Nahostkrieg: UN-Friedenstruppe wirft Israels Armee erneuten Angriff vor

Die UN-Friedenstruppe im Libanon (Unifil) hat der israelischen Armee
vorgeworfen, mit Panzern in eine Stellung der Blauhelmsoldaten im
Südlibanon eingedrungen zu sein und zudem ihre Truppenbewegungen
blockiert zu haben. Am frühen Morgen hätten zwei israelische
Panzer das Haupttor der Stellung in der Gegend von Ramia zerstört und
seien „gewaltsam“ eingedrungen, hieß es in einer Erklärung von Unifil.
Nach 45 Minuten seien die Panzer wieder abgezogen.

Am Vortag hätten
Soldaten der israelischen Armee zudem „eine entscheidende logistische
Bewegung der Unifil in der Nähe von Mais al-Dschabal blockiert und ihr
den Weg versperrt“, hieß es weiter. Unifil forderte die israelische Armee
auf, Erklärungen zu liefern und sprach von „schockierenden Verstößen“.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor die Vereinten Nationen dazu aufgefordert, die Blauhelmsoldaten aus dem Kampfgebiet abzuziehen. Laut Netanjahu hat das israelische Militär die UN wiederholt gemahnt, die Unifil-Soldaten in Sicherheit zu bringen. Ihre Anwesenheit in dem Gebiet mache sie zu Geiseln der libanesischen Hisbollah-Miliz.

46 Jahre Friedensmission im Libanon

Die UN-Soldaten der Mission befinden sich seit 1978 in dem Gebiet und bilden damit eine der ältesten aktiven UN-Beobachtermissionen. Der Name Unifil steht für United Nations Interim Force in Lebanon. Die Einsatzstärke umfasst 11.300 Blauhelme, davon 10.500 Soldaten. Ihr Hauptquartier befindet sich in Nakura. 

Die UN-Soldaten sollen im Grenzgebiet zwischen Libanon und Israel für Stabilität und Frieden sorgen, geraten in der aktuellen Lage jedoch zwischen die Fronten. So hatte der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Majadin am Sonntag berichtet, israelische
Soldaten hätten sich in dem Ort Ramja im Grenzgebiet hinter einem Posten der UN-Beobachtermission Unifil versteckt. Israel wirft der Miliz hingegen vor, ihrerseits Posten der UN-Soldaten als Schutzschilde zu missbrauchen.

Die 34 an der Blauhelmmission beteiligten Länder sowie sechs weitere Staaten – darunter Deutschland – haben deswegen in einem gemeinsamen Statement die Konfliktparteien aufgefordert, die Sicherheit aller Unifil-Vertreter zu gewährleisten und die Präsenz von Unifil zu respektieren. Sie sagten der UN-Mission ihre uneingeschränkte Unterstützung zu. Die Erklärung war am Samstag von Polens UN-Vertretung im Onlinedienst X veröffentlicht worden.

Den Beschuss von Blauhelmsoldaten verurteilten die Unterzeichner. Die Angriffe müssten sofort eingestellt und ordnungsgemäß untersucht werden, heißt es in dem Schreiben, das neben Deutschland auch von Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und Irland sowie von Nepal, Indonesien, China, Katar und der Türkei unterzeichnet wurde. Die Unifil-Mission sei „angesichts der eskalierenden Spannungen im Nahen Osten äußerst wichtig“. Inzwischen hat auch der libanesische Regierungschef Nadschib Mikati die Forderung Netanjahus nach einem Abzug der Friedenstruppen verurteilt.

In den vergangenen Tagen hatten sich die Gefechte zwischen Israel und der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon an der Grenze zwischen den beiden Ländern noch einmal deutlich verschärft. Viele Angriffe finden im Einsatzgebiet der Unifil statt. Mehrere Blauhelmsoldaten wurden verletzt. Erst am Samstag hatte die Unifil die Verletzung eines fünften UN-Soldaten bekannt gegeben durch Beschuss „unbekannter Herkunft“ am Hauptquartier Nakura.