„Polizeiruf“ aus Magdeburg: Was geht bloß in seinem Kopf vor?
Jeremy (Mikke Rasch) ist ein Außenseiter. In der Schule wird er gemobbt, seine Noten sacken ab, zuhause pflegt er seine an MS erkrankte Mutter (Maja Beckmann), zum Vater und dessen neuer Familie hat er kaum Kontakt.
Im Chat sagt ihm jemand, was er tun soll
Er sitzt in seinem Keller und konsumiert Verschwörungstheorien. Eine Stimme flüstert ihm ein, er müsse die Welt vor Außerirdischen in Menschengestalt retten, indem er – Menschen tötet. So zieht er los, ausgerüstet mit Waffen, die er seinem Vater stiehlt, und erschießt an seiner Schule einen nach dem anderen, bis – endlich – die Polizei anrückt.
Die bietet zwar das SEK auf, aber dann heftet sich ihm, wie das in Krimis nervtötenderweise so ist, Kommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) im Alleingang an die Fersen. Ein Verhandler vom LKA versucht Jeremy, der sich mit Geiseln verschanzt, zuzureden. Doch da gibt es noch den Einflüsterer im Hintergrund. Das Drama nimmt seinen Lauf.

Gefilmt und gespielt ist das im „Polizeiruf 110: Sie sind unter uns“ nach allen Regeln öffentlich-rechtlicher Fernsehspielkunst. Die Schauspieler beeindrucken – besonders Mikke Rasch als Attentäter –, die Kamera (Martin Neumeyer) agiert geschickt, die Regie (Esther Bialas) nähert sich jeder einzelnen Figur, und das Drehbuch (Jan Braren) bietet auf, was einem nach gängigen Mustern zu einem „Amoklauf“ einfällt.
Und das ist das Problem dieses Films, dessen Moral die beteiligten Polizisten im Dialog in der improvisierten Kommandozentrale und am Ende eine Schülerin bei der Trauerfeier für die Ermordeten aufsagen: „Wir müssen aufstehen gegen den Hass“, heißt es da. „Wir müssen aufeinander aufpassen.“ Die Liebe muss siegen. So ist es. Aber das ist Hoffnungspädagogik und erklärt – nichts.
Source: faz.net