Nach Chinesen kaufen sich nun untergeordnet Franzosen Teile des Hamburger Hafens
Nach der umstrittenen Cosco-Beteiligung setzt nun ein europäischer Player auf Wachstum: 20 Prozent am Containerterminal von Eurogate sollen die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschlands größtem Hafen deutlich stärken.
Die französische Containerreederei CMA CGM will sich mit 20 Prozent am Eurogate Container Terminal Hamburg (CTH) beteiligen. Das Unternehmen hat ein Term Sheet unterzeichnet, die Transaktion soll in der ersten Hälfte 2026 abgeschlossen werden – vorbehaltlich der Genehmigung durch die Behörden.
Mit dem Einstieg stärkt CMA CGM ihre Präsenz in Deutschland und unterstützt die geplante Westerweiterung des Terminals in Waltershof. Das Projekt sieht eine Erweiterung um 38 Hektar und eine neue Kaimauer von rund .050 Metern vor, um die Kapazität von derzeit vier auf fast sechs Millionen Standardcontainer (TEU) zu erhöhen.
Die Investition folgt einem Trend, der Häfen europaweit seit einiger Zeit prägt: Reedereien sichern sich Anteile an Umschlaganlagen, um ihre Netzwerke zu stabilisieren. CMA CGM ist nach eigenen Angaben bereits ein wichtiger Kunde des Eurogate-Terminals, unter anderem mit dem FAL-Dienst, der Asien und Nordeuropa verbindet.
Die Nachricht kommt gut zwei Jahre nach der kontroversen Entscheidung der Bundesregierung, dem chinesischen Staatskonzern Cosco Shipping Ports eine Minderheitsbeteiligung von 24,9 Prozent am HHLA-Terminal Tollerort zu erlauben. Ursprünglich wollte Cosco 35 Prozent erwerben, was in Berlin einen heftigen Streit über den Einfluss Chinas auf kritische Infrastruktur auslöste. Der damalige Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und mehrere Ressorts hatten vor geopolitischen Risiken gewarnt, während das Kanzleramt auf eine Lösung drängte. Am Ende wurde die Beteiligung auf unter 25 Prozent begrenzt, um Vetorechte auszuschließen.
Die Debatte war von grundsätzlichen Fragen geprägt: Wie abhängig darf Deutschland von China werden? Kritiker verwiesen auf die Einstufung des Terminals als kritische Infrastruktur und forderten strengere Regeln für ausländische Investitionen. Befürworter – darunter Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher – argumentierten, dass solche Partnerschaften im internationalen Wettbewerb üblich seien und zusätzliche Ladungsvolumina sichern.
Signalwirkung für den Hafenstandort
Mit CMA CGM steigt nun ein europäischer Player ein, der weltweit an 64 Terminals beteiligt ist. Anders als bei Cosco dürfte die Beteiligung weniger politische Kontroversen auslösen – auch wenn Gewerkschaften wie Verdi generell vor wachsendem Einfluss großer Reedereien auf lokale Logistikbedingungen warnen. Für Hamburg dürfte der Deal ein weiterer Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Rotterdam und Antwerpen zu sichern.
Rodolphe Saadé, Chairman und CEO der CMA CGM Group, erklärte dazu: „Ich freue mich, diese neue Partnerschaft mit Eurogate bekannt zu geben, die einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des Hamburger Hafens markiert und sein Bestreben unterstützt, ein wichtiges Tor für den europäischen Handel zu bleiben.“ Durch die Beteiligung werde man dazu beitragen, die Kapazität des Terminals zu erhöhen, seine Bahnverbindungen zu stärken und seinen Weg zu einem nachhaltigeren Betrieb zu unterstützen.
jlau
Source: welt.de