Navid Kermani: „Die Europäer haben immer noch den kolonialen Blick“

Für sein neues Buch In die andere Richtung jetzt. Eine Reise durch Ostafrika ist Navid Kermani vom Süden Madagaskars bis in die Nuba-Berge im Sudan gereist. Auf der Frankfurter Buchmesse sprach der Schriftsteller, Orientalist und Thomas-Mann-Preisträger am ZEIT-Stand mit Mariam Lau, Redakteurin im Politikressort der ZEIT. 

Auslöser seiner Reise sei die Hungerkatastrophe auf Madagaskar gewesen, die erste, die nach Angaben der UN unmittelbar durch den Klimawandel ausgelöst worden sei, sagte Kermani. Er habe aber kaum Meldungen dazu gefunden. Das sei für ihn der Punkt gewesen, nach Ostafrika zu fahren und „von dort in Richtung Europa zu schauen“.  

Auffällig sei der Einfluss Chinas auf die Region. „Die Verkehrswege gehen nicht mehr nach Norden, sie gehen nach Osten.“ Die Chinesen bauten die
großen Infrastrukturprojekte. „Die Europäer haben immer noch den kolonialen
Blick, sie wollen helfen“, sagte der Schriftsteller. Dabei wollten sie natürlich auch Geschäfte machen, redeten aber nicht darüber. Das werde vielfach als Heuchelei angesehen. „Wir schaden unseren
eigenen Interessen, wenn wir einen so wichtigen Kontinent wie Afrika sich selbst
überlassen.“

Sehen Sie hier das Video des Gesprächs mit Navid Kermani.