Omid Nouripour: Die Bildungskapitulation des Grünen-Chefs

Die Bildungsrepublik Deutschland hat abgewirtschaftet. Wie sonst sollte man die Worte des Grünen-Chefs Omid Nouripour interpretieren? Am Wochenende sagte er in einem Interview, für die kraftlose Ampelkoalition sei es nicht möglich, die Schulen zukunftsfähig zu machen.

Diese Kapitulation ist ein Schlag ins Gesicht für alle Steuerzahler, Eltern und die Kinder, die Tag für Tag in die maroden Schulen gehen müssen. Und für alle Lehrer, die ihren Job nicht selten mit Herzblut machen. Wenn nicht einmal die Bundesregierung Hoffnung auf bessere Zustände an deutschen Schulen hat, was soll Lehrer, Schüler und Lokalpolitiker dann motivieren, optimistisch und vor allem tatkräftig in die Zukunft zu gehen?

Bildungsoffensive anstatt aufgeben

Es stimmt ja, die Schulen sind in einem bemitleidenswerten Zustand: Gebäude bröckeln, Toiletten stinken, jeder zehnte Lehrer ist inzwischen Quereinsteiger ohne Lehramtsausbildung. Und im jüngsten PISA-Test waren die Ergebnisse in Lesen, Rechnen und Naturwissenschaften die schlechtesten, die hierzulande jemals gemessenen wurden.

Doch statt aufzugeben, braucht es eine Bildungsoffensive. Die muss gar nicht viel kosten: Von PISA-Europameister Estland lässt sich lernen, dass Lehrer Autonomie benötigen, um ihre Schüler besser fördern zu können. In Deutschland durchlaufen Lehrer zwar eine komplexe pädagogische Ausbildung. Sie müssen sich dann aber an starre Lehrpläne halten, die wenige Spielräume lassen.

Von Estland lernen

Vom baltischen Bildungsvorreiter lässt sich zudem abschauen, dass Schüler zwar lernen müssen, wie sie mit sozialen Medien und Informationen im Internet umgehen, digitales Lernen im Klassenzimmer aber nichts zu suchen hat. Während es in Deutschland als Fortschritt gilt, wenn eine Schule möglichst viele iPads verteilen kann, hat in Estland im Klassenzimmer alleine der Lehrer das Sagen. „Das Gehirn arbeitet anders, wenn auf Papier gelernt wird“, sagt die Bildungsministerin dort.

In Deutschland sprechen die 16+1 Bildungsminister nicht mit einer Stimme. Das müssten sie auch gar nicht, wenn der Föderalismus zu Wettbewerb und Fortschritt führen würde. Das passiert aber nicht. Die Versetzung ist auch deshalb akut gefährdet – die Ampel nimmt es hin.