PEN Berlin: Immer Zorn mit Resolutionen

Ob die Schriftstellervereinigung PEN Berlin eine Resolution zum Nahostkonflikt veröffentlicht oder nicht, ist für den Kriegsverlauf so bedeutend wie der berühmte Sack Reis, der in China umfällt. Resolutionen, zumeist sehr allgemeine Forderungen politischer Natur, haben dafür die Kraft, die Institution, von der sie ausgehen, zu beschädigen. Der PEN Berlin droht wegen des Kriegs in Gaza jedenfalls in erhebliche Turbulenzen zu geraten – und das ist keine gute Nachricht.

Was war geschehen? Eine Gruppe um den Schriftsteller Per Leo arbeitete seit Längerem daran, eine Resolution auf den Weg zu bringen, um der getöteten Schriftsteller und Journalisten in Gaza zu gedenken. Der Entwurf erschien einer anderen Gruppe als hochproblematisch, weil in dem Statement die Schuldfrage als „umstritten“ deklariert und die Hamas nicht als Verantwortliche des Krieges benannt wurde. Ein Alternativentwurf, der diesen Akzent überdeutlich setzte, fand wiederum keine Zustimmung der propalästinensischen Fraktion, weshalb an einem Konsenspapier gearbeitet wurde, das man nach langem Ringen schließlich mit knapper Mehrheit verabschiedete – mit dem Resultat, dass sich nun alle möglichen Mitglieder distanzieren oder aus dem PEN austreten. Die Unzufriedenheit entzündet sich unter anderem an der Frage, ob es statthaft ist, auch jene palästinensischen Journalisten als „Kolleg:innen“ zu bezeichnen, die sich in den Dienst antiisraelischer Propaganda gestellt haben. Unter anderem Per Leo, Deborah Feldman und Susan Neiman, die sich mit ihrer ursprünglichen Resolution nicht durchsetzen konnten, verbanden ihren Austritt hingegen mit absurd wüsten Attacken gegen den Führungsstil der PEN-Sprecher Thea Dorn und Deniz Yücel. Man kann das nur als Nachtreten werten.