Olaf, Robert und dieser „Teil dieser Spaltung“
Es ist ja schon wieder so viel passiert. Natürlich kommen wir nachher auf Elon Musk zu sprechen. Sie haben sicher mitbekommen, dass er erst Donald Trump zum Präsidenten machen möchte und dann womöglich alsbald ins All aufbricht. Bevor wir uns mit solch außerirdischen Ideen auseinandersetzen, müssen wir uns aber mit dem befassen, was Sie unter dem Schlagwort Digitalisierung kennen. Von „Neuland“ sprach unsere Langzeitkanzlerin einst. Sie merken schon an ihrer damaligen Wortwahl, dass auch dahinter letztlich eine migrationspolitische Herausforderung steckt – diese Völkerwanderung von der analogen in die digitale Welt, die mitunter fluchtartig und ungesteuert verläuft, beinahe schon irregulär, könnte man sagen, jedenfalls in dem Sinne, dass zumindest uns noch keine treffsichere Regel bekannt ist, nach der sich vorab vorhersagen ließe, in welchen Fällen das gelingt und in welchen nicht. Nun ja.
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In dieser Woche war wieder Digitalgipfel, diesmal im schönen Frankfurt, und das ziemlich alles überwölbende Thema war natürlich die Künstliche Intelligenz, was denn sonst? Ein Gipfel ohne KI ist gegenwärtig ja wie Schwarzwälder Kirschtorte ohne Kirschen oder die Grünen ohne Jugend. Seitdem die Computer quasi sprechen und uns auf alle Fragen ausführliche und oft auch gute Antworten geben können, ist das Thema jedenfalls in aller Munde. So menschenähnlich waren sie ja noch nie, diese menschengemachten Maschinen.
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Unsere Bundesregierung war ebenfalls sehr präsent, allen voran der Kanzler. Er kommentierte die rasante Weiterentwicklung der KI-Technologie in der ihm eigenen Redegewandtheit so: „Die Neigung zum Labern ist nicht nur unter Menschen ausgeprägt, sondern auch unter LLMs.“ Wie gesagt, Sie wissen ja, wie er spricht. LLMs steht für Large Language Models, für große KI-Sprachmodelle à la ChatGPT und wie sie sonst alle heißen. Leider nicht sagen können wir Ihnen, an welches Modell oder welche Menschen Olaf Scholz genau gedacht haben mag in diesem Moment, er selbst hat es auch nicht verraten. Gesehen haben wir nur, dass ziemlich nahe neben ihm Robert Habeck und Volker Wissing standen. Die drei haben ja durchaus wenig gemein. Uns fällt spontan eigentlich nichts ein, außer dass sie absichtlich in dieselbe Regierung eingetreten sind, in ein politisches Neuland sozusagen. Ansonsten fallen sie nahezu durchweg durch das auf, was sie trennt. Scholz ist zumal in der Beziehung mit seinem Vizekanzler zumindest nach außen eher der wortkarge, sich knapp und umso klarer fassende Partner. Er reduziert Komplexität und Kritik gerne mit der Ansage: Ich (also er, Scholz) habe das kommen sehen und habe einen Plan, keine Sorge.
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Habeck wiederum reduziert rhetorisch bekanntlich gar nichts, weder Komplexität noch Kritik noch geäußerte Sorgen. Vielmehr nutzt er solche Gelegenheiten gern, um in eine eher ausufernde Erzählung einzutreten, in der er sogar zu sich selbst auf Distanz geht, wenn es geboten scheint, und der Zuhörer vorübergehend nicht sicher sein kann, ob Habeck auf seiner eigenen Seite steht, also der Seite Habecks. Das ist kein Zufall, wie Sie sich denken können. Dieses ständige Kämpfen um Kompromisse mit anderen wie mit sich selbst erhob er schon vor mehr als einem Jahr in einem Gespräch mit unserer Sonntagszeitung anlässlich des geschichtsträchtigen Heizungsgesetzes zu einer schieren Notwendigkeit. Wir haben noch einmal nachgeschlagen und wollen Ihnen die Antwort nicht vorenthalten, mit der Habeck wenig Zweifel daran aufkommen ließ, in welcher Tradition er sich und seine Rolle sieht: „Die einflussreichste Reformbewegung war vermutlich die Reformation Martin Luthers. Er ist gestartet als Erneuerer und Verbesserer der Kirche, er wollte ins Lot bringen, was im Mittelalter aus dem Lot geraten war. Aber was ist daraus geworden? Spaltung der Gesellschaft, Spaltung Europas, Dreißigjähriger Krieg. Das führt mich wieder zu der Frage: Wie verhindert man, dass man Teil der Spaltung wird, wenn man eine Reform gerade im Interesse des Zusammenhalts machen will? Man muss immer wieder darum ringen, Einvernehmen herzustellen.“ Stellen Sie sich einmal einen Moment lang vor, Scholz redete genauso. Und jetzt noch einen. Das würde den Rahmen jeder Kabinettssitzung sprengen.
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Tatsächlich steckt indes in Habecks Frage ein bedrückend aktueller Kern, auf den wir zum Schluss zu sprechen kommen müssen. Und damit sind wir im amerikanischen Wahlkampf angekommen und beim Unternehmer Elon Musk. Dieser entschied vor einiger Zeit schon, seine Zukunft eng an die des Kandidaten Trump zu knüpfen und damit bewusst „Teil der Spaltung“ zu werden, vor der Habeck sich fürchtet. Nach wie vor denken wir, dass es Musk nicht so sehr um Trumps Ideologie geht, sondern mehr um dessen potentielle Staatsaufträge für Weltraumflüge, Ladestationen oder Computer-Gehirn-Schnittstellen. Sicher sind wir uns aber überhaupt nicht, denn Musk, der unbestreitbar technologisch und unternehmerisch außergewöhnlich begabt ist, produzierte verbal zuletzt vor allem eines: ziemlich viel Murks.