Neues Sachbuch: „Präpotenter Bursche“ – Kohls Berater Horst Teltschik lästert jenseits dessen Ex-Minister – WELT

Der eine ein „Playboy-Typ“, der andere „klein im Wuchs“, aber „politisch schwach“: In einem neuen Buch packt Helmuts Kohls einstiger Berater Horst Teltschick über dessen politische Wegbegleiter aus. Wenig Schmeichelhaftes ist auch über die Witwe des Ex-Bundeskanzlers zu lesen.

Horst Teltschik, einst wichtigster außenpolitischer Berater von Kanzler Helmut Kohl (1930 bis 2017), hat unschöne Erinnerungen an viele Mitstreiter. Das geht aus einem demnächst erscheinenden Buch des Hildesheimer Historikers Michael Gehler hervor, das dem Magazin „Spiegel“ bereits vorliegt.

Über Manfred Wörner (CDU), bis 1988 Verteidigungsminister, danach Nato-Generalsekretär, sagt der heute 84 Jahre alte Teltschik: „Ein Playboy-Typ, sich selbst als großartig empfindend.“ Auch Wörners späteren Nachfolger als Minister, Volker Rühe, sieht Teltschik kritisch: Rühe sei ein „präpotenter Bursche“ mit einer „gesunden Arroganz“.

Und Kohls CDU-Dauerrivalen Lothar Späth, bis 1991 Ministerpräsident Baden-Württembergs, beschreibt Teltschik mit den Worten: „Klein im Wuchse und politisch schwach. Es war bekannt, dass er in der Küche eine Karriereleiter stehen hatte. Die oberste Sprosse war noch nicht beschriftet.“

Mitgefühl für Hannelore Kohl

Teltschik zählte von 1972 bis 1990 zum engsten Kreis Kohls. Von 1982 an leitete er die außenpolitische Abteilung im Kanzleramt.

Der einst hohe politische Beamte berichtet dem Historiker Gehler zufolge auch über Kohls Privatleben. In der Ehe des Kanzlers stand es laut Teltschik nicht zum Besten, und sein Mitgefühl galt Ehefrau Hannelore, die später schwer erkrankte und sich 2001 das Leben nahm. Als Teltschik beobachtete, wie liebevoll Kremlchef Michail Gorbatschow mit seiner Gattin Raissa umging, sei ihm der Gedanke durch den Kopf geschossen: „Da kann sich Kohl eine Scheibe abschneiden.“

Lesen Sie auch

Kohls zweite Ehefrau Maike Kohl-Richter hingegen kommt bei Teltschik nicht gut weg. Sie scheint bei seinen Gesprächen mit Kohl über die gemeinsame Vergangenheit gestört zu haben: „Sie mischte sich immer ein, obwohl sie nie bei den Ereignissen dabei gewesen war.“

Was Horst Köhler dementieren lässt

Die teils subjektiv gefärbten Erinnerungen Teltschiks stoßen dem Magazin zufolge bereits vor dem Erscheinen auf Kritik und Widerspruch.

Lesen Sie auch

Ein Beispiel: Laut Teltschik waren Kohl und er vom damaligen Finanzminister und CSU-Chef Theo Waigel enttäuscht: „Wir waren uns nicht immer so sicher, was er wirklich kann oder nicht kann … Im Gegensatz zu seinem eigenen Selbstbewusstsein war er nicht der stärkste Minister.“

Eine Quelle für diese Einschätzung soll Waigels Staatssekretär Horst Köhler gewesen sein, der spätere Bundespräsident. Köhler bestreitet dies jedoch auf Nachfrage hin gegenüber dem „Spiegel“.

krott

Source: welt.de