Mehrere Länder boykottieren ESC wegen Israel-Teilnahme

Das Logo zum Eurovision Song Contest (ESC) - Vienna 2026

Stand: 04.12.2025 20:53 Uhr

Israel darf im kommenden Jahr am Eurovision Song Contest in Wien teilnehmen, wie die Europäische Rundfunkunion mitteilte. Als Reaktion sagten mehrere Länder prompt ihre Teilnahme ab – darunter Spanien und die Niederlande.

Israel darf am Eurovision Song Contest (ESC) 2026 in Wien teilnehmen. Nach der Zustimmung der Mitgliedssender der Europäischen Rundfunkunion (EBU) zu einer Regeländerung dürfen alle Länder an dem Musikwettbewerb teilnehmen, die das wünschen, wie die EBU mitteilte.

Israels Präsident Izchak Herzog lobte die Entscheidung. „Israel verdient es, auf allen Bühnen der Welt vertreten zu sein“, schrieb Herzog auf der Plattform X. „Ich freue mich, dass Israel wieder am Eurovision Song Contest teilnehmen wird.“ Israels Staatspräsident bedankte sich zudem bei Israels Freunden, die sich für das Recht des Landes starkgemacht hätten, weiter bei dem Wettbewerb dabei sein zu können.

Vier Länder reagieren mit Boykott

Nach der Entscheidung kündigten die Sender mehrerer anderer Länder allerdings einen Boykott des Musikwettbewerbs an: Spanien, Irland, die Niederlande und Slowenien erklärten ihren Verzicht bereits offiziell.

Der spanische Sender RTVE ist einer der fünf wichtigsten Geldgeber der Veranstaltung. Irland ist mit sieben Siegen beim ESC und dessen Vorgänger-Veranstaltungen eines der erfolgreichsten Länder des traditionsreichen Musikwettbewerbs.

ARD lobt EBU-Entscheidung

Auch Island hatte bereits vor der Sitzung der EBU mit einem Rückzug von der Veranstaltung gedroht. Andere Länder wie Belgien, Schweden und Finnland erwogen ebenfalls einen Boykott. Die Sender der Länder begründen ihre Haltung mit der hohen Zahl palästinensischer Opfer im Gaza-Krieg durch das Vorgehen der israelischen Armee.

Die ARD stellte sich dagegen hinter die Entscheidung, Israel teilnehmen zu lassen, und begrüßte die EBU-Entscheidung ausdrücklich. „Wir sind sehr froh, dass am Ende die Regeln, die Werte und die Unparteilichkeit der öffentlich-rechtlichen Medien stärker waren als die emotionalen öffentlichen Debatten des Tages“, sagte die Intendantin des BR, Katja Wildermuth. Sie sitzt als Vertreterin von ARD und ZDF im Executive Board der Europäischen Rundfunkunion.

Neue Regeln für Song Contest

Um den Konflikt zu entschärfen, hatte die EBU im November neue Regeln für den Wettbewerb angekündigt. So sollen unter anderem schon in den Halbfinals professionelle Jurys mit abstimmen und die Regeln für Werbekampagnen verschärft werden.

Die in der EBU zusammengeschlossenen Rundfunkanstalten stimmten bei ihrer Versammlung hinter verschlossenen Türen offenbar mehrheitlich dafür, das Maßnahmenpaket als ausreichend einzustufen und nicht konkret über eine Teilnahme Israels abzustimmen, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.

EBU: ESC sollte nichts mit Politik zu tun haben

Die EBU-Mitglieder hätten ihre „klare Unterstützung für Reformen zur Stärkung des Vertrauens und Schutz der Neutralität“ ausgedrückt, erklärte die EBU. Dies ermögliche es allen Mitgliedern teilzunehmen.

Der Streit um Israel ist die wohl größte Zerreißprobe in der Geschichte des im kommenden Jahr zum 70. Mal stattfindenden und weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerbs. Die EBU und auch der ORF als gastgebender Sender hatten in den vergangenen Wochen zahlreiche Gespräche geführt, um einen Boykott zu verhindern. Eine der Kernbotschaften war, dass das größte Musikspektakel der Welt eine Veranstaltung von öffentlich-rechtlichen Sendern sei und nichts mit Politik zu tun haben sollte.

Die Europäische Rundfunkunion EBU ist ein Verbund von Rundfunkanstalten in 56 Staaten Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens.

Source: tagesschau.de