Pennsylvania: „Wir sind hier, um unsere Demokratie zu retten!“


Pennsylvania: Für einen Auftritt von Kamala Harris in Erie haben sich ihre Unterstützerinnen und Unterstützer besondere Kostüme ausgedacht.

Für einen Auftritt von Kamala Harris in Erie haben sich ihre Unterstützerinnen und Unterstützer besondere Kostüme ausgedacht.

Erie liegt da, wo der Mittlere Westen aufhört und die Ostküste beginnt. Am Ufer des Eriesees leben gut 93.000 Menschen, Demokraten und Republikaner, Haus an Haus, sie gehen in dieselben Cafés, Waschsalons und sind sogar miteinander befreundet. Pennsylvania gilt als der entscheidende Swing-State, hier hängt viel davon ab, wie Countys wie Erie wählen. 2012 hat Erie County für Obama gestimmt, 2016 für Trump, 2020 für Biden – und 2024? 

Steve und Antonio sind ein schwules Paar, das extra aus Rochester im Bundesstaat New York angereist ist, um in Erie beim Haustürwahlkampf zu helfen. „Es ist für uns als schwules Paar sehr wichtig, dass eine Demokratin zur Präsidentin gewählt wird“, sagt Steve. „Die Demokratische Partei ist ein bisschen wie die Sozialdemokraten in Deutschland – viel toleranter und schwulenfreundlicher.“ Er hat schon viele Wahlkämpfe mitgemacht, aber die aktuelle Wahl fühlt sich anders an – wie ein Kampf um die Demokratie selbst. 2016 sei der damalige Präsident Donald Trump noch von vernünftigen Republikanern in Schach gehalten worden, aber das wäre jetzt anders. „Ich glaube, dass die Amerikaner sich oft nicht bewusst sind, wie zerbrechlich unsere Institutionen tatsächlich sind“, sagt Steve. 

Dena ist eine kinderlose Frau Anfang 40, sie betreibt ein Katzencafé in Erie. „Ich bin also der Inbegriff der verrückten Katzenfrau“, sagt sie und lacht. Sie will für Kamala Harris stimmen. Sie hofft, dass eine Frau Präsidentin wird. Aber sie unterstützt auch sonst eher Harris‘ Positionen. Ihr ist Umweltschutz wichtig. Und sie will unbedingt, dass Obamacare erhalten bleibt, die flächendeckende Krankenversicherung. Ihr Vater Chris wählt Trump. Ihn stört der Alarmismus der Demokraten – diese ständigen Warnungen vor einem „Trump-Faschismus“ ärgern ihn. „Ich kann ihn mir einfach nicht als Diktator vorstellen“, sagt er. Dena sieht das anders. Sie fürchtet, dass Menschen wie ihr Vater unterschätzen, was auf dem Spiel steht.

Wer sind die Menschen, die in Erie County über die Zukunft ihres Landes entscheiden? Und wie gehen sie miteinander um, auch wenn sie wissen, dass sie politisch gesehen weit entfernt voneinander sind? Diesen Fragen gehen wir in einem Was-jetzt?-Spezial nach.

Moderation und Produktion: Pia Rauschenberger
Redaktion: Jannis Carmesin
Musikeinsatz und Postproduktion: Joscha Grunewald

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