Möbel: „30 bis 40 Prozent weniger Kunden“ – der Absturz der Möbelhäuser – WELT

Deutschlands Möbelbranche steuert auf eine kräftige Krise zu. „Die Lage ist mehr als angespannt“, sagt Markus Meyer, der Präsident des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM), und: „Wir machen uns ernsthafte Sorgen.“ Denn die Kundenfrequenz in den Möbelhäusern sei in den vergangenen Wochen und Monaten deutlich eingebrochen. „Wir haben bestimmt 30 bis 40 Prozent weniger Besucher“, meldet Meyer. Der Auftragseingang sei dementsprechend niedrig. Und das übliche Sommerloch stehe erst noch bevor.

Hauptgrund für die starke Zurückhaltung der Konsumenten ist nach Einschätzung der Möbelhändler die wirtschaftliche Unsicherheit infolge von Inflation, steigenden Preisen und Zinsen – und vor allem politischer Entscheidungen. „Wir spüren eine große Verunsicherung bei den Verbrauchern“, berichtet Meyer im Vorfeld der Möbelmesse imm cologne in Köln, auf der ab Sonntag 720 Aussteller die aktuellen Trends und Neuheiten der Branche präsentieren werden.

Planungssicherheit sei aber das A und O, damit die Menschen Geld ausgeben. „Ich erwarte nun von der Politik gezielte Maßnahmen und eine klare Kommunikationslinie, um die Verbraucher gerade jetzt zu entlasten und somit den Konsum zu stärken. Der Handel lebt vom Kunden.“

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Dass dieser Kunde aktuell den Möbelhäusern fern bleibt und Investitionen in Küchen, Betten, Tische, Sofas, Stühle und Co. scheut, lastet Meyer zuvorderst Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und seinen Heizungsplänen an. „Die Leute haben Angst vor der Situation, dass ihre Heizung kaputtgeht und sie dann viele 10.000 Euro in neue Technologien und einen Umbau ihres Hauses investieren müssen. Also halten sie ihr Geld zusammen“, sagt der Unternehmer, der selbst Geschäftsführer des mittelständischen Möbelhändlers City-Polster aus Kaiserslautern ist.

„Habeck macht nicht den Job, der ihm übertragen wurde“

Habeck müsse daher endlich den Druck aus diesem Thema nehmen und den Verbrauchern wieder perspektivisches Handeln ermöglichen. Alles andere schade dem Standort Deutschland. Habecks Arbeit sei derzeit aber ideologisch getrieben, klagt der Unternehmer. „Er macht nicht den Job, der ihm übertragen wurde. Wir haben gerade keinen Wirtschaftsminister mehr in Deutschland – wir haben einen Anti-Wirtschaftsminister.“

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Den Zusammenhang zwischen Habecks Heizungsplänen und der abgewürgten Möbelkonjunktur sehen auch die Hersteller: „Seit Beginn der politischen Debatte um den Heizungstausch haben sich die Auftragseingänge spürbar abgeschwächt“, berichtet Jan Kurth, der Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM).

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Vor allem in den unteren und mittleren Preissegmenten sei eine Kaufzurückhaltung zu beobachten. Und das in einem beträchtlichen Maße. „Einen derartigen Rückgang der Stückzahlen hatten wir zuletzt in der Wirtschafts- und Finanzkrise“, sagt Kurth. Das hat nun auch Auswirkungen auf die Beschäftigten. So plant laut einer VDM-Umfrage rund ein Viertel der 450 Branchenbetriebe Kurzarbeit im zweiten Halbjahr zur Abfederung der aktuellen Nachfrageschwäche und um Entlassungen zu vermeiden.

Zwar lagen die Umsätze der heimischen Hersteller im ersten Quartal mit 4,8 Milliarden Euro noch leicht über dem Vorjahreswert. Die Zahl enthält allerdings einen merklichen Preiseffekt, heißt es vom VDM. Zudem seien darin Auftragsbestände aus dem Vorjahr enthalten. Wie stark das Geschäft in der nach China und den USA drittgrößten Möbelnation der Welt seither eingebrochen ist, zeigt sich auch an den Lieferzeiten. Die nämlich liegen aktuell nach Industrieangaben bei vier bis sechs Wochen. Zum Vergleich: 2022 waren es noch zehn bis zwölf Wochen.

Jedenfalls für kommissionierte Ware, die auf Bestellung für den Kunden individuell angefertigt wird. Deren rückläufiges Bestellvolumen ist aber nur eins der Probleme. Auch Ausstellungs- und Lagerware wird vom Handel derzeit kaum verkauft, berichtet BVDM-Präsident Meyer. „Dafür braucht man eine gewisse Menge Menschen in den Möbelhäusern.“ Die aber fehlt eben.

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Source: welt.de