Porsche, Ferrari & Co: Der Autofriedhof denn strukturelles Problem – WELT

Der Autofriedhof hat ein strukturelles Problem. Auf zwei Ebenen: Fahrzeuge, die auf einem solchen landen, hatten nie eine Seele und gehören einfach in die Schrottpresse. Autos mit Seele sollten nie verschrottet werden, sondern konserviert, repariert, restauriert, wieder nutzbar gemacht werden. Die Zukunft nachhaltiger Mobilität ist der Sportwagen, Marshall McLuhan wusste das vor über 50 Jahren, Ferdinand Porsche noch früher. Bei RM Sotheby’s wird am 26. Oktober der Schrottplatz eines Rüsselsheimers versteigert, der 1967 in Los Angeles anfing, Autos zu sammeln: Sportwagen vor allem. Porsche-Motoren, Ferrari-Getriebe oder das Dashboard eines Mercedes 300 SL Roadsters – der Anblick des digitalen Katalogs der Rudi-Klein-Sammelsurien verdeutlicht, wie kostbar die Reliquien der gerade untergehenden PS-Kultur geworden sind.

Klein war in seiner zweiten Heimat Kalifornien Schrotthändler. Heute wird sein Werk wie das eines Galeristen versteigert. Am besten wäre es, jedes der 100.000 gesammelten Ersatzteile, jede der gefledderten Autoleichen würde als Beitrag zu einer globalen Organtransplantation verstanden. Teile eines Lamborghini Miura, eines Mercedes 500 K oder Iso Grifo können Restaurationsprojekte weltweit anstoßen oder vollenden. Lenkräder, Kopfstützen, Kühlergrille – nichts wird weggeschmissen. Alles ist wertvoll. Alle, die glauben, eine Mobilitätswende habe mit Funktionalität zu tun, mögen diesen Reliquienschrein bewundern. Es sind Monumente individueller Freiheitsliebe – so wie jedes Stück Kunst.

Source: welt.de