Lufthansa bietet um Tap: Finale in Lissabon

Das Bieterrennen um die portugiesische Fluglinie TAP nimmt Fahrt auf. Am Donnerstag stieg die Deutsche Lufthansa offiziell in den Ring, nachdem der Erzrivale Air France/KLM vorgelegt hatte. Und noch kann auch der dritte große Spieler in Europa, die IAG-Gruppe (British Airways, Iberia), nachziehen. Dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr diese Großchance im kontinentalen Konsolidierungsdomino nicht vorüberziehen lässt, ist keine Überraschung. Seit Jahren betont der Mann an der Spitze von Europas größter Airline, dass Wachstum nur noch außerhalb des Heimatmarktes entstehen könne. Neue Slots, ein wesentlicher limitierender Faktor, winken vor allem durch Übernahmen staatlicher Fluggesellschaften, die alleine auf Dauer nicht überlebensfähig sind.
TAP ist für die Lufthansa die große und zugleich letzte Chance, den Claim für die Südatlantik-Verbindungen abzustecken. Denn im Sommer hatte man sich nach schwierigen Gesprächen aus den Verhandlungen mit Air Europa zurückgezogen. Und der spanische Hauptstadt-Airport Barajas als wichtiges Drehkreuz für Südamerika wird schon von Iberia und damit IAG dominiert. TAP ist zudem nicht nur der Schlüssel zur mit Abstand größten regionalen Destination Brasilien, sondern auch ein Partner in der Star Alliance, dessen Verlust es für Lufthansa zu verhindern gilt.
Doch steht Spohr in Lissabon vor schwierigen Verhandlungen. Denn die dortige Regierung weiß um ihre gute Verhandlungsposition, zumal TAP kein Sanierungsfall ist. Wenn es zum verbindlichen Angebot kommt, werden die Deutschen neben der finanziellen Offerte auch attraktive Perspektiven für die Zukunft von TAP aufzeigen müssen. Zudem ist bislang ein Minderheitsanteil vorgesehen.
Die Frage ist, ob Spohr diesen mittelfristig ebenso wie bei der italienischen ITA wegverhandeln kann. Deren Integration wird die Lufthansa Group übrigens noch lange beschäftigen. Nun geht in der Organisation die Sorge um, dass sich ein Einstieg bei TAP zum ultimativen Stresstest entwickeln könnte, während ausgerechnet die Kernmarke Lufthansa noch immer den Schwestermarken in Sachen Profitabilität und Qualität hinterherfliegt. Spohr kann vielleicht darauf setzen, dass sich das mehrstufige Verkaufsverfahren um TAP lange genug hinzieht, um die aktuellen Herausforderungen in den Griff zu bekommen. Im Finale von Lissabon muss er aber so oder so voll auf Sieg spielen.