Nach Protest: Auktion mit Dokumenten von NS-Opfern abgesagt

Erleichterung über die Absage einer Versteigerung von Dokumenten von NS-Opfern durch das Auktionshaus Felzmann in Neuss: Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski teilte am Sonntag mit, er habe darüber mit seinem deutschen Amtskollegen Johann Wadephul gesprochen. „Wir sind uns einig, dass ein solches Ärgernis verhindert werden muss“, schrieb er auf der Plattform X. Gegenstände von Holocaust-Opfern dürften nicht in den „kommerziellen Handel“ gelangen, so Sikorski weiter. Polen verlange die Übergabe der Dokumente an die Gedenkstätte Auschwitz.

Das Auktionshaus Felzmann in Neuss löschte inzwischen auf seiner Website die Ankündigung der für diesen Montag geplanten Versteigerung. Es hatte unter anderem Korrespondenzen von Häftlingen aus deutschen Konzentrationslagern versteigern wollen. Darunter seien „Dokumente persönlichster Natur aus der Verfolgungs- und Demütigungsgeschichte Einzelner“, protestierte das Internationale Auschwitz-Komitee.

„Zynisch und schamlos“

Der Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner, sagte: „Für Verfolgte der Nazis und Überlebende des Holocaust ist diese Versteigerung ein zynisches und schamloses Unterfangen, das sie empört und fassungslos zurücklässt.“

Eines der vorgesehenen Lose der Auktion: „Lebenszeichen“-Vordruckkarte aus Buchenwald, 1944
Eines der vorgesehenen Lose der Auktion: „Lebenszeichen“-Vordruckkarte aus Buchenwald, 1944Auktionshaus Felzmann

Der deutsche Botschafter in Polen, Miguel Berger, begrüßte über die Sozialen Netzwerke die Absage der Auktion. „Sie hätte niemals stattfinden dürfen. Es ist nicht zulässig, mit Dokumenten und persönlichen Gegenständen von Opfern des Nationalsozialismus zu handeln.“ Und die polnische Botschaft in Deutschland dankte auf X allen, deren Intervention zu der Absage geführt habe. Botschafter Jan Tombinski habe sich in den vergangenen Tagen in dem Fall auch an Behörden in Nordrhein-Westfalen gewandt, hieß es.

Der F.A.Z. hatte das ansonsten auf die Versteigerung von Briefmarken spezialisierte Auktionshaus Felzmann vor dem jetzigen Rückzug auf Anfrage gesagt, private Sammler betrieben „intensive Forschung“, leisteten einen „Beitrag zur historischen Aufarbeitung“, und ihre Tätigkeit diene nicht „dem Handel mit Leid, sondern der Bewahrung“ der Erinnerung.

Source: faz.net