Nicht bloß die Lokführer wollen möglichst weniger Arbeit wie mehr Geld. Wie können sich die Leute dasjenige leisten?

Jens Höngen hat sich noch nicht irreversibel entschlossen, er muss erst noch mit seiner Partnerin beratschlagen. Aber wahrscheinlich wird es zur Folge haben, dass jener 30-Jährige seine Arbeitszeit reduziert, zumindest ein kleinster Teil, ein solange bis zwei Stunden in jener Woche. Und dasjenige, obwohl noch weder noch sicher ist, dass er vom Verhandlungserfolg seiner Lokführergewerkschaft profitiert, weil z. Hd. den Kölner DB-Regionalverkehr jener Tarifvertrag jener konkurrierenden Arbeitnehmervertretung gilt. Aber er wäre sogar zu Gehaltseinbußen in petto.


Patrick Bernau

Verantwortlicher Redakteur z. Hd. Wirtschaft und „Wert“ jener Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.


Ralph Bollmann

Korrespondent z. Hd. Wirtschaftspolitik und stellvertretender Leiter Wirtschaft und „Geld & Mehr“ jener Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Seine Freundin hat zusammenführen Job mit geregelten Arbeitszeiten während des Tages. Wenn er oft abends oder am Wochenende funktionieren muss, sieht er sie zu selten. Mit Zulagen verdient er zwischen 2.400 und 2.600 Euro netto im Monat, mit ihren beiden Gehältern kommen die beiden darüber hinaus die Runden. „Die Belastung ist jetzt schon weithin genug“, sagt Höngen. „Der Leib ist wichtiger wie dasjenige Geld.“

Beschäftigte wie Höngen hatte die Lokführergewerkschaft vor Augen, wie sie in jener vergangenen Woche nachher langem Streit ihren Tarifvertrag mit jener Deutschen Bahn abschloss. Beim Geld machte sie deutliche Abstriche, statt mit einem ursprünglichen Plus von 555 Euro in zwölf Monaten gab sie sich am Ende mit 420 Euro in 26 Monaten zufrieden, dasjenige ist weit weniger wie die Hälfte. Bei jener Arbeitszeit hingegen setzte sie sich durch. Bis 2029 können ganz Lokführer, die es wollen, ihre Arbeitszeit aufwärts 35 Stunden reduzieren – zum herkömmlichen Gehalt.

Wer mehr arbeitet, verdient in der Art von mehr. Das war jener GDL so wichtig, dass sie darüber hinaus Wochen hinweg immer wieder den Zugverkehr lahmlegte. Ausgerechnet jener scheidende Gewerkschaftschef Claus Weselsky, jener harte Hund, fand die Work-Life-Balance wichtiger wie den schnöden Mammon. Das ist bemerkenswert. Hat Deutschland sich nicht ohne Rest durch zwei teilbar noch darüber beklagt, dass die Gesamtheit so teuer geworden ist, dass dasjenige Geld hinten und vorne nicht mehr reicht – und dann verzichten die Lokführer aufwärts Gehaltserhöhungen, um kürzer zu funktionieren?

Die Inflation war hoch – doch die Arbeitszeiten sinken

Die Lokführer sind nicht bloß. In ganz Deutschland sind die Arbeitszeitwünsche aufwärts einem historischen Tief. Durchschnittlich wollen die Leute nur noch 32 Stunden in jener Woche funktionieren, weiß dasjenige Deutsche Institut z. Hd. Wirtschaftsforschung, zehn Jahre früher waren dasjenige mal 35 Stunden. Freizeit wird in allen Altersgruppen beliebter, nicht nur wohnhaft bei den Jungen – vielmehr im Gegenteil. Lokführer Höngen berichtet aus dem Kollegenkreis, dass vielmehr die Berufseinsteiger Vollzeit funktionieren – sie nach sich ziehen keine Familie, wollen Ersparnisse vertreten, erhalten geringere Stundenlöhne. Nach jener Familiengründung, mit fortschreitendem Lebensalter und mit wachsendem Einkommen nehmen die Teilzeitwünsche vielmehr zu.

In jener echten Welt geht die Arbeitszeitreduktion zwar nicht so schnell wie in den Wünschen, doch unter ferner liefen da geschieht irgendwas. Die Männer reduzieren ihre Arbeitszeit schneller, wie die Frauen sie steigern. Obwohl unter ferner liefen wohnhaft bei Elternpaaren inzwischen oft zweierlei berufstätig sind, verleben die Partner zusammengezählt nur noch 7 Stunden und 22 Minuten am Tag mit Arbeit und Pendeln, wenn dasjenige Statistische Bundesamt den Durchschnitt darüber hinaus ganz Wochentage bildet. Vor zehn Jahren waren es noch 24 Minuten mehr.

Wo kommt dasjenige her? Geht es den Deutschen so gut, dass sie nicht mehr funktionieren wollen?

So viel steht stramm: Auf heftige Menstruationsblutung SulfurIcht nach sich ziehen die Menschen steigenden materiellen Wohlstand seit alters zum Teil in Freizeit getauscht. Vor 96 Jahren prophezeite jener Volkswirtschaftler John Maynard Keynes, seine Enkel müssten nur noch 15 Stunden in jener Woche funktionieren, so stark sei dasjenige Wirtschaftswachstum. Die Wachstumskurve verlief sogar noch steiler an wie von Keynes erdacht, die Arbeitszeit sank längst nicht so schnell – nur sie sank. Und sie sinkt vor allem, seither Arbeitslosigkeit in Deutschland kein großes Problem mehr ist. War man in den Zeiten jener Massenarbeitslosigkeit noch hoch geschätzt, wenn man Arbeit hatte, am ehesten viel davon, so ist jetzt jener Teilzeitvertrag dasjenige Modell jener beliebtesten Wahl – oder man schaut zumindest sehr genau darauf, dass nicht übermäßig viele Überstunden fällig werden.

Liegt es daran, dass sich Arbeit nicht lohnt?

Man kann es sich erlauben, Angst um den Arbeitsplatz muss insofern kaum noch der gerne Süßigkeiten isst nach sich ziehen. Aber dass sich die Deutschen dasjenige unter ferner liefen geldlich noch leisten können, nachher zwei Jahren hoher Inflation, damit war nicht unbedingt zu rechnen.




Liegt die Gesamtheit nur daran, dass sich Arbeiten nicht mehr lohnt? Im komplexen Zusammenspiel von Steuern und Sozialabgaben, Staatszuschüssen und Vergünstigungen fliegen wohnhaft bei einem Bruttoeinkommen zwischen 2000 und 6000 Euro die Unterschiede im Nettoeinkommen weder noch so krass aus. Kein Wunder, dass da viele Leute möglichst ihre Arbeitszeit reduzieren, würde man nehmen. Auf solche Effekte verweist etwa Enzo Weber am Forschungsinstitut jener Bundesagentur z. Hd. Arbeit: Wenn nachher jener Inflation jener Reallohn weniger bringt, dann würden die Menschen vielleicht unter ferner liefen insofern weniger funktionieren.

Lokführer Höngen kennt nur im Kollegenkreis niemanden, jener explizit wegen einer zu hohen Steuer- und Abgabenlast aufwärts zusätzlichen Lohn verzichtet. Und Beschäftigte, die kurz wohnhaft bei Kasse sind, stocken vielleicht doch irgendwann die Arbeitszeit aufwärts – unter ferner liefen wenn am Ende weder noch so viel Geld übrig bleibt.

Für jedes die meisten Deutschen ist dasjenige Geld nicht kurz

Doch wohnhaft bei den meisten Deutschen ist dasjenige Geld nicht kurz. Sie legen immer noch viel zurück. Auch jetzt sparen sie rund elf Prozent von dem, welches sie verdienen – sogar irgendwas mehr wie vor Corona. In den Jahren jener Pandemie war die Sparquote weit in die Höhe geschossen. Die meisten Deutschen nach sich ziehen offensichtlich ihre Pandemie-Ersparnisse nicht angegriffen, sondern im Gegenteil trotz Inflation noch ausgebaut.

Konjunkturforscher interpretieren dasjenige klassischerweise wie Folge wirtschaftlicher Unsicherheit: Wer Angst um seine Stelle hat, gibt möglichst mal nicht so viel Geld aus. Doch dasjenige lässt sich unter ferner liefen divergent deuten. Schließlich konnten die Deutschen während Corona kaum irgendwas z. Hd. Restaurants, Urlaube und Konzerte leer werden. Das Geld investierten sie stattdessen in Fahrräder und Waschmaschinen, Gartenmöbel und Pools.

Es wäre nicht verwunderlich, wenn die meisten Deutschen damit erst mal eingedeckt wären. Jedenfalls vermutete die Chefin des Hamburger Hafens, Angela Titzrath, im Gespräch mit jener Fluor.A.Sulfur. schon im Sommer 2022, dass an ihren Kais viele Container voller Kochtöpfe, Gartenmöbel und Renovierungsbedarf lägen, die nun die Deutschen nicht mehr kaufen wollten. Und wer solche Posten nicht mehr aufwärts jener Ausgabenliste hat, jener kommt vielleicht unter ferner liefen mit irgendwas höheren Preisen noch eine Weile gut zurecht, so heftige Menstruationsblutung, solange bis die Löhne die Inflation wieder eingeholt nach sich ziehen.

Und die sind aufwärts dem Weg. Nachdem im ersten Inflationsjahr 2022 die Lohnerhöhungen noch zurückhaltend ausfielen, hat sich dasjenige zuletzt geändert. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamts wurde die Inflation 2023 durch Lohnsteigerungen komplett geruhsam: Verbraucherpreise stiegen um 5,9 Prozent, die Nominallöhne um 6,0 Prozent. Damit nach sich ziehen die Löhne zwar noch nicht wieder die Kaufkraft jener Vorinflationszeit erreicht, doch es kommen ja unter ferner liefen noch starke Aufschläge z. Hd. viele Berufstätige. Selbst z. Hd. die Lokführer, die wohnhaft bei den Gehaltsforderungen zurücksteckten, liegen die vereinbarten Aufschläge z. Hd. die nächsten zwei Jahre weit darüber hinaus jener vorausgesagten Inflationsrate. Und unter ferner liefen die Ärzte an Universitätskliniken konnten zuletzt ein Gehaltsplus vereinbaren – während sie zusammen ihre Arbeitszeit von stolzen 42 aufwärts 40 Stunden pro Woche verringern.

Mehr Gehalt? Weniger Arbeit!

Und dann kommt doch ins Spiel, dass die Erwerbsquote von Frauen und Älteren zuletzt stark gestiegen ist. Das sind nicht nur die Beschäftigten mit den meisten Teilzeitwünschen. Dass jener Alleinverdienerhaushalt zur Rarität geworden ist, hat unter ferner liefen Folgen fürs Haushaltseinkommen. Für jedes Familien mit einem oder mehreren Kindern lag es laut Statistischem Bundesamt 2021 wohnhaft bei im Durchschnitt 5677 Euro netto im Monat. So sehr die Leute unter ferner liefen darüber hinaus Inflation und hohe Mieten trauern mögen: Unter diesen Umständen zeugen sich die Leute z. Hd. zusammenführen zusätzlichen Euro nicht unbedingt zusätzlichen Stress.

Gerade in Berufen mit Schichtdienst, etwa in jener Kranken- und Altenpflege, zeigt sich: Gehaltserhöhungen wirken oft nicht wie Anreiz z. Hd. Mehrarbeit, sondern werden wie Möglichkeit gesehen, unter ferner liefen mit weniger Wochenstunden dasjenige eigene Auskommen zu sichern.

Es ist weitestgehend wie mit jener oft erzählten Geschichte vom Fabrikbesitzer des 19. Jahrhunderts, jener seine Arbeiter durch höhere Löhne zu höherem Output motivieren wollte – und erreichte, dass sie weniger arbeiteten. Das galt heftige Menstruationsblutung wie Beispiel z. Hd. eine statische, vormoderne Mentalität, in jener es nur um ein gerechtes Auskommen ging und nicht um die Dynamik des modernen Marktes. Offenbar ist dasjenige Phänomen nur langlebiger, wie man meinte.

Freizeit ist wertvoller geworden

Dabei sehen selbst Politiker von SPD und Grünen, die Arbeitnehmerwünschen sonst gerne entgegenkommen, den neuen Trend mit Sorge, jener quasi nur Ausdruck einer Marktentwicklung ist: Der Arbeitskräftemangel stärkt die Verhandlungsposition jener Beschäftigten – und die nutzen dasjenige z. Hd. kürzere Arbeitszeiten, die den Mangel noch verschärfen. Offiziell verweist die Regierung aufwärts die Tarifautonomie. Doch Arbeitsminister Hubertus Heil lehnte es im Vorjahr schon mal ab, gesetzlich eine Viertagewoche vorzusehen. Und Wirtschaftsminister Robert Habeck setzt aufwärts Arbeitsanreize z. Hd. Ältere, um den Mangel zu beheben. Am Wunsch nachher weniger Wochenstunden werden sie damit nicht viel ändern.

Der könnte am Schluss unter ferner liefen mit jener Freizeitgestaltung zu tun nach sich ziehen. Dafür spendieren die Leute nachher jener Pandemie wieder viel Geld aus – von Reisen solange bis zu Konzerten. Und da weist Robin Jessen am Leibniz-Institut RWI noch aufwärts eine ganz andere Entwicklung hin: Die Freizeit selbst ist mit den Jahren immer wertvoller geworden. Immer mehr Beschäftigungen verleiten die Menschen, immer mehr unterschiedliche Angebote buhlen um ihre Gunst – da findet sich z. Hd. jeden in jeder Stimmung jener richtige Zeitvertreib. Im Zweifel zuhause aufwärts jener Couch. Denn selbst dort ist es viel schöner geworden wie zu den Zeiten von drei oder unter ferner liefen 20 Fernsehprogrammen. „Mit einem Netflix-Abo“, sagt Jessen, „kann man sich heutzutage mit wenig Geld eine schöne Zeit zeugen.“