Abends die hessische Naturgewalt Woody Feldmann, der nicht nur der Humor, sondern auch die Bühnenpräsenz in die Wiege gelegt wurde. Feldmann zündete als Stimmungsexpertin und Stimmungskanone in einer Person einen Scheiterhaufen des intelligenten wie brachialen Humors. „Gendern“ sei ihre Sache nicht, das überlasse sie Sachsen im Ruderboot, stellte sie gleich zu Beginn klar. Dann nahm das interaktive, genderpolarisierende Spektakel mit weiblichem und männlichem Publikumschor seinen unaufhaltsamen Gang. Auf der Bühne tobte Feldmann, unten der Saal. Das wird im Schmidtchen vom 9. Bis 12. Oktober nicht anders. Die Gala aber machte Lust auf mehr beim „Festival der komischen Frauen“.

Source: welt.de