Netflix: Der Picasso unter den Streamingdiensten

In der Reihe „Die Pflichtverteidigung“ ergreifen wir das Wort für Personen, Tiere, Dinge oder Gewohnheiten, die von vielen kritisiert und abgelehnt werden. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 35/2024.

Echt mal ein Dilemma: Es gäbe noch diesen Text hier zu schreiben, aber es gibt auch alle Folgen von SeinfeldundFriendssowie Dokus über jedes erdenkliche Menschheitsverbrechen auf Netflix zu gucken. Das Unternehmen, dessen Name von den meisten Menschen inzwischen als Synonym für Serien- und Filmstreaming verwendet wird, hat in den 27 Jahren seit Firmengründung etwas eigentlich Unvorstellbares vollbracht: die Abschaffung der Langeweile. Oder es hat seinen Nutzerinnen und Nutzern eine Kuscheldecke aus ewiger Langeweile übergestülpt, so sanft und erbarmungslos, dass die Leute gar nicht mehr merken, wie sie ganz langsam am Content ersticken. Käme ja ungefähr aufs Gleiche raus.