Netflix gewinnt mehr wie neun Millionen neue Abonennten

Netflix hat mit seinen am Donnerstag nach Börsenschluss vorgelegten Quartalszahlen die Erwartungen deutlich übertroffen. Der Streamingdienst hat im ersten Quartal 9,3 Millionen Abonnenten hinzugewonnen, mehr als doppelt so viele wie im Schnitt von Analysten erwartet. Netflix hat auch seinen Gewinn deutlich gesteigert und sich damit abermals von Wettbewerbern in der Unterhaltungsindustrie abgehoben, deren Streamingaktivitäten bislang überwiegend Verluste einbringen.

Die Begeisterung an der Börse hielt sich zunächst trotzdem in Grenzen. Im nachbörslichen Handel verlor die Aktie zeitweise mehr als drei Prozent an Wert. Dies könnte damit zu tun haben, dass die Umsatzprognose für das zweite Quartal etwas schwächer als erwartet ausfiel. Netflix kündigte außerdem an, vom kommenden Jahr an keine vierteljährlichen Abonnentenzahlen mehr ausweisen zu wollen, was Investoren missfallen dürfte, die an möglichst großer Transparenz interessiert sind. Insgesamt hat sich Netflix zuletzt aber an der Börse gut geschlagen. Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs um rund 30 Prozent gestiegen, in den vergangenen zwölf Monaten um fast 90 Prozent.

Offensive gegen das Teilen von Passwörtern

Netflix blickt nun auf zwei Quartale rasanten Abonnentenwachstums zurück. Im Schlussquartal 2023 hatte das Unternehmen sogar mehr als 13 Millionen Neukunden gewonnen. Wie damals gab es auch in den vergangenen drei Monaten in allen Regionen der Welt Wachstum, auch im amerikanischen Heimatmarkt, der eigentlich als weitgehend gesättigt gilt.

Ein wesentlicher Grund für das zuletzt beschleunigte Wachstum liegt in der Offensive gegen das Teilen von Passwörtern. Dies war früher eine gängige Praxis, seit dem vergangenen Jahr versucht das Unternehmen aber, es in den meisten seiner Märkte zu unterbinden. Von Kunden, die ihr Konto außerhalb des Haushalts teilen wollen, wird nun ein Aufpreis verlangt. Alternativ dazu können bisherige Gratisnutzer eigene Abonnements abschließen und dabei ihre Profile übertragen. Es gab die Sorge, Netflix könnte mit diesem strengeren Durchgreifen viele Kunden verprellen, aber die wachsenden Nutzerzahlen legen nahe, dass der Schritt Netflix weitaus mehr hilft als schadet

Werbung als wichtige Einnahmequelle

Seinen Umsatz konnte Netflix im ersten Quartal um 15 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar steigern. Der Nettogewinn betrug 2,3 Milliarden Dollar, eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahreswert von 1,3 Milliarden Dollar. Das ist bemerkenswert, weil sich Wettbewerber schwer tun, ihre Streamingangebote überhaupt profitabel zu machen. Walt Disney, mit Plattformen wie Disney+ einer der schärfsten Konkurrenten von Netflix, hat bis zuletzt Verluste in seiner Streamingsparte ausgewiesen, hofft allerdings, noch im laufenden Jahr die Gewinnschwelle zu überschreiten.

Um seine Umsätze und Gewinne zu steigern, hat Netflix in jüngster Zeit auch wiederholt seine Preise erhöht. Das Unternehmen setzt außerdem verstärkt auf Werbung als Einnahmequelle. Es hat ein billigeres Abonnement eingeführt, dessen Nutzern Werbung gezeigt wird. Wo dieses Angebot verfügbar ist, steht es nach Angaben von Netflix für mehr als 40 Prozent aller neuen Abonnements. Bislang halten sich die Werbeumsätze noch in Grenzen, aber wie das Unternehmen jetzt sagte, sollen sie von 2025 an „einen bedeutenderen Beitrag“ zum Geschäft leisten.

Diese Werbeinitiative führt Netflix auch als einen Grund an, warum vom kommenden Jahr an in den Quartalsberichten nicht mehr regelmäßig Nutzerzahlen ausgewiesen werden sollen. Da es andere Umsatzquellen gebe, sei diese Kennzahl nur noch einer von mehreren Wachstumsindikatoren. Zudem gebe es mittlerweile so viele verschiedene Abonnements zu unterschiedlichen Preisen, dass zusätzliche Kunden in unterschiedlichem Maße zum Umsatzwachstum beitrügen. Ko-Vorstandschef Greg Peters sagte aber in einer Telefonkonferenz, sporadisch werde das Unternehmen weiter Angaben zu den Abonnenten machen.