Marktbericht: Nach dem Zinsentscheid ist vor dem US-Jobbericht


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Stand: 07.06.2024 10:06 Uhr

Heute steht mit dem aktuellen Monatsbericht vom US-Arbeitsmarkt der nächste wichtige Termin an. Bis dahin bleiben die Investoren wohl an der Seitenlinie.

Der DAX notiert zur Eröffnung kaum verändert bei 18.641 Punkten. Der deutsche Leitindex ging gestern mit einem Plus von 0,4 Prozent auf 18.652 Punkten aus dem Handel, nachdem er im Tageshoch vor dem Zinsentscheid schon mehr als ein Prozent gewonnen hatte. Gut 100 Punkte vor dem Rekordhoch von 18.892 Punkten ging dem DAX der Schwung aus.

„Der DAX bleibt in Reichweite zum Allzeithoch“, schreiben die Marktbeobachter der Helaba. Wichtig wäre es ihrer Einschätzung nach, dass der Index den gleitenden Durchschnitt der 21-Tagelinie dauerhaft überwinde, die derzeit bei 18.664 Punkten verlaufe.

Marktexperte Robert Halver von der Baader Bank meint, solange die Fed ihre abwartende Zinspolitik betreibe, seien zwischenzeitlich erhöhte Kursschwankungen an den Börsen einzukalkulieren. „Wann es endlich zum amerikanischen Zins-Happy-End kommt, werden die Aktienmärkte aus der Fed-Sitzung in der nächsten Woche ablesen.“

Heute steht mit dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht der nächste wichtige Termin auf der Agenda. Ökonomen erwarten, dass in den USA im vergangenen Monat 185.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden sind. Sollten die Daten schwächer ausfallen, könnte das die Zinssenkungsfantasien bezüglich der US-Notenbank Federal Reserve wieder anheizen.

Es gelte einmal mehr, dass schlechte Zahlen positiv für den Aktienmarkt sein können, meint Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Denn sollte sich der Arbeitsmarkt abkühlen, ebne das den Weg zu Zinssenkungen.   

Wie es nach der gestrigen Zinssenkung der EZB geldpolitisch weiter geht, ist unklar: Ökonom Carsten Brzeski von der ING Bank stellte fest, dass es von EZB-Präsidentin Christine Lagarde keine klaren Prognosen über den künftigen Zinsweg gab. „Wenn die Wirtschaft der Eurozone die EZB-Prognosen erfüllt, wird es weitere Zinssenkungen geben, aber das Risiko einer Verzögerung oder sogar nochmaligen Umkehr ist real“, ergänzte er. Insofern sei die heutige Senkung nicht unbedingt der Beginn eines Lockerungszyklus.

Ob der deutsche Aktienmarkt die 19.000 Punkte ansteuert, hängt auch an der konjunkturellen Lage. Die Bundesbank sieht die Wirtschaft nach einer rund zweijährigen Schwächephase langsam auf dem Aufwärtspfad. Getragen von einem anziehenden privaten Konsum und besseren Exportgeschäften ab der zweiten Jahreshälfte des laufenden Jahres fasse die deutsche Wirtschaft allmählich wieder Tritt.

„Die privaten Haushalte profitieren von kräftig steigenden Löhnen, einer allmählich sinkenden Inflation und dem stabilen Arbeitsmarkt“, erläuterte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel heute die jüngste halbjährliche Konjunkturprognose. Für das Gesamtjahr 2024 erwartet die Bundesbank ein Wachstum der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent.

Unterdessen haben die Unternehmen im April mehr exportiert. Die Ausfuhren stiegen gegenüber dem Vormonat um 1,6 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mit. Exportiert wurden Waren im Wert von 136,5 Milliarden Euro. Das waren 1,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Importe stiegen gegenüber dem Vormonat um 2,0 Prozent. Innerhalb eines Jahres gab es mit einem Volumen von 114,5 Milliarden Euro allerdings einen Rückgang um 0,6 Prozent.

Derweil hat die Industrie ihre Produktion im April leicht zurückgefahren. Gegenüber dem Vormonat sank die Gesamtherstellung laut Statistischem Bundesamt um 0,1 Prozent. Analysten hatten dagegen einen leichten Zuwachs der Produktion im Produzierenden Gewerbe von im Schnitt 0,2 Prozent erwartet. Der Rückgang folgt auf ein Minus von 0,4 Prozent im März. Im weniger schwankenden Dreimonatsvergleich stieg die Produktion bis April jedoch um 1,0 Prozent.    

Die US-Börsen haben sich nach den Höchstständen vom Mittwoch gestern nur wenig von der Stelle bewegt. Nach der erwarteten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) und einen Tag vor dem US-Arbeitsmarktbericht scheuten die Anleger eine klare Positionierung.

Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 erreichte zwar schon früh erneut einen Rekord, verlor am Ende aber 0,1 Prozent auf 19.021,19 Punkte. Gleiches galt für das marktbreite Börsenbarometer S&P 500 mit einem Kursrückgang um 0,02 Prozent auf 5352,96 Punkte. Der Leitindex Dow Jones Industrial, der sowohl den anderen Indizes als auch seinem Rekord seit einiger Zeit hinterherhinkt, gewann 0,2 Prozent auf 38 886,17 Punkte.

Aus Verunsicherung über die weitere Geldpolitik in den USA und Japan haben sich Anleger am Freitag mit Engagements an den asiatischen Aktienmärkten zurückgehalten. Japanische Aktien schlossen kaum verändert. Der Leitindex Nikkei 225 gab mit 0,05 Prozent auf 38 683,93 Punkte minimal nach. Tendenziell günstige Signale für die Konjunktur lieferten aktuelle Wirtschaftsdaten. Die Ausgaben der Haushalte waren im April zum ersten Mal seit 14 Monaten wieder gestiegen.

Etwas schwächer war die Tendenz unterdessen in China. Der Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong gab zuletzt um 0,64 Prozent auf 18 358,02 Punkte nach, während der CSI 300 mit den 300 wichtigsten Werten der chinesischen Festlandbörsen um 0,55 Prozent auf 3572,34 Zähler sank.

Die Angestellten des südkoreanischen Technologiekonzerns Samsung haben den ersten Streik der Unternehmensgeschichte begonnen. Die Streikteilnehmer hätten heute kollektiv bezahlten Urlaub genommen, sagte der Vorsitzende der Unternehmensgewerkschaft, Son Woo Mok. „Es wird davon ausgegangen, dass sich viele Beschäftigte daran beteiligen.“ Der Konzern gab sich gelassen. „Es gibt keine Auswirkungen auf die Produktion und die Geschäftsaktivitäten“, erklärte das Unternehmen. Bei Samsung laufen seit Januar laufen Tarifverhandlungen, die Angestellten fordern mehr Lohn. Eine Einigung mit der Gewerkschaft war bislang nicht in Sicht.

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus hat bei der Auslieferung neuer Jets im Mai nachgelassen. Der DAX-Konzern übergab 53 Passagierjets an seine Kunden, wie er am Donnerstagabend in Toulouse mitteilte. Im März und April hatte der Hersteller jeweils mehr als 60 Stück geschafft. Airbus muss sich weiter ranhalten, um in diesem Jahr wie geplant rund 800 Maschinen auszuliefern. Nach den ersten fünf Monaten hat der Konzern erst 256 Stück geschafft und damit noch nicht einmal ein Drittel seines Jahresziels.

Credit-Suisse-Anleihegläubiger haben vor einem New Yorker Gericht Klage gegen die Schweizerische Eidgenossenschaft eingereicht. Mit der Abschreibung von sogenannten AT1-Anleihen vor der Übernahme der Großbank durch die Rivalin UBS habe die Schweiz unrechtmäßig in die Eigentumsrechte der Kläger eingegriffen und nationalen Interessen den Vorrang gegenüber rechtlichen Verpflichtungen eingeräumt, hieß es in einer Mitteilung der mit der Klage betrauten Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan. Der Gesamtbetrag der Forderungen der sechs klagenden Gesellschaften belaufe sich auf rund 82,25 Millionen Dollar.

„Durch ihr Handeln hat die Schweiz unnötigerweise 17 Milliarden Dollar an AT1-Instrumenten vernichtet und damit die Eigentumsrechte der Inhaber dieser Instrumente zu Unrecht verletzt“, erklärte Quinn-Emanuel-Partner Dennis Hranitzky. „Die Beschwerdeführer verdienen eine vollständige Entschädigung für die unrechtmäßigen Handlungen der Schweiz und werden diese auch erhalten.“ Ein Sprecher des Schweizer Finanzministeriums wollte sich nicht zu der Klage äußern.

Source: tagesschau.de