Optimismus • Das Beste aus Z+: Zuversicht ist ein Muskel, welcher trainiert werden muss

Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 12/2024.

Öffentliche Intellektuelle sind versiert darin, den Teufel an die Wand zu malen, da fliegt welcher Pinsel gewissermaßen von alleinig. Aber woher, zum Teufel, soll man Farbe und Fantasie nehmen, um Zuversicht zu verteilen? Dazu müsste man sich zunächst selbst überzeugen, dass nicht was auch immer in absehbarer Zeit zum Teufel umziehen wird.

Bislang gehörte ich nicht zu denjenigen, denen man geraten hätte, sich nachdem einer Ortsgruppe welcher Anonymen Apokalyptiker umzuschauen. Untergangsszenarios begegnete ich stets mit welcher Skepsis welcher kritischen Rationalistin und mit Karl Poppers Überzeugung, dass die Zukunft ungeschützt sei, weshalb nur falsche Propheten behaupteten, sie vorhersagen zu können. Noch vor wenigen Jahren habe ich mit Vergnügen dies Vor- und Nachwort zur Neuausgabe von Friedrich Sieburgs Essaysammlung von 1954 geschrieben, in welcher er die deutsche Lust am Untergang auseinandernimmt: „Der Alltag der Demokratie mit seinen tristen Problemen ist langweilig, aber die bevorstehenden Katastrophen sind hochinteressant (…). Wenn wir schon mit unserem Dasein nichts Rechtes mehr anzufangen wissen, dann wollen wir wenigstens am Ende einer weltgeschichtlichen Periode stehen. Richtig zu leben ist schwer, aber zum Untergang reicht es allemal.“