Nach Rekordverlust: Siemens Energy hinauf Erholungskurs

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy schreitet in seiner Erholung voran. Das zeigen die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen zum dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2023/24 (per 30. September). Der Vorstand des Unternehmens, das nach dem Debakel im Windkraftgeschäft der spanischen Tochtergesellschaft Gamesa im vergangenen Herbst staatliche Garantien in Höhe von 7,5 Milliarden Euro benötigte, hat seine Prognose für den Mittelzufluss vor Steuern auf 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro erhöht. Bislang war der sogenannte Free Cashflow mit bis zu 1,0 Milliarden Euro prognostiziert worden. Nach den ersten neun Monaten hat der Konzern 926 Millionen Euro eingenommen, nachdem im Vorjahreszeitraum noch 324 Millionen Euro abgeflossen waren.

Operativ weiter in der Verlustzone

Auch die Gewinnprognose bestätigte Siemens Energy mit 1,0 Milliarden Euro. Allerdings sind darin Beteiligungsverkäufe in Höhe von 3 Milliarden Euro enthalten. Operativ bleibt der Konzern, an dem die Siemens AG noch 17 Prozent hält, in der Verlustzone. Doch hat sich Siemens Energy gegenüber dem vergangenen Geschäftsjahr, als die Windkrafteinheit Gamesa einen Rekordverlust von 4,6 Milliarden Euro eingebrockt hatte, deutlich erholt.

Gegenüber Journalisten sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Bruch: „Wir kommen Schritt für Schritt, von Quartal zu Quartal planmäßig voran.“ Das sei nicht immer aufregend, aber genau das, was man erreichen wolle. Zuversichtlich stimmt ihn der weltweit wachsende Bedarf nach Elektrifizierung: „Der schnell wachsende Strommarkt braucht eine große Bandbreite unserer Produkte. Besonders profitieren davon unsere Geschäfte mit der Netztechnik und den Gasturbinen.“ Bruch hob hervor, dass mit dem steigenden Auftragsbestand auch die Margenqualität verbessert werden konnte. „Wir schauen daher trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft und sind nach den ersten neun Monaten auf einem guten Weg, unsere Jahrespro­gnose zu erfüllen.“

Seit Jahresanfang Kursplus von 108 Prozent

Diese Zuversicht kommt an der Börse gut an: Am Donnerstag stieg der Kurs um bis zu 3 Prozent auf 25,20 Euro. Seit Jahresanfang ist der Titel der Topwert im Dax mit einem Kursplus von gut 108 Prozent. Als die Verluste und Abschreibungen im Windkraftgeschäft im vergangenen Herbst Sorgen um die Zukunft von Siemens Energy ausgelöst hatten, war der Kurs unter 7 Euro getaucht. Die jüngsten Zahlen bewerteten die Analysten der Deutschen Bank als solide. Berenberg-Analyst Philip Buller schrieb von gemischten, aber am Ende doch starken Ergebnissen.

Das Sorgenkind Gamesa verzeichnete nach neun Monaten einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro. Deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum, als der Fehlbetrag 3,7 Milliarden Euro betragen hatte. Doch Vorstandschef Bruch ist damit nicht zufrieden, auch wenn die Gamesa-Sanierung im Rahmen der Planungen verläuft und neue Enttäuschungen ausgeblieben sind. Seiner Ansicht nach ist bei Gamesa noch einiges zu tun. „Ich habe immer wieder gesagt, dass wir das Windgeschäft nicht über Nacht sanieren werden“, sagte er. Das werde noch Zeit in Anspruch nehmen. Im Gesamtjahr rechnet der Vorstand nun mit einem Gamesa-Verlust von bis zu 2 Milliarden Euro nach bislang rund 2 Milliarden Euro. Im Geschäftsjahr 2026 soll Gamesa die Gewinnschwelle erreichen.

Im dritten Quartal erhielt Siemens Energy im Gasgeschäft einen Rekordauftragseingang von 5,3 Milliarden Euro, was mehr als dem Doppelten des Vergleichswerts zwölf Monate zuvor entsprach. Allerdings ging der Auftragseingang für den Energietechnikkonzern insgesamt um 30 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro zurück. Grund dafür waren nach Unternehmensangaben das hohe Vergleichsniveau im Vorjahr bei Gamesa und die zeitlichen Verschiebungen im Netzwerkgeschäft

Der Vorstand kann sich auf einen Auftragsbestand von 120 Milliarden Euro stützen. Das ist ein neues Rekordniveau und um eine Milliarde Euro höher als Ende März. In den ersten neun Monaten stieg der Auftragseingang im Gasgeschäft um 23 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro, in der Netztechniksparte um 15 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro und im Geschäftsfeld Industrietransformation um 12 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Einzig Gamesa musste einen Rückgang um drei Viertel auf 3,1 Milliarden Euro hinnehmen. In den ersten drei Quartalen erhöhte sich der Umsatz um 9 Prozent auf 24,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Sondereffekten erreichte positive 428 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum stand hier noch ein Verlust von 2,3 Milliarden Euro.