Michael Hüther: „Mit einer Sparschwein-Mentalität kommen wir nicht weiter“
Der Ökonom Michael Hüther ist Direktor des arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW). Mit anderen Wirtschaftsexperten berät er regelmäßig den Kanzler.
ZEIT ONLINE: Herr Hüther, es existieren offenbar zwei konkurrierende
Weltbilder in dieser Bundesregierung über die Wirtschaftspolitik für
Deutschland: FDP-Chef Christian Lindner will sparen und Unternehmen entlasten, SPD
und Grüne hingegen wollen kräftig investieren. Was halten Sie für den richtigen
Ansatz?
Michael Hüther: Wenn wir die gesamtwirtschaftliche Lage betrachten, dann ist
eines klar: Die Unternehmen investieren zu wenig. Das muss uns Sorgen machen,
weil wir einen großen Nachholbedarf haben. Schon vor der Pandemie ist die
deutsche Industrieproduktion in einen Sinkflug gegangen, außerdem muss unsere
Wirtschaft klimaneutral werden. Insofern brauchen wir eine ganz andere Dynamik bei
den Investitionen. Was Finanzminister Christian Lindner nun mit seinem
wirtschaftspolitischen Konzept in die Debatte eingebracht hat, wird dafür nicht
ausreichen.