Olympia in Paris: Eine Stadt geht kraulen
Auf dem Deck des Sightseeing-Boots hat sich bei einer Gruppe Grundschüler ein so energisches Winken eingestellt, als sei es bereits der 26. Juli und sie wären die sportliche Delegation eines fernen Landes. Am Ufer resoniert das bestens, aber wer ist auch so herzlos, vorbeifahrenden Kindern, die mit ihren Schirmmützen wie kleine orangene Bojen aussehen, nicht zurückzuwinken? Ohnehin sind gerade alle froh, dass sich nach zwei Tagen horizontalem Dauerregen ein feierliches Gefühl auszubreiten versucht. Probeweise fantasiert man sich also winkend hinein in die Eröffnungszeremonie der 33. Olympischen Spiele als eine der rund 11.000 Athletinnen und Athleten, die mit einer Bootsparade die Seine entlangfahren. So ist es zumindest geplant. Und auch, dass die Schwimmwettkämpfe des Triathlons und das Marathonschwimmen in der Seine stattfinden, also in dem Wasser, das gerade so trüb olivgrün unter einem hertreibt. Man würde nicht so weit gehen, „unmöglich“ zu denken, vielleicht eher „mutig“, aber was weiß man schon, so von oben herab und mit einem Regenschirm ums Trockenbleiben bemüht. Der ist übrigens die Leihgabe eines Hotels in Hamburg, wo es gelegentlich regnet und diese Olympischen Spiele auch hätten stattfinden können, wäre die Bewerbung nicht 2015 nach einem Volksentscheid vom Ersten Bürgermeister Olaf Scholz zurückgezogen worden.