Noah-Konferenz in London: Szenetreff oder geht hier Leckermäulchen mit einem Deal nachdem Hause?

Wer hat was von der Noah? Welche Szeneköpfe vor Ort waren – und was sie von der Konferenz mitnahmen.

Wer hat was von der Noah? Welche Szeneköpfe vor Ort waren – und was sie von der Konferenz mitnahmen.
privat / Collage: Gründerszene

Finn Hänsel von der Sanity Group. M&A-Experte Julian Riedlbauer. Marley-Spoon-Gründer Fabian Siegel. Bereits vor dem Check-in bei der Noah 2024 trifft man auf bekannte Gesichter. Es werden Erinnerungen wach: Die Londoner Konferenz war lange Zeit ein echter Szenetreff. Wer die geballte Ladung Berliner Bubble auf einmal erleben wollte, war auf der Veranstaltung immer goldrichtig. Damals.

In diesem Jahr läutet die Noah die Startup-Event-Wochen ein, und das fühlt sich erst einmal gut an. Denn die Szene braucht solche Veranstaltungen. In den vergangenen Jahren hat sich die Event-Landschaft verändert – viele der alten Größen sind implodiert, explodiert oder schlichtweg vom Radar verschwunden. Mit Fachveranstaltungen wie Superventure und Superreturn in Berlin oder Money20/20 in Amsterdam – die alle in dieser Woche stattfinden –, haben sich auch neue etabliert. Aber den Gedanken des Startup-Klassentreffens verkörpern sie nicht unbedingt.

Die Anti-OMR

In diesem Jahr findet also die Noah nach einigen Auswärtsspielen (mehr dazu gleich) in London statt. Gibt es in diesem Jahr also ein Revival des früheren Konferenz-Flagschiffes? In den kommenden Tagen und Wochen gibt es schließlich eine ganze Flut an Startup-Events. Der Gedanke kommt bei vielen im Gespräch auf, allerdings ist etwas doch merklich anders. Die Energie lässt sich nicht so recht fühlen. Etwas bieder, gediegen und schwermütig wirkt die Konferenz im Royal Lancaster Hotel. Viel beige statt Punk, Häppchen statt „move fast and break things“. Hier postet keiner Selfies auf Instagram.

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In der Vergangenheit hatte die Noah den Ruf, dass hier Deals angebahnt werden, also Finanzierungsrunden eingeleitet. Ob das wirklich so ist? Die von Marco Rodzynek ins Leben gerufene und bis heute geleitete Noah hat ein ziemlich einfaches Konzept: Auf der Bühne wird dauergepitcht – draußen auch. Zumindest passt der erste Eindruck im Royal Lancaster dazu. Hier geht’s um Business, nicht ums Partymachen, wie es sich auf einigen Großkonferenzen zuletzt immer mehr etabliert hat. Besonders groß würde man die Noah auch nicht nennen können, rund 700 Szeneköpfe sollen sich in den vergangenen beiden Tagen in London getroffen haben. Zum Vergleich: Die OMR zog zuletzt 67.000 Menschen an, zur Bits & Pretzels kamen 5.000 Personen.

Die Highlight-Speaker der Noah können sich zudem sehen lassen: 1Komma5°-Chef Philipp Schröder ziert das Werbeplakat genau wie Sennder-Mitgründer David Nothacker. Enpal-Gründer Mario Kohle ließ sich von seinem Mitgründer Jochen Ziervogel vertreten, Taxfix-CEO Martin Ott oder Auto1-Alumnus Hakan Koç waren genauso vor Ort wie N26-Macher Maximilian Tayenthal.

Back to the roots?

Die Noah hatte sich bereits in Berlin und in den vergangenen beiden Jahren in Zürich versucht, offenbar mit überschaubarem Erfolg. „In Berlin war das Publikum ein anderes“, sagt einer, der die Noah seit vielen Jahren besucht. Vielleicht brauche es den „ich muss extra hinreisen“-Filter, damit keine Berliner Events-Bummler aufschlagen. „Wenn die Qualität der Teilnehmer nicht stimmt, ergibt die Noah keinen Sinn.“ In Zürich sei er dann auch gar nicht gewesen.

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Was sowohl beim Betreten der Konferenz im Royal Lancaster auffällt als auch beim Blick auf die Speakerliste: Hier trifft sich vorwiegend die männliche Startup-Bubble. Von knapp 150 aufgeführten Speakern sind gerade einmal ein gutes Dutzend Frauen. Auch bei den weiteren Teilnehmenden ändert sich die Quote augenscheinlich kaum. Was schade ist, denn etwas Diversität würde die Konferenz etwas bunter machen – und das täte ihr wirklich und ehrlich gut. So wirkt die Noah etwas aus der Zeit gefallen. Auch bei den abendlichen Side-Events bleibt das Bild ähnlich, wie einige Teilnehmer berichten.

Aber was versprechen sich die Teilnehmenden von der Konferenz? Und werden auf der Noah tatsächlich Deals gemacht?

Zwei Startupler auf Mission

David Hanf ist kein Unbekannter in der Startup-Szene. Aber er ist auch niemand, den man als Rampensau bezeichnet. Dabei hätte er allen Grund, sich zu zeigen. Hanf hat Smava mit groß gemacht, heute einer der bedeutendsten Kreditvergleiche in Deutschland. Und das Heizungs-Startup Thermondo, das einen Exit hingelegt hat. Und er hat den Startup-Verband mitgegründet.

Heute ist Hanf in anderer Mission unterwegs, er arbeitet jetzt als Managing Director und CFO beim Nachhaltigkeits-Startup Depoly. Das hat sich als Ziel gesetzt, Plastikmüll in seine Bestandteile zu zerlegen, um daraus neue Kunststoffe zu fertigen. Das, so Hanf, sei wesentlich umweltschonender, als aus Erdöl neues Plastik herzustellen. Die Firma ist noch sehr jung, und das bestimmt auch Hanfs Mission: Er will Depoly schon einmal auf den Schirm der Investoren bringen. Nur, „damit die das schon mal gehört haben“. Denn eine Finanzierung sucht das Schweizer Startup derzeit gar nicht, noch reichen die Millionen aus der ersten Runde. „Aber das wird sich sicherlich ändern“, so Hanf, „und dann wäre es gut, wenn Schlüsselinvestoren schon wissen, dass es uns gibt und was wir machen.“

Source: businessinsider.de