Maschinenbau: Putzmeister baut Stellen in Deutschland ab

Der Betonpumpenhersteller Putzmeister ist überall dort mit von der Partie, wo Rekorde im Hochbau gebrochen werden. So einst beim Super-Wolkenkratzer Burj Khalifa in Dubai, der mit seinen mehr als 800 Metern als höchstes Gebäude der Welt gilt. Bei der Errichtung des Fehmarnbelt-Tunnels unter der Ostsee ist das Unternehmen ebenfalls dabei. Doch seit in manchen Regionen die Bautätigkeit infolge der Wirtschaftskrise besonders in Teilen Europas ins Stocken geraten ist, bekommt das auch das Unternehmen mit Sitz in Aichtal bei Stuttgart zu spüren, das seit 2012 dem chinesischen Baumaschinen-Konzern Sany gehört.

Putzmeister muss – wie auch andere Bauunternehmen und ihre Zulieferer – gerade kämpfen. Vor diesem Hintergrund kommt es zu einem neuerlichen Arbeitsplatzabbau. Davon seien nach aktuellen Planungen etwa 140 Stellen der derzeit rund 1100 Stellen in den deutschen Geschäftseinheiten betroffen, teilte das Unternehmen mit, nachdem zunächst die IG Metall und der Betriebsrat darüber die Öffentlichkeit informiert hatten.

Schon im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen angekündigt, dass die Produktion von Stahlkomponenten in seinem Werk im hessischen Gründau-Rothenbergen geschlossen wird und 250 Arbeitsplätze wegfallen. Die Produktion wurde aus Kostengründen in die Türkei verlagert. Auch das Werk im bayerischen Heimertingen wurde dichtgemacht, der Standort zog nach Slowenien um. Hier fielen 30 Stellen weg. „Ob die Entscheidungen vom europäischen Management oder dem chinesischen Eigentümer getroffen wurden, bleibt unklar – die Verantwortung wird offenbar bewusst verschleiert“, heißt es nun in der Erklärung des Betriebsrats und der Gewerkschaft zum neuerlichen geplanten Stellenabbau.

Erster großer Verkauf nach China

Es war einst der erste aufsehenerregende Verkauf eines deutschen Unternehmens nach China. Der erste Bevollmächtigte der IG Metall Esslingen, Alessandro Lieb, forderte ein klares Bekenntnis von Sany zum Standort Deutschland. Der Unternehmenssprecher verteidigte nun die Pläne zum Stellenabbau und erklärte weiter, die Vorgaben der tariflichen Standortsicherungsvereinbarungen zwischen der IG Metall und Putzmeister seien in den Planungen berücksichtigt worden.

Die geplanten Veränderungen sollten so sozialverträglich wie möglich gestaltet werden. „Unser gemeinsames Ziel ist es, dass Putzmeister gestärkt, fokussiert und zukunftsfähig aus dieser Phase hervorgeht. Es ist unsere Priorität, rasch Klarheit zu schaffen und gute Lösungen gemeinsam mit dem Betriebsrat zu finden.“ Nach einer 2019 vereinbarten Beschäftigungssicherung wurde für die Mitarbeiter in Deutschland eine langfristige Garantie für die Arbeitsplätze bis Ende 2028 vereinbart. Damals war das eher ein ungewöhnlicher Schritt für einen Mittelständler. Aktuell lassen die Arbeitnehmervertreter juristisch prüfen, ob das Unternehmen mit dem jüngst angekündigten Arbeitsplatzabbau gegen die Regelung verstößt. Bevor die Vereinbarung zustande gekommen war, hatte das Unternehmen damals auch den Abbau von Stellen angekündigt.

Als der inzwischen verstorbene Unternehmensgründer Karl Schlecht Putzmeister einst zum Verkauf gestellt hatte, meldeten sich fünf Bieter aus China. Wenig später griff die chinesische XCMG beim Putzmeister-Konkurrenten Schwing zu. Schon im Jahr 2008 hatte der Sany-Konkurrent Zoomlion den italienischen Betonmaschinenhersteller Cifa übernommen.

Was passiert mit dem Stammsitz?

Der Sprecher des schwäbischen Mittelständlers trat Befürchtungen von Betriebsrat und Gewerkschaft entgegen, dass der Stammsitz in Aichtal in den kommenden Jahren zu einer einfachen Serviceniederlassung degradiert werden könnte. „Aichtal bleibt der Hauptsitz von Putzmeister und ein zentraler Standort für die Entwicklung und die technologisch anspruchsvolle Endmontage unserer Produkte für Premiummärkte“, hieß es. Entlang der bestehenden Planungen werde man hier weiterhin gezielt investieren und von Deutschland aus auch künftig Kunden auf der Welt mit innovativen und hochwertigen Betonpumpen bedienen, so das Unternehmen.

Neben Aichtal gehören zur Putzmeister-Gruppe eigenen Angaben zufolge noch sechs weitere internationale Produktionsstandorte in Indien, Spanien, Türkei, Slowenien, China und den Vereinigten Staaten. Putzmeister ist in insgesamt 18 Ländern mit eigenen Gesellschaften vertreten und beschäftigt rund 3600 Mitarbeiter auf der Welt.

Nach eigener Aussage Weltmarktführer

Der Mutterkonzern Sany sei finanziell sehr solide aufgestellt und habe ein großes Interesse an der langfristig positiven Entwicklung von Putzmeister, bekräftigte das Unternehmen. „Unsere Muttergesellschaft steht klar zum Standort Deutschland und unterstützt uns darin, die Putzmeister-Gruppe in einem herausfordernden weltweiten Marktumfeld wettbewerbs­fähig aufzustellen“, sagte der Sprecher.

Putzmeister wurde im Jahr 1958 gegründet. Heute versteht sich des Unternehmen als Weltmarktführer im Bauwesen und im Untertagebau. Putzmeister entwickelt, fertigt und vertreibt Maschinen für die Herstellung, Förderung, Verteilung und Einbringung von Beton, Mörtel und Feststoffen sowie für die Lagerung, Verarbeitung und den Transport dieser Materialien. Der Umsatz betrug im Jahr 2022 insgesamt 905 Millionen Euro, 2023 waren es 1,175 Milliarden Euro. Angaben zum Ergebnis machte das Unternehmen nicht. 2024 hätten die Erlöse auf Vorjahresniveau gelegen, teilte der Sprecher mit. Genauere Angaben gab es zunächst keine.